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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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geheiratet habe. Welche Entschuldigung hast du?«
    Er drehte sich um und humpelte hinaus. Belle sah ihm nach. Ihr war noch schwerer ums Herz als zuvor.

KAPITEL 25
    Belle blieb in der offenen Tür zu Dr. Towles Sprechzimmer zögernd stehen. Er saß an seinem Schreibtisch und notierte sich etwas, und einen Moment lang hätte sie am liebsten einen Rückzieher gemacht.
    Aber er blickte auf und lächelte. »Nur herein, Mrs. Reilly, ich beiße nicht!«
    Der Arzt genoss in Blackheath den Ruf, ein Freund der Damen zu sein. Belle, die nur wusste, wie gütig er zu ihr gewesen war, als sie ihr Baby verloren hatte, und wie viel Mitgefühl er Jimmy entgegenbrachte, hielt das für ungerechtfertigt. Doch ein erfreulicher Anblick war er bestimmt: groß, gut gebaut, mit einem stets bereiten Lächeln und einem Zwinkern in den dunklen Augen. Sein ebenfalls dunkles Haar war leicht mit Grau durchsetzt, der einzige deutliche Hinweis, dass er über vierzig war. Belle fand es traurig, dass dumme Menschen sein Verständnis für weibliche Probleme falsch auslegten.
    Im vollen Bewusstsein, ihre Worte nicht mehr zurücknehmen zu können, wenn sie ihre Probleme mit Jimmy erst einmal angesprochen hatte, nahm sie Platz.
    »Sie sehen blass und angegriffen aus«, stellte er mitfühlend fest. »Fehlt Ihnen etwas? Oder geht es bei Ihrem Besuch um Ihren Mann?«
    »Ja, es geht um Mr. Reilly«, gestand sie und ließ den Kopf hängen. »Ich bin mit meinem Latein am Ende, Herr Doktor. Er ist so mürrisch, so …« Sie brach ab, weil sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten konnte. »Entschuldigen Sie bitte!«, brachte sie heraus und kramte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch.
    Es war Ende Juli, und in den letzten zwei Wochen war es so heiß gewesen, dass man nachts nicht schlafen konnte und tagsüber kaum die Energie für die leichtesten Arbeiten aufbrachte. Doch sie wäre mit der Hitze, mit Essen, das verdarb, noch bevor es gekocht wurde, und mit dem Staub, der alles überzog, fertiggeworden, wenn nur Jimmy aus seiner düsteren Stimmung herausgekommen wäre.
    Immer wieder hatte er sie mit Fragen nach Etienne bestürmt, meistens, um dem Mann Vorwürfe zu machen, weil er ihn gerettet hatte, manchmal jedoch auch voller Argwohn, dass sich in Paris etwas zwischen Belle und ihm abgespielt hatte. In diesem Punkt war sie wenigstens frei von jeder Schuld, aber Jimmy fragte sie auch nach ihrer Zeit im Lazarett aus und wollte wissen, wie die Fahrer und Sanitäter dort gewesen waren. Er war wie ein Hund, der einen Knochen ausgegraben hatte und sich immer wieder darauf stürzte, mit einer solchen Hartnäckigkeit, dass sie manchmal hätte schreien können. Es gab Augenblicke, in denen sie stark versucht war, zur Tür hinauszugehen und nie wiederzukommen. Nur der Gedanke an Mog hielt sie zurück.
    Der Arzt beugte sich vor und legte seine Unterarme auf den Tisch. »Ich habe beobachtet, dass das eine der vielen verstörenden Nebenwirkungen bei Verwundeten ist, wenn sie wieder zu Hause sind. Auch wenn sie jeden Moment da drüben gehasst haben, hatte jeder Tag seinen Zweck und sein Ziel, und das fehlt ihnen jetzt. Sie und viele andere Frauen haben gelernt, auch ohne ihre Männer zurechtzukommen. Sosehr man sie vermisst und sich nach ihnen gesehnt hat – es muss sehr schwer sein, sich an ihre Heimkehr zu gewöhnen, wenn sie nicht länger die starken, tüchtigen Männer sind, denen man Lebewohl gesagt hat.«
    Belle nickte und tupfte sich die Augen.
    »Ich habe schon manche liebende Ehefrau hier in meiner Praxis gehabt, die mir anvertraute, wie viel Zuwendung ihr Mann fordert, wie kritisch er ihr gegenüber ist, und einige sagen, dass sie von ihnen kein Zeichen der Zuneigung mehr zu erwarten haben. Geht es Ihnen auch so?«
    Belle holte tief Luft. Wenn sich andere Frauen Dr. Towle anvertrauen konnten, konnte sie es auch. »Ja. Er ist ein anderer Mensch geworden. Früher hatte jeder Jimmy gern, er war an seinen Mitmenschen interessiert und großzügig mit seiner Zeit und seiner Zuneigung. Einfach ein großartiger Mann. Doch damit ist es jetzt vorbei. Er ist verbittert und schwierig.«
    »Es wird besser werden, Mrs. Reilly.«
    »Wirklich?«, fragte sie bedrückt. »Seit er wieder hier ist, hat er kaum das Haus verlassen. Er weigert sich, das Gehen mit seiner Beinprothese zu üben, und spricht nicht mit mir. Manchmal sieht er mich an, als hasste er mich. Er zermürbt mich so sehr, dass ich am liebsten weglaufen würde.«
    »Und wie ist er zu Mr. und Mrs.

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