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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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sie rasch hinzu und biss die Zähne zusammen. Byrne ignorierte ihr Jammern, knetete die Haut und wischte das Blut weg, das jetzt austrat. Er wechselte die blutverschmierten Stofffetzen noch zwei weitere Male, dann schüttete er den Inhalt eines Beutels mit Pflanzensubstanzen in das restliche Wasser im Topf. Ein beißender Geruch stieg Raisa in die Nase. Schlangenbisswurz, dachte Raisa. Dazu geeignet, alle möglichen Gifte herauszuziehen.
    Byrne stieß den Stock ins Wasser und hob eine dampfende Masse aus stinkenden Wurzeln heraus. Nachdem das überschüssige Wasser abgetropft war, ließ er das Zeug auf einen sauberen Stofffetzen fallen, den er auf den Kiefernnadeln ausgebreitet hatte. Er faltete den Stoff zusammen und drückte das restliche Wasser aus.
    Dieses Päckchen legte er auf Raisas Nacken. Anfangs brannte es, doch dann fühlte es sich beruhigend an. Zum Schluss wickelte Byrne einen Leinenverband um das Ganze. »So. Wir lassen es ein paar Stunden dran und sehen dann nach, wie es sich entwickelt hat.«
    Raisa versuchte erfolglos, ein paar Wassertropfen wegzuwischen, die ihr den Rücken hinunterliefen.
    Byrne säuberte den Topf mit Schnee, dann füllte er ihn erneut und stellte ihn wieder ins Feuer. »Ich bringe den Pferden das Wasser und sehe mich noch einmal ein bisschen um«, sagte er.
    »Glaubt Ihr, dass die anderen von Eurem Tripel in der Lage sein werden, uns zu finden? Sollten wir auf sie warten, wenn das Wetter besser geworden ist?«
    Byrne schüttelte den Kopf. »Wir sollten besser hoffen, dass sie uns nicht finden, denn wenn sie es können, können das auch diejenigen, die uns den Hinterhalt gelegt haben.« Er machte sich an seinem Kästchen mit den Heilmitteln zu schaffen, packte alles wieder zusammen und wich dabei die ganze Zeit ihrem Blick aus. »Am besten ziehen wir allein weiter. Falls es Überlebende gibt … diejenigen, die dazu in der Lage sind, werden weiterkämpfen und unsere Verfolger aufhalten. Wir sind deutlich unterlegen, und daher ist es am klügsten, wenn wir ihnen so gut wie möglich aus dem Weg gehen. In diesen Bergen sind zwei Menschen viel schwerer auszumachen als ein ganzes Tripel.«
    Da begriff sie. Keiner von ihnen hat überlebt, dachte sie. Ihre Befehle hatten gelautet, unbedingt standzuhalten und zu kämpfen, wenn sie selbst erst einmal entkommen war; auch dann, wenn sie in der Unterzahl waren.
    »Sie sind alle tot ?« Sie dachte an die Männer und Frauen, wie sie in dem Zimmer in Delphi rings um sie herum auf dem Boden gelegen hatten. »Aber … sie waren noch so jung, die meisten von ihnen«, flüsterte sie.
    »Das ist unsere Aufgabe, Eure Hoheit.« Byrne hob den Trinkbeutel und schüttelte ihn sanft, als wollte er herausfinden, wie viel noch drin war. Er reichte ihn Raisa, aber sie schüttelte den Kopf.
    Sie presste die Handballen an die Schläfen und wünschte sich, das Schuldgefühl vertreiben zu können. »Nein«, flüsterte sie halb zu sich selbst. »Ich werde nicht zulassen, dass meine besten Soldaten auf diese Weise verschwendet werden.«
    »Wir haben nicht mehr viel zu essen und auch sonst kaum Vorräte«, stellte Byrne fest, als hätte sie gar nichts gesagt. Offensichtlich wollte er Raisa keine Zeit dazu lassen, ihre Verzweiflung allzu sehr zu spüren. »Was wir beide schon vorher bei uns hatten, ist alles, was wir noch haben. Wir können nur hoffen, dass wir so schnell wie möglich den Pass hinter uns bringen und nach Marisa Pines gelangen.«
    Genau das, was unsere Verfolger von uns erwarten, dachte Raisa.
    »Kommen wir jetzt zu den Waffen«, sprach Byrne weiter. »Wenn ich mich recht erinnere, könnt Ihr ziemlich gut mit einem Bogen umgehen.« Er ließ seine Hand auf Raisas Bogen sinken, der direkt neben ihm lag.
    Raisa nickte. Es war nicht die Zeit für falsche Bescheidenheit. »Ich bin gut im Bogenschießen, allerdings habe ich den da noch nicht ausprobiert. Er scheint aber von seiner Größe und seinem Gewicht zu mir zu passen.«
    »Könnt Ihr auch mit dem Schwert umgehen?«
    »Ich … Amon hat in den vergangenen Monaten hart mit mir daran gearbeitet«, sagte Raisa. »Aber es ist nicht gerade meine Stärke.«
    »Versucht es mal mit diesem hier.« Er reichte ihr sein Schwert mit dem Heft voran.
    Raisa stand auf und packte das Heft mit beiden Händen. Es glich dem Schwert von Hanalea, dem Symbol der Wache der Königin. Die Parierstange bestand aus schwerem Edelmetall und sollte an ihre wogenden Locken erinnern, während der Knauf die Gestalt einer Frau hatte.
    Es

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