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Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Wolfsthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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schien geradezu einzutauchen in die Wärme von Han’s Gegenwart. Sein Gesicht legte sich so sehr in Falten, dass es aussah wie trockenes Ödland.
    »Gibt es sonst noch etwas, das du brauchst, Hunts Alone?«, fragte Willo.
    Han schüttelte den Kopf. »Danke, Willo.«
    »Gib mir Bescheid, wenn er wieder gehen möchte«, sagte sie, drehte sich um und verließ die Gäste-Lodge.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich es mich macht, dass du noch am Leben bist.« Lucius hob die Flasche und wedelte bedeutsam damit. »Wir haben was zu feiern.«
    Lucius hatte immer etwas zu feiern. Han legte dem blinden Mann eine Hand auf den Ellenbogen und schob ihn zum Kamin. »Hier. Setz dich ans Feuer«, sagte er. »Fire Dancer ist auch hier. Möchtest du etwas Tee?«
    »Tee?« Lucius zog eine missbilligende Grimasse und ließ sich auf der Bank neben dem Kamin nieder. Er stellte die Becher sorgfältig neben sich ab. »Ich würde etwas Stärkeres vorziehen.«
    »Bleiben wir erstmal bei Tee«, schlug Han vor. Er füllte seinen und Dancers Becher neu und schenkte auch Lucius welchen ein. Dann schloss er die Hände des Blinden um den Becher und sorgte dafür, dass er ihn auch richtig festhielt, ehe Han sich selbst hinsetzte.
    »Nun«, sagte Lucius und stellte den Tee zur Seite, ohne ihn zu probieren. »Erzähl mir alles, Junge. Erzähl mir alles über Odenford. Meine Jahre auf der Akademie waren die besten meines ganzen Lebens. Bekämpfen sich die Schüler der verschiedenen Häuser immer noch auf der Brückenstraße?«
    »Ja«, sagte Han. »Und die Hochschulwachen verhaften sie immer noch.«
    »Die verfluchten Hochschulwachen«, murmelte Lucius. Seine milchigen Augen waren ganz auf eine persönliche Erinnerung gerichtet. »Die und ihre Sperrstunde. Alger, der hat sie immer in ihre hochnäsigen Nasen gezwickt, das sage ich dir. Er war wie eine Dampfschwade, dieser Kerl. Er ging, wohin er wollte und wann er wollte, und die Hochschulwachen konnten gar nichts dagegen tun.«
    »Genau darüber möchte ich mit dir sprechen«, sagte Han. »Über Alger.«
    »Über Alger?« Lucius’ Kopf zuckte hoch; jetzt war seine Miene argwöhnisch. »Was ist mit ihm?«
    »Wie war er, als du ihn gekannt hast?«, fragte Han. »Wie hat er zum Beispiel ausgesehen?«
    »Nun. Er war verdammt hübsch«, sagte Lucius. »Blonde Haare und blaue Augen – so blau wie der Indio im Hochsommer. Die Damen haben behauptet, dass man darin ertrinken könnte. Gut gebaut war er auch, und er konnte sich wie eine Katze bewegen. Ich hab mich damals auch nicht gerade schlecht gemacht, aber wenn es um Frauen ging, konnte ich nie mit Alger Waterlow mithalten.« Lucius rieb sich die Nase mit dem Handballen.
    »Einmal haben Alger und ich ein ganzes Wochenende in der Tempelschule verbracht – im Schlaftrakt der Frauen. Danach hat sich ein ganzer Haufen von Geweihten dagegen entschieden, das Gelübde abzulegen.« Lucius grinste und enthüllte dabei etliche Zahnlücken, doch das Grinsen verflüchtigte sich rasch wieder. »Natürlich hat diese ganze Aufreißerei ein Ende gehabt, als er Hanalea begegnet ist.«
    »Wie ist er mit den anderen Studenten klargekommen?«, fragte Han.
    »Er hatte irgendwas an sich«, erzählte Lucius. »Die Leute wollten mit ihm zusammen sein. Er hat sie angezogen. Er brauchte nur einen Raum zu betreten, und schon stand er im Mittelpunkt. Alle haben ihn geliebt.«
    Han rieb sich das Kinn. Sollte er tatsächlich glauben, dass der flammenäugige Dämonenkönig aus den alten Geschichten der angesagteste Kerl von ganz Odenford gewesen war?
    »Alle haben ihn geliebt – das heißt, abgesehen von Kinley Bayar«, berichtigte Lucius sich.
    »Kinley Bayar?«, fragte Han. »Wer ist das?«
    »Erinnerst du dich nicht mehr? Er war derjenige, der Königin Hanalea heiraten sollte.«
    »Oh ja, richtig.«
    »Sie waren wie Öl und Wasser – Kinley und Alger. Kinley wollte immer das Kommando haben. Und Alger genauso – und wann immer er und Kinley sich gegenüberstanden, hat Alger gewonnen, und Kinley konnte es nicht ertragen zu verlieren.«
    »Warst du jemals in Aediion?«, fragte Han abrupt.
    »Aediion?« Bei dem plötzlichen Themenwechsel blinzelte Lucius. »Na klar. Oft sogar. Das war unser geheimer, schnell erreichbarer Treffpunkt, besonders während des Bürgerkriegs.«
    Was einen Sinn ergab, sofern Crow die Wahrheit gesagt hatte.
    »Dancer und ich sind auch in Aediion gewesen«, sagte Han. »Ich habe dort jemanden getroffen, der behauptet, Alger Waterlow zu

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