Der Wolfsthron: Roman (German Edition)
Informationen über den Tod meiner Mutter hat, muss darüber mit Hauptmann Byrne sprechen. Wir werden in diesem Rat nicht mit Vorwürfen um uns werfen.«
Wie ein Patt zwischen rivalisierenden Gangs, dachte Han. Und Raisa ist diejenige, die versucht, der Streetlord von allen zu sein.
Raisa wartete, und als niemand etwas sagte, sprach sie weiter. »Was die Neuordnung der Armee betrifft, danke ich für Eure Ratschläge, aber ich habe meine Entscheidung getroffen. Dabei handelt es sich um keine impulsive Entscheidung, denn ich denke schon seit geraumer Zeit über diese Angelegenheit nach. Ich verlasse mich darauf, General Klemath, dass Ihr unseren neuen Rekruten eine angemessene Ausbildung gewährt.«
»Jawohl, Eure Hoheit«, sagte General Klemath und neigte den Kopf. »Wie Ihr wünscht. Aber da so viele andere Verpflichtungen drängen, hoffe ich, dass Ihr begreift, dass dies nicht über Nacht geschehen kann.«
Der Wechsel wird so langsam vorangehen, dass er sich nicht bemerkbar machen wird, dachte Han. In einem Jahr werden nicht mehr als eine weitere Handvoll Einheimische in der Armee sein, und Klemath wird nach wie vor seine Söldner haben.
»Ich verlange nicht von Euch, das ohne Unterstützung zu tun, General«, sagte Raisa süßlich. »Da Hauptmann Byrne Erfahrung im Umgang mit einheimischen Soldaten hat, wird er Euch dabei helfen, diese Aufgabe umzusetzen.« Sie verschränkte die Finger ineinander und stützte das Kinn auf die Hände. »Außerdem hat Redner Jemson Kontakte in Ragmarket und Southbridge, wo wir, wie ich erwarte, viele unserer Rekruten finden werden. Lord Averill ist mit den Camps verbunden. Die Clans sind in der Armee unterrepräsentiert, und ich habe vor, eine Streitmacht aufzustellen, in der alle Bevölkerungsgruppen der Fells vertreten sind.«
Sie machte eine Pause und sah die anderen der Reihe nach an. »Ihr vier seid dafür verantwortlich. Ihr werdet Euch mindestens einmal wöchentlich treffen, und ich erwarte einen monatlichen Bericht über den Fortschritt.«
Jetzt flackerte Verärgerung in Klemaths Gesicht auf, die er allerdings rasch wieder auslöschte. Jemson runzelte die Stirn und sah aus, als wollte er etwas sagen, schwieg dann aber doch. Byrnes Miene drückte aus, dass er dafür sorgen würde, dass es genau so geschah, wenn es das war, was die Königin wollte.
Sie hat ihn in die Klemme gebracht, dachte Han. Die Blaujacken und die Armee hassen einander. Aber sie hat kaum eine andere Chance, wenn sie diese Sache wirklich auf die Beine stellen will.
»Was für Angelegenheiten gibt es sonst noch?«, fragte Raisa und streckte die Arme vor sich aus, während sie die Schultern rollte, als würden sie schmerzen.
»Das hier ist von der Garnison bei Tamron Crossing eingetroffen, aber eigentlich kommt es aus Tamron Court«, sagte Klemath mürrisch und reichte ihr einen Umschlag. »Der Brief ist an Euch adressiert und stammt von Gerard Montaigne, Prinz von Tamron.«
Prinz Gerard! Han versteifte sich. Er und Dancer waren in Ardenscourt auf Gerard gestoßen, als er versucht hatte, sie für seine Magierarmee zu »rekrutieren«. Wäre Cat Tyburn nicht gewesen – wer wusste schon, wie die Sache ausgegangen wäre.
Es überraschte Han, dass Raisa ausgerechnet während dieser Besprechung diese Nachricht von Klemath erhielt. Wieso nicht zusammen mit den anderen Meldungen, die von der Grenze kamen?
Es sei denn, er wusste bereits, was drinstand, und wollte sehen, wie die Königin und der Rat auf den Inhalt reagierten.
Raisa verharrte einen Moment vollkommen still, dann holte sie tief Luft und nahm Klemath den Umschlag ab. Er war aus dickem cremefarbenem Briefpapier und mit einem Wachsstempel versiegelt. Sie brach das Siegel und holte den Brief heraus.
Sie faltete ihn auseinander und breitete ihn auf dem Tisch vor sich aus. Dann schob sie sich die Haare hinter die Ohren und neigte den Kopf, um die Botschaft zu lesen. Han konnte ihre Miene nicht deuten. Sie schien den Brief zweimal zu lesen und dabei mit dem Finger Zeile für Zeile über die Seiten zu tasten, als wollte sie sicherstellen, dass sie auch wirklich jedes Wort davon erfasste.
Als sie den Kopf wieder hob, hatte ihr Gesicht die Farbe und Beschaffenheit des gelbbraunen Marmors, der in den Steinbrüchen in We’enhaven abgebaut wurde. Sie drückte die Handballen auf den Tisch, klopfte mit den Fingern auf das Papier und starrte vor sich hin.
»Nun?«, fragte Lord Bayar ungeduldig. »Was sagt Montaigne?«
Raisa zuckte zusammen, als hätte
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