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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wieder schlägt, komm heraus. Wir fahren dann sofort zu einem Anwalt. Es wäre überhaupt das Beste, einen guten Rechtsanwalt zu nehmen. Wenn du deinen Mann jetzt verläßt, wenn er von unserem Zusammensein erfährt, vor allem, wenn du hier bei mir bleibst, wird dich jedes Gericht als schuldig scheiden. Wir müssen alles vermeiden, was Hellersen gegen dich anwenden kann –«
    »Wenn nicht heute – dann wird er mich morgen quälen! Oh, du kennst ihn nicht. Er ist ein Genie des Sadismus! Ein Mörder tötet schnell – er tötet langsam, in kleinen Dosen, immer ein Stückchen mehr, bis der Körper auseinanderfällt …« Sie lehnte den Kopf an Vanduras Schulter und weinte. »Ich liebe dich, Ralf, ich liebe dich – schick mich nicht weg!«
    Jetzt, als sie durch das schlafende Grünwald fuhren, war Katja ruhiger und mutiger geworden. Sie hatte sich überzeugen lassen. Vandura hatte ihr geraten:
    »Wenn Hellersen wieder versucht, dich zu mißhandeln, dann sagst du: ›Bitte, tu es! Ich wehre mich nicht, ich laufe nicht mehr weg! Aber ich werde hinterher zu einem Arzt gehen, die Mißhandlungen feststellen lassen und den Bericht dem Rechtsanwalt übergeben! Schlag nur, schlag – jeder blaue Fleck ist ein Beweis gegen dich!‹ Das wird Hellersen abhalten – er ist schließlich kein Idiot! Zeig ihm die Zähne, Liebling – wehre dich auf andere Art!«
    Dann hatte er sie geküßt, und unter seiner Zärtlichkeit schwand alle Angst dahin.
    »Ich warte hier«, sagte Dr. Vandura, als sie die Villa Hellersen erreicht hatten. Er blickte auf seine Armbanduhr. Sieben Uhr. Um neun begann erst die Praxis. »Eine Stunde – einverstanden? Und Mut, Liebling …«
    Katja nickte schweigend. Langsam mit fast tastenden Schritten überquerte sie die Straße, schloß das große, schmiedeeiserne Tor auf und ging die asphaltierte Auffahrt hinauf. Im Rosengarten arbeitete bereits der Gärtner und grüßte, indem er seinen grünen Strohhut abnahm. Die Haustür stand offen. In der großen Diele saugte Elfriede, das Hausmädchen, den chinesischen Teppich. Sie wunderte sich nicht, woher Katja an diesem frühen Morgen kam – in diesem Hause hatte man sich das Staunen abgewöhnt.
    Katja blieb an der geschwungenen Treppe zu dem oberen Schlaftrakt stehen und sah Elfriede zu, wie sie den Klopfsauger hin und her bewegte. Zwölf Stufen hinauf sind es, dachte sie und zog die Schultern hoch. Zwölfmal Todesangst. Vandura wird das nie verstehen, auch er ist nur ein Mann.
    »Guten Morgen, gnädige Frau«, rief Elfriede laut, um den Staubsauger zu übertönen. Katja zuckte zusammen.
    »Guten Morgen, Elfriede. Ist mein Mann schon auf?«
    »Ich habe den gnädigen Herrn noch nicht gesehen.«
    »Nicht in der Schwimmhalle?«
    »Die ist leer.«
    »Danke.«
    Ich muß hinauf, dachte Katja. Der Weg bleibt mir nicht erspart. Im Frühstückszimmer, im Schwimmbad, irgendwo hier im Hause wäre es einfacher gewesen. Noch weiß das Personal nichts, noch ist Bruno der reiche, joviale Mann, den alle mögen wegen seiner Leutseligkeit und Großzügigkeit. Blinde Bettler sind sie alle, die nur das Geldstück in der Handfläche spüren und sonst nichts.
    Mit steifen Beinen stieg sie die Treppe hinauf, ging in ihr Schlafzimmer und überblickte die Zerstörung, die Bruno angerichtet hatte. Sie hatte nichts anderes erwartet – das zerrissene Bett, den zertrümmerten Spiegel, einen Rokokostuhl, an die Wand gefeuert, daß zwei Beine abbrachen, aufgerissene Schränke, herausgerissene Kleider, über den ganzen Boden verstreut – das Chaos eines Tobsüchtigen.
    Sie bückte sich, sammelte die Kleider auf, hing sie in den Schrank und begann, das Bett zu ordnen. Als sie um das Bett herumging, um die Tür zu dem kleinen Balkon zu öffnen, prallte sie zurück und lehnte sich erschrocken an die Wand.
    Zwischen Fenster und Bett lag Bruno Hellersen. Sein Gesicht war rot und aufgedunsen, die Lippen schimmerten blau. Er lag auf dem Rücken, die Arme von sich gestreckt, mit gespreizten Beinen.
    Katja warf sich herum und rannte aus dem Zimmer. Sie stürzte die Treppe hinunter, an der verblüfften Elfriede vorbei, hetzte durch den Park und lief auf die Straße. Drüben auf der anderen Seite sprang Dr. Vandura aus dem Wagen. Ein Schwein, knirschte es in ihm. Er schlägt sie wieder! Ich werde Katja zu einem Kollegen fahren, die Verletzungen feststellen lassen und dann in Sicherheit bringen. Und rücksichtslos werden wir dann die Maske von diesem Biedermann herunterreißen. So grausam es klingt –

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