Der zweite Weltkrieg
Angriffsgruppe bestand ausder 9. Armee der Heeresgruppe Mitte (6 Panzer-, 2 Panzergrenadier- und 7 Infanteriedivisionen), die südliche aus der 4. Panzerarmee und der Armeeabteilung Kempf der Heeresgruppe Süd (3 Sturmgeschützbrigaden, 7 Infanterie- und 11 Panzerdivisionen). Allerdings variieren die Angaben über Umfang, Zusammensetzung sowie Waffen der Angreifer und der Verteidiger. Nach widersprüchlichen Quellen verfügten Hitlers Offensivkräfte über mindestens 1377 und maximal 3155 Panzer sowie Sturmgeschütze, 9960 Geschütze beziehungsweise Granatwerfer und 1400, vielleicht sogar 2000 Flugzeuge der Luftflotten 4 und 6. Den Großverbänden der Wehrmacht lagen im Kursker Frontbogen drei sowjetische Heeresgruppen (davon eine als
Stavka-Reserve)
mit 1,3 bis 2 Millionen Mann gegenüber. Sie verteilten sich auf 18 Armeen und besaßen (mit Reserven) nicht weniger als 3400, aber höchstens 5130 Panzer und Sturmgeschütze, 19.500 Geschütze oder Granatwerfer sowie 2100 beziehungsweise 3200 Flugzeuge, die sich die Luftherrschaft erkämpften.
„Zitadelle“ war militärisch gesehen eine Verlegenheitsoperation: L’art pour l’art, weil dem Angriff jede strategische Perspektive fehlte. Wie 1941 und 1942 scheiterte das Ostheer auch 1943 – diesmal im kleineren Rahmen und auf niedrigem Niveau. Hitler befahl bereits Mitte Juli, ungeachtet seiner erwähnten Phantastereien, das Unternehmen abzubrechen. Dies insbesondere deshalb, weil der Vorstoß der Nordgruppe nach wenigen Kilometern stecken blieb (11.7.), während die Gegenoffensive der Roten Armee im Frontbogen von Orel (12.7.), welche die im Kursker Raum kämpfenden Kräfte entlasten sollte, bei der 2. Panzerarmee eine bedrohliche Lage heraufbeschwor. Hinzu kam, dass die angloamerikanische Landung auf Sizilien und der sich ankündigende italienische Zusammenbruch den Abzug von Divisionen erzwangen.
Fortan besaß und ergriff allein die Rote Armee die Initiative, wohingegen das Ostheer den geordneten Rückzug antrat. Durch die Ausnutzung natürlicher Hindernisse, die Taktik der verbrannten Erde, das Wellenbrecher-Verfahren, wonach feste Plätze und Frontvorsprünge gegen die feindlichen Angriffswellenunbedingt gehalten werden mussten, sowie den in kurzer Zeit errichteten Ostwall, der von Narva über Vitebsk und entlang dem Dnepr zum Azov’schen Meer verlief, konnte der sowjetische Vormarsch zwar verzögert, doch nicht aufgehalten werden. Die im Zusammenhang mit „Zitadelle“ eingeleitete Sommeroffensive der Roten Armee konzentrierte sich weitgehend auf den Süden der Front, wo ein Raumgewinn von durchschnittlich 300 km erzielt wurde. Im August 1943 gaben die Deutschen Orel und Char’kov auf, ab Mitte September räumten sie den Kuban’-Brückenkopf. Stalins Truppen überschritten im November auf breiter Front den Dnepr – sie befreiten Kiev, und die Heeresgruppe A sah sich auf der Krim isoliert.
Solche operativen Erfolge besaßen politische Auswirkungen. Schon am 10. August empfahl das „Gutachten eines hohen Militärs der Vereinigten Staaten“, sich um ein freundschaftliches Verhältnis zur Sowjetunion, der künftigen europäischen Führungsmacht zu bemühen. Großbritannien trat für Roosevelts Generäle, so scheint es, ins zweite Glied. Bezeichnenderweise konnte sich Churchill auf der Konferenz in Quebec (17. bis 24.8.43), Deckname „Quadrant“, mit seinem erneuten Vorschlag, die Kriegführung im Mittelmeer zu intensivieren, nicht mehr durchsetzen. Das Konferenzergebnis bestätigte, dass es, wie vom Präsidenten gewünscht, bei der Landung in der Normandie im Mai 1944 blieb – Operation „Overlord“. Zudem kam ein darauf abgestimmtes Landungsunternehmen in Südfrankreich in die Diskussion (Deckname „Anvil“, später „Dragoon“).
Nach dem Abschluss von „Quadrant“ erfuhr Stalin von dieser Entscheidung, die Südosteuropa sowie große Teile Zentraleuropas der
Befreiung
durch die Rote Armee überließ, ohne die unterschiedliche politische Interessenlage der britischen, sowjetischen und amerikanischen Regierung angemessen zu berücksichtigen. Erst die Moskauer Außenministerkonferenz (19. bis 30.10.43) beschloss, in London eine „Europäische Beratende Kommission“ einzurichten, die Lösungsvorschläge für die mit dem Kriegsende in Europa verbundenen Probleme erarbeiten sollte.
Außerdem unterzeichneten der Präsident und der Premierminister in Quebec ein geheimes Abkommen über ihre Zusammenarbeit bei der Entwicklung der Atombombe. Sie
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