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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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versuchte vorauszusehen, was sie empfinden würde, wenn sie ihre Rache an der Frau genommen hatte. War es ihr nicht schon viel besser gegangen in den letzten Tagen? Sie würde nie vergessen können, wenn sie diese Leute auslieferte. Aber Vergessen war ihre einzige Möglichkeit. Man kann nicht vergessen, dass man jemanden getötet hat.
    »Diese Leute kenne ich nicht«, sagte Sofi auf Arabisch zur Kamera. Dann wandte sie sich ab. Mit Kullgren würde sie nie mehr sprechen.

70
    Maris Haus wurde die ganze Nacht von oben bis unten durchsucht. Man fand das Testament unter ihren alten Studienunterlagen. Und man fand noch mehr. Petersson hatte sein illegales Vermögen weit gestreut und Mari genaue Anweisungen hinterlassen, wie sie alles aufsammeln konnte. Mari hatte keine Ahnung, wie Petersson das Testament in ihr Haus gebracht haben konnte. Er war ja nie dort gewesen. Er musste es heimlich dort deponiert haben. Er hatte jederzeit Zugang zu ihrem Schlüssel gehabt, und das Haus war leer gewesen. Deshalb war auch Kajsa in dem Haus gewesen. Und Fohlin hatte Kajsa beschattet.
    Im Verhör sagte Fohlin aus, dass er Sundman aus der gemeinsamen Zeit bei der Armee kannte. Offensichtlich war er Fohlins Handlanger gewesen. Auch Petersson kannte Fohlin seit vielen Jahren. Sie hatten sich im Orient kennengelernt, und nach seinem Fall war Petersson immer dabei gewesen, wenn Fohlin Verhandlungen im Orient zu führen hatte. Peterssons Gewandtheit in den orientalischen Sitten und seine Kontakte mussten enorm gewesen sein. Fohlin behauptete, der Schmuggel ginge auf Peterssons Initiative zurück, und das glaubte Kjell ihm ohne weiteres. Nachdem eine Reihe kleinerer Schmuggeleien reibungslos verlaufen waren, waren Fohlin bei diesem Mal früh Zweifel gekommen. Petersson hatte auf einmal von Risiken und Ungewissheiten zu sprechen begonnen. Sein Plan war schlau gewesen. Alles war über Fohlin gelaufen. Er hatte acht Millionen Euro, also achtzig Millionen Kronen in das Geschäft investiert. Das Geld war auf einmal verschwunden gewesen, Petersson hatte es umgelenkt. Für Fohlin sollte es so aussehen, als wäre es irgendwo in Ägypten versickert. Das war der Beginn von Peterssons Beschattung.
    Maris Tat war für alle Beteiligten eine Katastrophe gewesen. Weder Fohlin noch Kajsa wussten, wo Petersson das Geld versteckt hatte. Auch das Passwort hatte keiner von ihnen gekannt. Nach Fohlins Angaben war Kajsa erheblich an der Beschaffung des Sarges beteiligt gewesen. Kjell zweifelte an seiner Echtheit. Alles sprach für eine Fälschung von sagenhafter Qualität. Dass es den Sarg wirklich gab und dass er Ägypten verlassen hatte, bewies das Verhalten der Ägypter. Sie hatten sich sehr eindringlich an die Kundenbetreuung der SHF mit der Frage gewandt, wo das Geld bliebe, die Ware sei geliefert. Fohlin hatte nicht nur das Geld verloren, es war ihm auch nicht gelungen, den Sarg zu finden, obwohl er die Frachtpapiere von Peterssons Schreibtisch mitgenommen hatte. Die Ägypter bestanden auf ihrer Bezahlung und zeigten ihm mit Kajsas Tod und der Sprengung des Sommerhauses, wie man mit Betrügern umgehen würde. Also musste Fohlin weitere acht Millionen Euro aus der Bargeldkasse entnehmen, um die Ägypter auszuzahlen. Das waren hundertsechzig Millionen Kronen, die am ersten Januar bei der Prüfung des Außenhandelsministeriums wieder da sein mussten.
    Fohlin und Sundman hatten ihren Plan in nur wenigen Minuten ersonnen. Nach Maris Flucht waren sie in die Wohnung gestürmt und hatten bald erkannt, dass sie das Passwort allein nie lösen könnten. Doch sie wussten nicht, was Mari tun würde. Sie hätte sich der Polizei stellen können. Was hätte die Putzfrau am nächsten Tag gemacht, wenn ihr niemand die Wohnung öffnete? So entstand der Plan, die Polizei das Passwort entziffern zu lassen. Fohlin und Sundman entdeckten die Mappe mit den Aufzeichnungen zum Diskos, die Kajsa in der Eile vergessen hatte, und arrangierten alles so, wie die Polizei es später vorgefunden hatte. Während sich Fohlin wieder in der Wohnung gegenüber auf die Lauer legte, fuhr Sundman zu Maris Haus. Von dort folgte er ihr nach Spanien in der Hoffnung, dass sie ihn zum Geld oder zum Sarg führen würde. So konnte er so schnell zur Stelle sein, als Sofi das Passwort entzifferte. Doch der Kontaktmann hatte nur den Schlüssel gehabt und nicht gewusst, wo der Schlüssel passte. Das fanden alle Ermittler lustig. Sundman, der sonst keine Schlüssel brauchte, stand mit einem Schlüssel in der

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