Der Zombie-Pharao
»Wenn das so ist, müßte es einen Grund geben. Was hat Ihr Vater getan? Womit hat er sich beschäftigt?«
»Er war oder ist Wissenschaltler.«
»Etwa Historiker oder Archäologe?« fragte ich.
»Beides.«
»Und er interessierte sich natürlich für die Vergangenheit seines Heimatlandes.«
»Ja, er war ein Spezialist.«
»Auf welchem Gebiet?«
Nicole schaute auf die Fingernägel. »Das ist schwer zu erklären. Er interessierte sich für das alte Ägypten, das den meisten seiner Kollegen unbekannt ist. Es existiert höchstens in der Erinnerung. Sie kennen ja den Garten Eden, dieses Land, das von Engeln mit flammenden Schwertern bewacht ist. Ein geheimnisvolles Land, das es nicht mehr gibt, aber ein Land des Ursprungs, denn von ihm aus sind die ersten Siedler nach Ägypten hingegangen, wenn Sie verstehen.«
»Atlantis!« sagte ich.
»Ja.« Nicole war baff. »Sie… Sie kennen sich da aus? Sie wissen davon?«
»Sehr viel sogar.«
»Aber nicht über die Zusammenhänge zwischen Atlantis und dem uralten Ägypten, wie es vor dem Bau der Pyramiden war…«
»Doch, ich weiß davon, denn ich habe einen Fall erlebt und erste Spuren gefunden.« [1]
Nicole staunte noch immer. »Dann habe ich mich instinktiv an den richtigen Mann gewendet.«
»Das haben Sie in der Tat, Nicole. Und Ihr Vater interessierte sich für die Geschichte, die vor den beiden großen Katastrophen passierte, als das gewaltige Wasser kam.«
»Ob vor oder dazwischen, ich weiß es nicht.«
»Das wollen wir auch nicht vertiefen. Dazu haben wir später sicherlich Gelegenheit. Ihr Vater muß sich meiner Ansicht nach mit einem bestimmten Fall beschäftigt haben. Ich glaube nicht daran, daß er sich nur allgemein geäußert hat.«
»Das hat er auch.«
»Woran?« fragte ich direkt.
Nicole Asira holte tief Luft. »So genau bin ich nicht darüber informiert. Er sprach jedenfalls von einem mächtigen Wesen und einer mythischen Gestalt, die auch heute noch ihre Verehrer hat.«
»Kennen Sie den Namen?«
»Es soll ein König oder Magier gewesen sein. Das Metall Gold hat auch eine große Rolle gespielt. Der Legende nach soll er von späteren Generationen als der goldene Pharao, der König, bezeichnet worden sein, obwohl es zu seiner Zeit den Begriff Pharaonen noch nicht gab, wie mein Vater einmal sagte. Die Gräber sind alle später errichtet worden. Erst nach der zweiten Katastrophe übernahm ja die dritte ›Göttliche Dynastie‹ die Macht. Da wurden erst die Tempel von Karnak, die Pyramiden von Gizeh und all die anderen Bauten errichtet, die heute noch zu besichtigen sind. Es stammt nicht ein Bau aus der Zeit vor der Katastrophe, deshalb war es für meinen Vater so schwierig zu forschen.«
»Daß er einen Erfolg errungen hat, zeigte sein Verschwinden«, sagte ich leise.
»Sicher. Er muß eine sehr wichtige Spur entdeckt haben. Eine Verbindung, die damals begann und sich hinzieht bis in unsere heutige Zeit. Wahnsinn, wie?«
»Das sehe ich anders, Nicole.«
»Aber ich nicht.«
»Es gibt immer wieder Gruppen und Sekten oder Vereinigungen, die ihre Grundlagen und den Sinn ihrer Religion aus der Mystik anderer Völker ableiten.« Ich legte eine Pause ein und zündete mir eine Zigarette an. Bei den ersten Zügen dachte ich nach, bevor ich die nächste Frage stellte. »Wo ist diese Verbindung entstanden?«
Nicole schüttelte den Kopf, dabei klingelte ihr Schmuck. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, John. Es hat sie gegeben, so weit, so gut. Aber genaue Anhaltspunkte wußte nur mein Vater.«
»Das heißt, um diesen Fall aufzuklären, müßte ich nach Ägypten fahren.«
»Stimmt.«
»Aber das Land ist groß«, sagte ich lächelnd.
»Ich könnte Ihnen da schon mit dem einen oder anderen Tip dienen. Ich habe erfahren, wo mein Vater forschte. Meine Mutter müßte darüber besser Bescheid wissen.«
»Weshalb sind Sie ohne sie gekommen?«
»Sie wollte nicht.«
»Dann könnten wir zu ihr gehen.«
»Darum wollte ich Sie bitten.«
Ich stäubte Asche ab und sagte: »Zwei Fragen habe ich noch. Wer könnte Ihren Vater denn verschluckt haben?«
Nicole erwiderte spontan: »Da gibt es nur eine Möglichkeit, John! Es war der Pharao.«
»Der goldene?«
»Ja, das stimmt.«
»Dann müßte er noch leben.«
Sie beugte sich vor und flüsterte: »Deshalb war mein Vater doch in seiner Heimat. Er wollte ihn oder sein Grab finden. Wenn ihm das gelungen wäre, hätte das an den Grundfesten der frühgeschichtlichen Historie gerüttelt, wenn Sie verstehen. Zum
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