Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme

Titel: Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender

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Mann kicherte über seinen Witz. »Jetzt dreh dich um«, befahl er. »Und folge mir. Wir haben ein nettes Willkommen für euch im Dorf vorbereitet.«
    Als Brionna sich nach ihm umwandte, hielt sie den Atem an. Nicht dass er so ältlich war mit zotteligem weißem Haar, das ihm am Kinn und an den Kopfseiten über den Ohren wuchs, überraschte sie. Auch nicht, dass er so gebrechlich aussah, dünn wie ein krummer alter Baum.
    Nein, was sie überraschte, war sein rechtes Auge, so blutunterlaufen, dass es rosa erschien.
Unnatürlich
rosa.

4
Die Kraft der Schwingen
    L angsam stand Scree auf. Mit einer Grimasse reagierte er auf den Schmerz in seiner Seite und auch auf den Anblick des Dorfes, das von Feuerwurzels Lava spuckenden Vulkanen umgeben war. Hier lebten die Adlermenschen vom Bram Kaie Clan und gerade hatte Scree ihren Anführer getötet – bevor er entdeckte, dass der Anführer zugleich sein eigener Sohn gewesen war.
    Groß und grimmig stand Scree vor den Dorfbewohnern, die sich um ihn drängten. Es waren Junge und Alte, Männer und Frauen, Schlanke und Stämmige. Einige wie Scree standen in menschlicher Gestalt da; andere hatten Krallen und große Flügel, deren Federn im rötlichen Glanz der Wolken schimmerten. Und die Menge wurde immer größer. Adlermenschen kletterten aus den befestigten Nestern, eilten durch die mit Obsidian gepflasterten Straßen, kletterten auf die juwelengeschmückten Statuen fliegender Adler und auf Stangen mit seidenen Fahnen – alle wollten den Krieger sehen, der so kühn ihren Anführer herausgefordert und den Kampf gewonnen hatte.
    Ein schwefliger Wind blies über den feuergeschwärzten Bergrücken und bestäubte die Dorfbewohner mit schwarzerAsche und Bimssteinsplittern. Sie drängten sich enger zusammen, rempelten einander an, reckten die Hälse und plusterten die Flügel auf, während sie einen gewissen Abstand von Scree wahrten. Dann verstummten sie und warteten darauf, dass er redete.
    Er schaute missmutig drein und rieb sich die Hände an den blutbefleckten Leggings ab. Trotz seiner Verletzung richtete er sich zu seiner ganzen Größe auf. Das rostrote Licht der Vulkanlandschaft tönte seine nackte muskulöse Brust.
    »Ich bin Scree«, erklärte er. »Und ich bin euer neuer Führer.«
    Unterdrücktes Geflüster, Ausrufe und hastige Gespräche sprudelten ringsum auf wie geschmolzene Lava. Flügel wurden geöffnet und besorgt wieder geschlossen, während Krallen auf dem Boden kratzten. Scree wartete, bevor er weitersprach, er wusste, dass sein Anspruch, den Clan zu führen, nicht weniger riskant war als die Schlacht, die er gerade überlebt hatte. Einige Dorfbewohner mussten ihn ablehnen als einen Außenseiter, der versuchen wollte, sie zu führen – und noch dazu in eine völlig andere Richtung, weg von den Überfällen und Plünderungen ihrer Vergangenheit.
    Doch das war sein Ziel. Nichts weniger. Nur so konnte er Tamwyn, Elli und Brionna helfen – ihnen und Avalon. Denn er wusste, dass das Schicksal ihrer Welt jetzt darauf beruhte, was an zwei weit entfernten Orten geschah: irgendwo in den Sternen, falls es Tamwyn tatsächlich gelungen war, am Leben zu bleiben, und auf den Ebenen vonIsenwy, wo bald eine große Schlacht geschlagen wurde. Und wenn Scree sich durchsetzte, würden Adlermänner aus diesem Clan in Isenwy mitkämpfen.
    Er schaute über die Dorfbewohner ringsum, während sie langsam wieder ruhiger wurden. Doch als er in ihre Gesichter sah, dachte er an einige andere Gesichter – von denen er wusste, dass er sie nie mehr sehen würde. Da war Tamwyn, sein Bruder, den er endlich gefunden hatte, nur um ihn wieder zu verlieren. Da war Brionna, deren seltsames elfisches Verhalten ihn so stark anzog, selbst wenn er anscheinend entschlossen war, sie wegzustoßen. Und da war Arc-kaya, die Adlerfrau mit ihrer liebevollen Güte, die einen so brutalen Tod erlitten hatte.
    Und da war noch ein Gesicht, das er nicht vergessen konnte – das eines goldäugigen Adlerjungen namens Hawkeen. Scree wünschte sich, er hätte mehr Zeit mit diesem Jungen verbringen können, der ihn so sehr an sein jüngeres Ich erinnerte. Aber damals hatte er sofort abreisen und Hawkeen hinter sich lassen müssen.
    Plötzlich drängte sich ein stämmiger Adlermann durch die Menge. »Was bringt dich auf die Idee, du könntest uns führen?«, fragte er.
    Scree sah den Fragenden ernst an. Obwohl dieser Adlermann in menschlicher Gestalt vor ihm stand, schien er bereit zu sein, sofort seine Flügel wachsen zu