Der Zirkulationsprozess des Kapitals
dem größten Teil der extraktiven Industrie mit der gesellschaftlichen Entwicklung des Produktionsprozesses selbst wechseln.
Soweit die Länge der Arbeitsperiode auf der Größe der Lieferungen beruht (dem quantitativen Umfang, worin das Produkt als Ware in der Regel auf den Markt geworfen wird), hat dies konventionellen Charakter. Aber die Konvention selbst hat zur materiellen Basis die Stufenleiter der Produktion und ist daher nur im einzelnen betrachtet zufällig.
Soweit endlich die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der Zirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Teil zwar bedingt durch den beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größre oder geringre Leichtigkeit zu verkaufen und die dieser entspringende Notwendigkeit, das Produkt teilweise auf nähern oder entferntern Markt zu werfen. Abgesehn vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt die Bewegung der Preise hier eine Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden Preisen absichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht; umgekehrt bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt halten oder im voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche materielle Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktionssitzes vom Absatzmarkt.
Es wird z.B. englisches Baumwollgewebe oder Garn nach Indien verkauft. Der Exportkaufmann zahle den englischen Baumwollfabrikanten (der Exportkaufmann tut dies nur willig bei gutem Stand des Geldmarkts. Sobald der Fabrikant selbst durch Kreditoperationen sein Geldkapital ersetzt, steht's schon schief). Der Exporteur verkauft seine Baumwollware später auf dem indischen Markt, von wo ihm sein vorgeschoßnes Kapital remittiert wird. Bis zu diesem Rückfluß verhält sich die Sache ganz wie in dem Fall, wo die Länge der Arbeitsperiode Vorschuß von neuem Geldkapital nötig macht, um den Produktionsprozeß aufgegebner Stufenleiter in Gang zu halten. Das Geldkapital, womit der Fabrikant seine Arbeiter zahlt und ebenso die übrigen Elemente seines zirkulierenden Kapitals erneuert, sind nicht die Geldform der von ihm produzierten Garne. Dies kann erst der Fall sein, sobald der Wert dieses Garns in Geld oder Produkt nach England zurückgeflossen ist. Sie sind zuschüssiges Geldkapital wie vorher. Der Unterschied ist nur, daß statt des Fabrikanten der Kaufmann es vorschießt, dem es vielleicht selbst wieder durch Kreditoperationen vermittelt ist. Ebenso ist nicht, bevor dies Geld in den Markt geworfen wird oder gleichzeitig mit ihm, ein zuschüssiges Produkt in den englischen Markt geworfen worden, das mit diesem Geld gekauft werden und in die produktive oder individuelle Konsumtion eingehn kann. Tritt dieser Zustand für längre Zeit und auf größrer Stufenleiter ein, so muß er dieselben Folgen bewirken wie vorher die verlängerte Arbeitsperiode.
Es ist nun möglich, daß in Indien selbst wieder das Garn auf Kredit verkauft wird. Mit diesem Kredit wird in Indien Produkt gekauft und als Retour nach England geschickt oder Wechsel für den Betrag remittiert. Verlängert sich dieser Zustand, so tritt ein Druck auf den indischen Geldmarkt ein, dessen Rückschlag auf England hier eine Krise hervorrufen mag. Die Krise ihrerseits, selbst wenn verbunden mit Export edler Metalle nach Indien, ruft in letztrem Lande eine neue Krise hervor, wegen des Bankrotts englischer Geschäftshäuser und ihrer indischen Zweighäuser, denen von den indischen Banken Kredit gegeben war. So entsteht eine gleichzeitige Krise sowohl auf dem Markt, gegen den, wie auf dem Markt, für den die Handelsbilanz ist. Dies Phänomen kann noch komplizierter sein. England hat z.B. Silberbarren nach Indien geschickt, aber die englischen Gläubiger von Indien treiben jetzt ihre Forderungen dort ein, und Indien wird kurz nachher seine Silberbarren nach England zurückzuschicken haben.
Es ist möglich, daß der Exporthandel nach Indien und der Importhandel von Indien sich ungefähr ausgleichen, obgleich der letztre (ausgenommen besondre Umstände, wie Baumwollteurung etc.) seinem Umfang nach durch den erstern bestimmt und stimuliert sein wird. Die Handelsbilanz zwischen England und Indien kann ausgeglichen scheinen oder nur schwache Schwankungen nach der einen oder andern Seite aufweisen. Sobald aber die Krise in England ausbricht, zeigt sich, daß unverkaufte Baumwollwaren in Indien lagern (sich also nicht aus Warenkapital in Geldkapital verwandelt haben – Überproduktion nach dieser Seite) und daß andrerseits in England
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