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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schlanken Hals, die schönen spitzen Brüste trugen tiefe Kratzwunden. Der Unterleib war geschwollen – hier hatten Brunos Tritte große rote Flecken hinterlassen.
    Vandura arbeitete wortlos, mit zusammengepreßten Lippen. Er kühlte die Hämatome, strich über die Wunden Merphen orange, eine Desinfektionstinktur, massierte vorsichtig den Unterbauch und gab Katja eine Kreislaufinjektion. Dann legte er das Kleid über ihren ausgebreiteten herrlichen Körper und richtete sich auf. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich neben Katja.
    »Soll ich die Polizei benachrichtigen?«
    »Nein, bitte nicht …« Katja hatte die Augen geschlossen. Die Hände Vanduras an ihrem Körper waren wie eine Betäubung gewesen. Sie spürte keine Schmerzen mehr, keine Erregung, keine Angst. Nur noch Wärme war in ihr, Glück und das Gefühl der Geborgenheit.
    »Sie wollen Ihren Mann nicht anzeigen?«
    »Nein.«
    »Sie lieben ihn noch?«
    »Nein, ich hasse ihn! Ich verabscheue ihn. Er ekelt mich an …«
    »Ich werde Sie zu einem Freund nach Garmisch bringen. Er hat dort eine Pension. An einem Berghang. Ein wahres Paradies. Dort werden Sie sich erholen.«
    Sie gab keine Antwort, öffnete nur die Augen und sah ihn stumm an. Dr. Vandura blickte zur Seite.
    »Nein«, sagte er dunkel. »Sie können nicht bei mir bleiben. Das ist ganz ausgeschlossen. Dieses Gerede! Es gäbe einen Skandal. Ihr Mann würde Plakate drucken lassen und an allen Ecken aufhängen: Dr. Vandura hat mir meine Frau weggenommen! Ich könnte die Praxis schließen. Ich bringe Sie an einen neutralen Ort, und dort warten wir ab …«
    »Auf was sollen wir warten?« Sie hob die Hände und drehte die Handflächen zu ihm. Es war die uralte Gebärde der Aufgabe, der Niederlage, des Nichts. »Ich habe nichts mehr.«
    »Ihr Leben.«
    »Ist das etwas?«
    »Ein herrliches Leben! Jeden Morgen, wenn die Sonne aufgeht, wenn die Lerchen in den Himmel steigen, wenn die Wolkenränder sich violett färben, das Gras duftet, die Blumen ihre Blüten öffnen, schwer vom Tau, die Erde atmet und der Wind in den Zweigen raschelt, jeden Morgen sollten wir die Arme ausbreiten, tief einatmen und rufen: Ich lebe! Ich lebe! Es gibt nichts Schöneres, glauben Sie mir.«
    Sie schüttelte den Kopf und ließ die Hände an sich herunterfallen. »Ich will nicht mehr«, sagte sie leise. »Ich kann nicht mehr … Bringen Sie mich nach Garmisch, von mir aus – bei der nächsten Gelegenheit stürze ich mich den Berg hinunter. Es geht nicht mehr.«
    »Ihre Seele ist wund – wir werden sie heilen.«
    »In Garmisch …«
    Dr. Vandura legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie nahm sie und schob sie tiefer über ihre Brüste. Er wehrte sich nicht, er zog sie nicht zurück, nur als sie über ihren Brüsten lagen, spürte sie ein Zucken in den Fingern.
    »Ich bin so ruhig«, sagte sie leise, »wenn ich dich spüre. Die Welt ist wirklich schön – so licht und so weit … Und ich habe keine wunde Seele mehr …«
    »Wir treiben in ein Unglück, Katja.« Vandura beugte sich über sie. Was mache ich, dachte er. Ich bin wahnsinnig. Der oberste Grundsatz eines Arztes: Verlieb dich nie in deine Patientin! Hämmere ihn dir ein – hämmere deinen Verstand mit ihm wach. »Wir balancieren an einem Abgrund.«
    »Laß uns in ihn hineinspringen.«
    »Und dann?«
    »Nichts. Gar nichts. Aber er gehört uns allein, der Abgrund. Uns ganz allein. Den kann uns keiner wegnehmen …«
    Ihre Arme fuhren empor, umklammerten seinen Nacken, zogen seinen Kopf hinunter. Er roch den Duft ihres Haares und ihres Körpers, seine Hände strichen über ihren Leib.
    »Wir sind verrückt!« sagte er rauh. »Man sollte uns einsperren …«
    Dann küßte er sie …
    Die Katastrophe hatte begonnen.
    Sie sprangen in den Abgrund –

2
    Der Morgen dämmerte schon, aus den Gärten und Parks rund um die Villen stieg feuchter Dunst und flatterten verschlafene Vögel auf, der Himmel überzog sich mit rosa Streifen und langgestreckten gezackten Wolken und sah aus wie ein abstraktes Gemälde, als Vandura mit seinem kleinen Sportwagen Katja nach Hause brachte.
    »Es muß sein«, hatte er zu ihr gesagt. Sie hatte sich zuerst gewehrt, hatte ihn angefleht, bei ihm bleiben zu dürfen, auf die Knie war sie gefallen und hatte schließlich gedroht, sich umzubringeen, in die Isar zu stürzen, von der Großhesseloher Brücke herunter … Vandura war hart geblieben, so erschüttert er auch von der Angst Katjas war. »Ich verspreche dir, draußen zu warten. Wenn er dich

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