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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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morgen auf meiner Runde vorbei. Erzählen Sie ihm nichts davon, sonst findet er vielleicht eine Ausrede, um mich nicht sehen zu müssen. Weiß er, dass Sie heute bei mir sind?«
    »Nein. Sonst hätte es bloß wieder Streit gegeben.«
    »Dann werde ich Ihren Besuch auch nicht erwähnen. Ich kann Ihnen nur einen Rat geben, Mrs. Reilly: Lassen Sie sich nicht unterkriegen! Wenn Ihr Mann schmollt, gehen Sie einfach! Versuchen Sie nicht ständig, ihm gut zuzureden! Das nützt nichts und macht Sie nur noch wütender auf ihn. Und gönnen Sie sich ein bisschen Ruhe! Sie sehen völlig erschöpft aus.«
    Nachdem Belle sich verabschiedet hatte, saß Dr. Towle noch eine Weile an seinem Schreibtisch und betrachtete seine wenigen Notizen. Belle hatte ihn von jeher fasziniert, schon damals, als sie und ihre Tante nach Blackheath gezogen waren und ein paar Häuser von seiner Praxis entfernt gewohnt hatten. Ihr Aussehen allein erregte Aufmerksamkeit, aber es war mehr als nur das. Sie hatte nichts von der gekünstelten Mädchenhaftigkeit, die er gewöhnt war, sie sah den Leuten offen in die Augen und hatte ein unbefangenes Auftreten, das ihm sehr gut gefiel.
    In der Zeit, in der sie ihren Hutsalon auf der Tranquil Vale geführt hatte, war sie bei Männern wie Frauen ein beliebtes Gesprächsthema gewesen. Sie wurde für ihr Talent, ihre Ausstrahlung und ihr Aussehen bewundert, doch da war noch etwas an ihr, etwas, das sich schwer benennen ließ. Einige fanden, sie sei weltgewandt, und benutzten Wörter wie »selbstbewusst«, »souverän« oder sogar »rassig«, um sie zu beschreiben. Aber sogar seine eigene Frau, die für ihr präzises Urteilsvermögen bekannt war, konnte nur andeuten, dass Belle ihrer Meinung nach »eine Vergangenheit« hatte.
    Für ihre ehrenamtliche Arbeit im Royal Herbert Hospital wurde Belle allgemein bewundert. Es sprach sich herum, dass sie gewissenhaft und tüchtig war, doch als sie nach Frankreich ging, waren viele Leute der Meinung, das Fahren eines Rettungswagens sei eine unpassende Tätigkeit für eine verheiratete junge Frau. Dann goss diese gehässige Mrs. Forbes-Alton mit ihrer Behauptung, Belle hätte ihre Tochter Miranda auf Abwege geführt, Öl ins Feuer, und der Klatsch nahm zu. Später, kurz nach Mirandas tragischem Tod, erschien jener befremdliche Zeitungsartikel über Belle, der von allen mit großem Genuss gelesen wurde.
    Dr. Towle konnte sich an den Prozess gegen diesen Kent und seinen Tod am Galgen erinnern. Damals hatte er großes Mitleid mit all seinen unschuldigen Opfern gehabt, und es hatte ihn entsetzt, zu erfahren, dass Belle Reilly zu ihnen zählte. Doch wie er seiner Frau vorhielt, die leider genauso bereit war wie Mrs. Forbes-Alton, Belle zu verdammen, gehörte große Courage dazu, eine solche Tragödie zu überleben und dafür zu sorgen, dass der Verantwortliche vor Gericht gestellt wurde.
    Wie konnte er ihrem Mann Mut zusprechen? Sollte er ihm vielleicht diskret zu verstehen geben, dass er seine schöne Frau verlieren könnte, wenn er nicht endlich sein Schicksal in die Hand nahm?
    Belle verpasste Dr. Towles Besuch, weil sie am Nachmittag ausgegangen war, um Fleisch zu kaufen, und eine Stunde anstand, nur um festzustellen, dass der Fleischer keine Ware mehr hatte, als sie endlich an der Reihe war. Es gelang ihr allerdings, ein paar Eier und etwas Käse aufzutreiben, aus denen sie zum Abendessen leckere Omelettes zubereiten wollte.
    Sie war verschwitzt und müde, und als sie in die Küche kam und Jimmy immer noch dort vorfand, wo er bei ihrem Fortgehen gesessen hatte, lag ihr eine spitze Bemerkung auf der Zunge. Doch zu ihrer Überraschung blickte er auf und lächelte sie an.
    »Du siehst total erledigt aus«, sagte er. »Musstest du lange anstehen?«
    Zum ersten Mal sprach er über so etwas wie Warteschlangen vor den Geschäften, und Mitgefühl hatte er bisher auch nicht gezeigt.
    »Über eine Stunde beim Fleischer, um dann doch nichts zu bekommen«, seufzte sie. »Ich hoffe, Garth treibt in den nächsten Tagen irgendwo ein Kaninchen oder sonst was auf.« Sie ging zur Spüle, ließ Wasser in ein Glas laufen und leerte es in einem Zug. »Wo ist Mog?«
    »Bei irgendeinem Handarbeitsverein, und Garth macht ein Nickerchen. Dr. Towle war übrigens vorhin hier.«
    »Ach ja?«, sagte Belle. »Und wer hat ihn ins Haus gelassen?«
    »Ich. Ich kann die Tür öffnen«, erwiderte Jimmy, aber ohne den Sarkasmus, den er sonst an den Tag legte. »Er hat mir einen Vortrag über Apathie

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