Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
Märchen beschränkt.
• ich hätte mir nicht den iPod meines Bruders Ed zum Rollerbladen ausgeliehen.
Oder versucht, cool auszusehen und rückwärts zu fahren und dabei auf den Hintern zu fallen. Korrektur: auf den iPod. Der jetzt kaputt ist.
• meine Visa Karte wäre nicht an der Kasse von Sains bury’s abgelehnt worden.
Eine Peinlichkeit allererster Güte, von einem säuerlich dreinschauenden Filialleiter in einen kleinen Nebenraum geführt zu werden, wo er meine Bank anrief, anschließend nach einer Schere griff und meinen flexiblen, glänzenden Freund »auf Anweisung Ihres Bankberaters« in zwei Hälften schnitt.
• ich hätte gemerkt, dass die Bemerkung des Verkäu fers in der Videothek, Swept Away mit Madonna sei ein Klassiker, ironisch gemeint war.
Ich höre ein Pfeifen und kehre ins Hier und Jetzt zurück. Nur um eine Horde Bauarbeiter zu sehen, die auf meine Brüste starren. Was mich prompt zum nächsten Punkt auf meiner Wunschliste führt.
• ich hätte heute Morgen einen BH angezogen.
Mit gesenktem Kopf versuche ich, möglichst lässig an ihnen vorbeizuschlendern. O.K., beachte sie einfach nicht, Heather. Kein Blickkontakt. Geh einfach weiter und tu so, als würdest du sie nicht sehen. Nur noch ein paar Schritte, dann bist du an ihnen vorbei. Ganz locker … Siehst du, Bauarbeiter sind eigentlich gar nicht so übel.
»Hey, zeig uns mal deine Titten!«
• Ich wünschte, alle Bauarbeiter hätten einen winzigen Penis.
Mit glühenden Wangen eile ich an ihnen vorbei und gebe vor, einen Blick auf meine Uhr zu werfen, um nicht in ihre Richtung sehen zu müssen. Und dann sehe ich, wie spät es ist. Verdammt!
• Ich wünschte, ich käme nicht zu spät zu meinem Termin mit Brian vor dem Standesamt um zehn.
Denn es ist bereits zwanzig Minuten nach zehn. Und er wird mich umbringen.
Auf den Stufen des Standesamtes von Marylebone steht ein schlanker, attraktiver grauhaariger Mann in einem anthrazitgrauen Flanellanzug, der ohne Weiteres als Mittfünfziger durchgehen würde, obwohl er in Wahrheit zehn Jahre älter ist, und wippt in seinen auf Hochglanz polierten Schuhen rhythmisch vor und zurück. Er sieht auf die Uhr, dann auf die Straße, dann seufzt er und richtet seine Aufmerksamkeit auf sein Knopfloch. Die rosa Nelke beginnt in der Hitze schlapp zu machen, und ärgerlich zupft er daran herum.
Es ist Brian. Wegen des Gedränges auf dem Bürgersteig kann er mich nicht sehen, aber ich ihn. Er gibt ein etwas seltsames Bild ab, wie er da allein und adrett in seinem maßgeschneiderten Anzug steht, inmitten von Konfetti anderer Leute. Einige Passanten werfen ihm mitfühlende Blicke zu. Nicht dass er sie bemerken würde. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, wieder auf die Uhr zu sehen und sein Mobiltelefon aus der Brusttasche zu ziehen. Er klappt es auf, tippt eine Nummer ein, wobei seine Finger umständlich die Tasten betätigen wie jemand, der nicht Maschine schreiben kann, und hält es an sein Ohr.
Aus etwa hundert Metern Entfernung dringt ein vertrautes Geräusch an mein Ohr. Ich taste mich durch die Tiefen meiner Handtasche, bis ich mein Nokia endlich gefunden habe. Gerade als es aufhört zu läuten. Verdammt.
Ich reiße es gemeinsam mit der Freisprechanlage heraus, die wie üblich völlig verheddert ist, und starre auf das Display. Ein Anruf in Abwesenheit. Eilig rufe ich die Voicemail ab. »Sie haben eine neue Nachricht.«
Während ich sie abhöre, winke ich Brian hektisch zu, doch er hat mir den Rücken zugewandt, so dass ich lediglich seine gebeugten Schultern sehen kann, als er sich eine Zigarette anzündet.
»Ich bin’s, Brian. Ich stehe vor dem Standesamt und werde allmählich etwas nervös. Und, na ja, ich will nicht lange darum herumreden, Heather. Wo zum Teufel bist du?«
Oh je.
Seine zischende Stimme verrät mir, dass ich in der Klemme stecke. Eilig drücke ich die Wahltaste und habe ihn beim ersten Läuten an der Strippe. »Heather?«
»Ich bin schon da«, stoße ich hervor, trete hinter ihn und tippe ihm auf die Schulter.
Mein Versuch, das Ganze von der humorvollen Seite anzugehen, beschert ihm beinahe einen Herzinfarkt. Brian fährt herum, schlägt sich mit der Hand auf die Brust, die brennende Benson & Hedges zwischen den Fingern, und starrt mich vorwurfsvoll an. »Du kommst zu spät«, blafft er in sein Mobiltelefon, klappt es, als er merkt, was er getan hat, fluchend zu und steckt es in die Tasche.
»Ich weiß, und es tut
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