Der Zaubercode
möchte hier weg«, sagte Gala zu Blaise, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass die Löwen Maya und Esther in Ruhe ließen.
Sie fühlte sich besser, weil sie Blaise bei sich hatte, aber sie musste trotzdem so schnell wie möglich von diesem Schlachtfeld wegkommen. Entsetzlich starke Schuldgefühle nagten in ihr. Sie hatte heute Menschen getötet; sie hatte ihre Existenz ausgelöscht. Es war das schlimmste Verbrechen, welches Gala einfiel, und sie hatte es begangen.
Sie spielte die verschiedenen was-wäre-wenn- Szenarien, in ihrem Kopf durch. Was, wenn sie in der Lage gewesen wäre, sie einfach einschlafen zu lassen? Was, wenn ihre Schwerter einfach verschwunden wären, anstatt in tausend Stücke zu zersplittern? Wenn sie in der Lage gewesen wäre, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren, hätte sie sich dann verteidigen können, ohne dabei jemanden umzubringen?
»Ja«, stimmte Blaise ihr zu. »Wir müssen los. Wir könnten uns in einem der anderen Gebiete verstecken—«
»Nein«, meinte Esther, die zu ihnen kam. »Sie werden dich erkennen — und das gleiche gilt jetzt auch für Gala. Keine Verkleidung wird sie nach dem, was heute hier passiert ist, noch verbergen können.« Sie zeigte auf das Feld.
Maya kam auch näher. »Esther hat Recht. Außerdem beginnt sie—« sie zeigte auf Gala, »—immer verrücktere Zauber zu erschaffen, wenn sie sich aufregt.«
Gala schaute Maya an und war schockiert darüber, dass die alte Frau Recht hatte. Ihre Magie — ihre unkontrollierbaren Kräfte — waren sehr eng mit ihren Gefühlen verbunden. Sie wollte sich am liebsten ohrfeigen, nicht schon eher auf diesen offensichtlichen Zusammenhang gekommen zu sein.
»Also, was schlägst du stattdessen vor?« Blaise runzelte seine Stirn und blickte Esther an. »Wir können nicht wieder zurück ins Dorf gehen und Turingrad kommt auch nicht in Frage. Sobald der Rat davon hört — und das ist sicher — wird er uns verfolgen. So mächtig wie Gala ist, haben wir trotzdem keine Chance gegen die vereinte Macht aller Ratsmitglieder.«
Esther zögerte einen Moment. »Es gibt einen Ort, an dem sie nicht suchen werden«, sagte sie langsam. »Die Berge. Das könnte ein guter Ort sein, an den wir gehen könnten.«
Schweigen folgte. Gala hatte ein wenig über die Berge gelesen, die Koldun einschlossen und das Land vor den brutalen Ozeanstürmen beschützten. In dem Buch war nicht mit einem Wort erwähnt worden, dass die Berge ein bewohnbarer Ort waren.
Blaise sah so aus, als würde er diesen Vorschlag in Erwägung ziehen. »Naja«, sagte er schließlich, »dort gibt es nur Wildnis, aber wir sollten überleben können. Es wird nicht sehr komfortabel werden, doch ich bin mir sicher, wir bekommen das hin—«
»Ich bin mir nicht so sicher, dass es dort nur Wildnis gibt«, warf Maya ein und sah verängstigt aus. »Ich habe da Gerüchte gehört.«
»Was denn für Gerüchte?«, fragte Gala, deren natürliche Neugier erwachte. Sie stelle sich mit Blaise im Dschungel vor, inmitten wunderschöner Pflanzen und Tiere, und fand dieses Bild sehr anziehend. Die Löwen würden auch glücklich sein; sie hatte sich schon gefragt, wie sie diese wundervollen Tiere freilassen könne, ohne dass sie irgendjemanden essen würden oder von den ängstlichen Menschen angegriffen werden würden. Diese Lösung hier schien perfekt zu sein.
»Sie sagen, dort leben Menschen«, antwortete Esther und beugte sich dabei nach vorne, so als habe sie Angst davor, jemand könne sie hören. »Sie sagen, diese Menschen seien frei und gehörten keinem Zauberer.«
Blaise war überrascht. »Warum habe ich niemals davon gehört?«
»Ich könnte mir vorstellen, dass die meisten Zauberer nichts davon gehört haben«, meinte Maya. »Das ist ja auch der Grund dafür, weshalb diese Menschen frei sind. Gerüchten zu Folge sind viele aus den nördlichen Gebieten, in denen die Dürre besonders hart ist, aber es soll auch einige weiter aus dem Süden geben.«
Gala schaute Blaise und die beiden Frauen an. In die Berge zu gehen bedeutete, weit weg von den Soldaten und allen anderen Menschen zu sein, die ihr etwas antun wollten — und das bedeutete im Umkehrschluss, sie müsste auch nie wieder jemandem wehtun. »Lasst uns dorthin gehen«, sagte sie entschieden. »Vielleicht könnten wir diesen Menschen im Austausch für ihre Gastfreundschaft helfen. Blaise, du könntest ihr Getreide widerstandsfähiger machen, stimmt's?«
Ihr Schöpfer lächelte sie warm an. »Ja, genau. Dann hört es
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