Der Zirkulationsprozess des Kapitals
nicht nur unverkaufte Vorräte indischer Produkte liegen, sondern daß ein großer Teil der verkauften und verzehrten Vorräte noch gar nicht bezahlt ist. Was daher als Krise auf dem Geldmarkt erscheint, drückt in der Tat Anomalien im Produktions- und Reproduktionsprozeß selbst aus.
Drittens : In bezug auf das angewandte zirkulierende Kapital selbst (variables wie konstantes) macht die Länge der Umschlagsperiode, soweit sie aus der Länge der Arbeitsperiode hervorgeht, diesen Unterschied: Bei mehreren Umschlägen während des Jahrs kann ein Element des variablen oder konstanten zirkulierenden Kapitals durch sein eignes Produkt geliefert werden, wie bei Kohlenproduktion, Kleiderkonfektion etc. Im andern Fall nicht, wenigstens nicht während des Jahrs.
17. Die Zirkulation des Mehrwerts
Wir haben bisher gesehn, daß die Verschiedenheit in der Umschlagsperiode eine Verschiedenheit in der Jahresrate des Mehrwerts erzeugt, selbst bei gleichbleibender Masse des jährlich erzeugten Mehrwerts.
Aber es findet ferner notwendig Verschiedenheit statt in der Kapitalisation des Mehrwerts, der Akkumulation , und insofern auch in der, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts, während des Jahrs erzeugten Mehrwertsmasse.
Wir bemerken nun zunächst, daß das Kapital A (im Beispiel des vorigen Kapitels) eine laufende periodische Revenue hat, also, mit Ausnahme der Umschlagsperiode bei Beginn des Geschäfts, seinen eignen Verzehr innerhalb des Jahrs aus seiner Produktion von Mehrwert bestreitet und nicht aus eignem Fonds vorzuschießen hat. Dies letztre findet dagegen bei B statt. Er produziert zwar während derselben Zeitabschnitte ebensoviel Mehrwert wie A, aber der Mehrwert ist nicht realisiert und kann daher weder individuell verzehrt werden noch produktiv. Soweit der individuelle Verzehr in Betracht kommt, wird der Mehrwert antizipiert. Fonds dafür muß vorgeschossen werden.
Ein Teil des produktiven Kapitals, der schwer zu rangieren ist, nämlich das zur Reparatur und Instandhaltung des fixen Kapitals nötige Zuschußkapital, stellt sich jetzt auch unter neuem Licht dar.
Bei A wird dieser Kapitalteil – ganz oder großenteils – nicht vorgeschossen bei Beginn der Produktion. Er braucht weder disponibel noch selbst vorhanden zu sein. Er entspringt aus dem Geschäft selbst durch unmittelbare Verwandlung von Mehrwert in Kapital, d.h. seine direkte Anwendung als Kapital. Ein Teil des periodisch innerhalb des Jahrs nicht nur erzeugten, sondern auch realisierten Mehrwerts kann die für Reparatur etc. nötigen Ausgaben bestreiten. Ein Teil des zur Führung des Geschäfts auf seiner ursprünglichen Stufenleiter nötigen Kapitals wird so während des Geschäfts vom Geschäft selbst erzeugt durch Kapitalisierung eines Teils des Mehrwerts. Dies ist für den Kapitalisten B unmöglich. Der fragliche Kapitalteil muß bei ihm einen Teil des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitals bilden. In beiden Fällen wird dieser Kapitalteil in den Büchern des Kapitalisten als vorgeschoßnes Kapital figurieren, was er auch ist, da er nach unsrer Annahme einen Teil des zur Führung des Geschäfts aufgegebner Stufenleiter notwendigen produktiven Kapitals bildet. Aber es macht einen gewaltigen Unterschied, aus welchem Fonds er vorgeschossen wird. Bei B ist er wirklich Teil des ursprünglich vorzuschießenden oder disponibel zu haltenden Kapitals. Bei A dagegen ist er als Kapital angewandter Teil des Mehrwerts. Dieser letztre Fall zeigt uns, wie nicht nur das akkumulierte Kapital, sondern auch ein Teil des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitals bloß kapitalisierter Mehrwert sein kann.
Sobald die Entwicklung des Kredits dazwischenkommt, verwickelt sich das Verhältnis von ursprünglich vorgeschoßnem Kapital und kapitalisiertem Mehrwert noch mehr. Z.B. A borgt Teil des produktiven Kapitals, womit er das Geschäft anfängt oder während des Jahrs fortführt, beim Bankier C. Er hat von vornherein kein eignes hinreichendes Kapital für Führung des Geschäfts. Bankier C leiht ihm eine Summe, die bloß aus bei ihm deponiertem Mehrwert der Industriellen D, E, F etc. besteht. Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um akkumuliertes Kapital. In der Tat aber ist für D, E, F etc. der A nichts als ein Agent, der den von ihnen angeeigneten Mehrwert kapitalisiert.
Wir haben Buch I, Kap. XXII gesehn, daß die Akkumulation, die Verwandlung von Mehrwert in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Reproduktionsprozeß auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese
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