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Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)

Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)

Titel: Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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PROLOG
    New Orleans
    Vier Jahre zuvor
    Der Mann sah nicht aus wie ein Mörder. Er hatte Romain Forniers zehnjährige Tochter umgebracht, aber er sah nicht aus wie ein Mörder. Zusammengesunken saß der Angeklagte im Gerichtssaal. Seine Wangen hingen schlaff herunter, er hatte Tränensäcke unter den Augen, und auf dem ansonsten kahlen Kopf spross ein spärlicher Kranz aus mausgrauem Haar.
    Es gab Momente, in denen nicht einmal Romain glauben konnte, dass Francis Moreau etwas so Abscheuliches getan hatte. In diesen Momenten ließ er die Tage und Wochen, die seit Adeles Entführung vergangen waren, noch einmal Revue passieren. Dann fühlte er sich, als würde er das Leben eines anderen Mannes leben.
    Aber der Albtraum würde noch schlimmer werden.
    Der Richter schlug mit dem Hammer auf den Tisch, und der Lärm im Gerichtssaal ebbte schlagartig ab. Es wurde so still, dass Romain hören konnte, wie der Verteidiger mit den Papieren raschelte.
    “Das Gesetz ist eindeutig”, verkündete der Richter. “Die Polizeibeamten mögen zwar die mündliche Erlaubnis von vorgesetzter Stelle erhalten haben – aber der Durchsuchungsbefehl ist erst nach der Hausdurchsuchung beim Angeklagten unterschrieben worden. Das bedeutet: Die Beweisstücke, die bei dieser Durchsuchung sichergestellt wurden, werden nicht zugelassen.”
    Romain hörte, wie seine Familie nach Luft schnappte. Auf der einen Seite von ihm saßen seine Eltern, auf der anderen seine Schwester. Ohne diese Beweise gibt es keinen Fall . Mehr als einmal hatte der Staatsanwalt das betont.
    Romain beugte sich vor und wandte sich flüsternd an Detective Huff, der in der Reihe vor ihm saß. “Ist es so übel, wie es sich anhört?”
    “Machen Sie sich keine Sorgen”, flüsterte Huff zurück. Doch seine Stimme klang seltsam, fast erstickt, und seine Miene strahlte keine große Zuversicht aus. Als ein Zeuge der Verteidigung ausgesagt hatte, Huff habe Moreaus Haus ohne die notwendigen Papiere durchsucht, war der Detective dunkelrot angelaufen. Sein Gesicht war immer noch gerötet, und auf der Stirn standen Schweißperlen.
    Der Staatsanwalt bat um eine Unterredung. Der Richter winkte ihn und den Anwalt der Verteidigung an den Richtertisch. Sie unterhielten sich mit gedämpften Stimmen, doch aus der Art und Weise, wie der Staatsanwalt gestikulierte, schloss Romain, dass er einen hitzigen Streit ausfocht.
    Der Fall konnte jetzt unmöglich platzen! Nicht jetzt, wo sie sicher waren, den richtigen Mann geschnappt zu haben. Aber als der Staatsanwalt zu seinem Tisch zurückkehrte, machte er kein besonders glückliches Gesicht. Ehe er Platz nahm, suchte er die Menge ab, bis sein Blick an Huff hängen blieb. Er bedachte ihn mit so viel Geringschätzung, dass Romain der Atem stockte.
    “Sie werden ihn ungeschoren davonkommen lassen”, flüsterte er tonlos. Seine Schwester saß da wie eine Statue. Seine Mutter weinte, und sein Vater versuchte, sie zu trösten. “Er wird davonkommen!”, wiederholte Romain, und dieses Mal packte er Huff an der Schulter, um eine Reaktion zu erzwingen.
    Huff wandte sich um und blickte ihm ins Gesicht. In der Ecke brummte ein Ventilator. Die Klimaanlage war seit zwei Tagen defekt, und für Oktober war das Wetter ungewöhnlich warm. “Er hat es getan, Romain”, sagte er und wischte sich die Stirn mit dem Taschentuch ab. “Ich habe das Video gesehen.”
    Romain hatte ebenfalls Teile des Films gesehen – so viel, wie er ertragen hatte. Darum konnte er es nicht begreifen. Wie konnte eine Formsache bei der Ausstellung des Durchsuchungsbefehls wichtiger sein als das Leben eines Kindes? Das Leben seines Kindes?
    “Sie können ihn nicht gehen lassen”, sagte Romain. Doch der Richter klopfte erneut mit seinem Hammer, verkündete mit knappen Worten, dass der Staatsanwalt die Anklage zurückzog, und verließ den Gerichtssaal.
    Romain stand wie gelähmt da, als ihn der Blick aus Moreaus wässrigen Augen traf und seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. Dieser Anblick ließ ihn alles andere vergessen. Ein paar Sekunden lang gab es nur sie beide. Sie starrten sich durch den Gerichtssaal hindurch an.
    “Ist es die Schuld des Detectives?”, fragte seine Mutter. “Warum hat er sich den Durchsuchungsbefehl nicht vorher unterschreiben lassen?”
    “Moreau wusste, dass die Polizei einen Tipp bekommen hatte. Wenn Detective Huff gewartet hätte, hätte er die Beweise vernichtet”, sagte sein Vater.
    Huff musste sie gehört haben, trotzdem blickte er weiterhin

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