Der Zirkulationsprozess des Kapitals
Die erste Ansicht war die aus der unmittelbaren kaufmännischen Praxis entspringende: der Mehrwert entstehe aus einem Aufschlag auf den Wert des Produkts. Sie herrschte unter den Merkantilisten, aber schon James Steuart sah ein, daß dabei, was der eine gewinnt, der andre notwendig verlieren muß. Trotzdem spukt diese Ansicht noch lange fort, namentlich unter Sozialisten; aus der klassischen Wissenschaft wird sie aber verdrängt durch A. Smith.
Bei ihm heißt es, »Wealth of Nations«, b. I, ch. VI:
»Sobald Kapital (stock) sich angehäuft hat in den Händen einzelner, werden einige darunter es natürlicherweise anwenden, um fleißige Leute an die Arbeit zu setzen und diesen Rohstoffe und Lebensmittel zu liefern, um durch den Verkauf der Produkte ihrer Arbeit, oder durch das was ihre Arbeit dem Wert jener Rohstoffe hinzugefügt hat, einen Profit zu machen... Der Wert, den die Arbeiter den Rohstoffen zusetzen, löst sich hier in zwei Teile auf, wovon der eine ihren Lohn zahlt, der andre den Profit des Beschäftigers auf den ganzen von ihm vorgeschoßnen Betrag von Rohstoffen und Arbeitslöhnen.«
Und etwas weiter:
»Sobald der Boden eines Landes durchweg Privateigentum geworden, lieben es die Grundbesitzer wie andre Leute auch, zu ernten, wo sie nicht gesäet, und fordern Bodenrente selbst für die natürlichen Erzeugnisse des Bodens... Der Arbeiter... muß dem Grundbesitzer einen Anteil von dem abtreten, was seine Arbeit gesammelt oder produziert hat. Dieser Anteil, oder was dasselbe, der Preis dieses Anteils, macht die Bodenrente aus.«
Zu dieser Stelle bemerkt Marx in dem erwähnten Manuskript: »Zur Kritik etc.«, S. 253: »A. Smith faßt also den Mehrwert, nämlich die Surplusarbeit, den Überschuß der verrichteten und in der Ware vergegenständlichten Arbeit über die bezahlte Arbeit hinaus, also über die Arbeit hinaus, die ihr Äquivalent im Lohn erhalten hat, als die allgemeine Kategorie auf, wovon der eigentliche Profit und die Grundrente nur Abzweigungen.«
Ferner sagt A. Smith, b. I, ch. VIII:
»Sobald der Boden Privateigentum geworden, verlangt der Grundbesitzer einen Anteil fast aller Produkte, die der Arbeiter darauf erzeugen oder einsammeln kann. Seine Bodenrente macht den ersten Abzug vom Produkt der auf den Boden verwandten Arbeit aus. Aber der Bebauer des Bodens hat selten die Mittel, sich bis zur Einbringung der Ernte zu erhalten. Sein Unterhalt wird ihm gewöhnlich vorgeschossen aus dem Kapital (stock) eines Beschäftigers, des Pächters, der kein Interesse hätte ihn zu beschäftigen, wenn er nicht das Produkt seiner Arbeit mit ihm teilte, oder sein Kapital ihm ersetzt würde samt einem Profit. Dieser Profit macht einen zweiten Abzug von der auf den Boden verwandten Arbeit. Das Produkt fast aller Arbeit ist demselben Abzug für Profit unterworfen. In allen Industrien bedürfen die meisten Arbeiter eines Beschäftigers, um ihnen bis zur Vollendung der Arbeit Rohstoff und Arbeitslohn und Unterhalt vorzuschießen. Dieser Beschäftiger teilt mit ihnen das Produkt ihrer Arbeit, oder den Wert, den diese den verarbeiteten Rohstoffen zufügt, und in diesem Anteil besteht sein Profit.«
Marx hierzu (Manuskript, S. 256): »Hier also bezeichnet A. Smith in dürren Worten Grundrente und Profit des Kapitals als bloße Abzüge von dem Produkt des Arbeiters oder von dem Wert seines Produkts, gleich der von ihm dem Rohstoff zugefügten Arbeit. Dieser Abzug kann aber, wie A. Smith früher selbst auseinandergesetzt, nur bestehn aus dem Teil der Arbeit, den der Arbeiter den Stoffen zusetzt über das Arbeitsquantum hinaus, welches nur seinen Lohn zahlt oder nur ein Äquivalent für seinen Lohn liefert – also aus der Surplusarbeit, aus dem unbezahlten Teil seiner Arbeit.«
»Woraus der Mehrwert des Kapitalisten entspringt« und obendrein der des Grundeigentümers, hat also schon A. Smith gewußt; Marx erkennt dies schon 1861 aufrichtig an, während Rodbertus und der Schwarm seiner unter dem warmen Sommerregen des Staatssozialismus wie Pilze emporschießenden Verehrer es total vergessen zu haben scheint.
»Dennoch«, fährt Marx fort, »hat Smith den Mehrwert als solchen nicht als eigne Kategorie geschieden von den besondren Formen, die er in Profit und Grundrente erhält. Daher bei ihm, wie noch mehr bei Ricardo, viel Irrtum und Mangelhaftigkeit in der Untersuchung.« – Dieser Satz paßt wörtlich auf Rodbertus. Seine »Rente« ist einfach die Summe von Bodenrente + Profit; von der Bodenrente macht er
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