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Der Ziegenchor

Der Ziegenchor

Titel: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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einmal eine Truppe entschlossener Männer in Pylos verschanzt, brächte nichts auf der Welt sie wieder heraus. Er marschierte so schnell wie möglich, weil er hoffte, Demosthenes zu überraschen.
    Gleich bei Pylos liegt eine bewaldete und unbewohnte Insel namens Sphakteria, auf die Agis die Elite des spartanischen Heers verlegte, weil er sie als Stützpunkt für einen Angriff auf Demosthenes benutzen wollte, ohne eine Seeschlacht riskieren zu müssen. Wichtig an Sphakteria ist, daß es kein Wasser auf der Insel gibt. Allerdings schien das keine Rolle zu spielen, da die Spartaner nicht vorhatten, länger als etwa einen Tag zu bleiben.
    Genau in diesem Moment traf unerwartet eine von Demosthenes herbeibeorderte große athenische Flotte ein, und zwischen den Athenern und Agis’ Streitkräften fand ein blutiges Gefecht statt, sowohl zu Land als auch zur See. Trotz der gewaltigen Anstrengungen eines gewissen spartanischen Hauptmanns namens Brasidas gewannen die Athener, und die Spartaner zogen sich mit dem Gefühl, daß ihnen übel mitgespielt worden war, geschlagen zurück. Natürlich bis auf ihre besten Truppen, die nun ohne Schiffe und Wasser auf Sphakteria festsaßen.
    Obwohl sich die Lage momentan für ihn gut darstellte, wußte Demosthenes, daß er seine Stellung nicht lange halten konnte. Wenn er sich nicht schleunigst etwas ausdachte, hätten die Spartaner ihren tiefen Respekt vor ihm schon bald überwunden und wären zurückkommen, und sogar sein Glück hätte höchstwahrscheinlich nicht ewig gewährt. Es gab keine Möglichkeit zu erfahren, wie lange die Wasservorräte auf Sphakteria reichen würden, und auch wenn Demosthenes das Meer von peloponnesischen Kriegsschiffen gesäubert hatte, so war es ihm doch unmöglich, kleine Fischerboote davon abzuhalten, nachts auszulaufen und die Spartaner auf der Insel zu versorgen.
    Deshalb traf er ein Abkommen, was unter den gegeben Umständen das Beste war, was er tun konnte. Als Gegenleistung für die Erlaubnis, Nahrung und Wasser nach Sphakteria zu bringen, sollten die Spartaner alle Schiffe, die sie in dem Gebiet hatten, als Sicherheiten übergeben (die nur dann zurückzugeben waren, wenn der Waffenstillstand eingehalten wurde) und sich von Pylos fernhalten, während sie gleichzeitig eine Abordnung nach Athen schicken sollten, um die Friedensbedingungen auszuhandeln. Die Spartaner gingen darauf ein und schickten die Gesandten nach Athen, die Kleon, der zu jener Zeit unter starkem Druck der gemäßigten Partei stand, unverrichteter Dinge wieder zurückschickte. Demgemäß unterbrach Demosthenes die Verschiffung von Nahrungsmitteln, unterstellte den Spartanern eine geringfügige Verletzung des Waffenstillstands und verweigerte die Rückgabe der Schiffe. Daraufhin griffen die Spartaner sogleich zu Land an, und trotz der Verstärkung aus Athen wußte Demosthenes nicht, was er als nächstes tun sollte. Sphakteria im Sturm einzunehmen, war aussichtslos, und wenn er die Männer auf der Insel an Hunger und Durst sterben ließ, würde er damit seine Geiseln einbüßen und mit ihnen die beste Gelegenheit zur Beendigung des Kriegs, die Athen jemals gehabt hatte. Obwohl er mittlerweile siebzig erstklassige Kriegsschiffe zum Transport zu Verfügung hatte, gingen ihm allmählich selbst die Nahrungs- und Wasservorräte aus, und da es den Spartanern immer wieder gelang, einigen Proviant nach Sphakteria durchzubringen, sah es ganz so aus, als könnte die ganze Geschichte letztendlich doch noch in einer Katastrophe enden. Deshalb schickte er einen vollständigen Bericht über seine Lage nach Athen und bat um mögliche Vorschläge, wie er am besten vorzugehen habe.
    Kleon, der die spartanischen Gesandten unverrichteter Dinge zurückgeschickt hatte, steckte jetzt tief in der Klemme, und alles, was ihm einfiel, war, Demosthenes’ Boten der Lüge zu bezichtigen. Deshalb wurde beantragt – ich glaube, im Scherz –, Kleon höchstpersönlich auszusenden, damit er sich selbst ein Bild machen könne, und dieser Antrag wurde mit überwältigender Mehrheit angenommen. Aber Kleon behielt die Nerven und stellte den Gegenantrag, statt dessen solle Nikias, Sohn des Nikeratos, der in jenem Jahr einer der Heerführer war, mit Verstärkungen ausgesandt werden, um Demosthenes beizustehen.
    Wie Nikias nun einmal war, stand er da wie ein nachdenkliches Schaf und sagte, daß es, obwohl es eine große Ehre sei, für solch einen wichtigen Auftrag ausgewählt zu werden, seine Gesundheit nicht zulasse, ihn

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