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Der Zwergenkrieg

Der Zwergenkrieg

Titel: Der Zwergenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Geschick, dass Löwenzahn Mühe hatte, ihren Hieben zu entgehen.
    Mütterchen wollte ihm zur Hilfe eilen, doch da klirrte schon Alberichs Goldgeißel, und mit einem wilden Aufschrei stürzte sich der graubärtige Horthüter auf die beiden jüngeren Zwergenkrieger. Er und Löwenzahn behinderten sich dabei gegenseitig, doch nicht einmal das hielt Alberich davon ab, einem seiner Gegner die goldenen Stachelkugeln mitten ins Gesicht zu wirbeln. Kreischend brach der getroffene Zwerg in die Knie, und einen Herzschlag später machte ihm Löwenzahns mächtige Klinge ein Ende.
    Der zweite Zwerg sah seinen Gefährten sterben und zog sich durch den Rankenvorhang zurück in die Grotte. Löwenzahn und Alberich drängten hinterher. Für einen Augenblick war Mütterchen ganz allein in dem hohen Treppenschacht.
    Sie wollte ihren Freunden gerade folgen, als ihr auffiel, dass die vorderen Stufen mit vertrockneten Algen und Moosen bedeckt waren; Gleiches galt für die Wände. Es konnte noch nicht allzu lange her sein, da musste der untere Bereich der Treppe unter Wasser gestanden haben. Das wunderte Mütterchen zwar, erschien ihr im Moment aber nebensächlich. Sie schleuderte ihren Stab beiseite, packte ihr Schwert mit beiden Händen und sprang mit einem kühnen Kriegsruf durch die klammen Pflanzenfinger ins Innere der Grotte.
    Keine zwei Schritte von ihr entfernt kämpften Alberich und Löwenzahn Seite an Seite gegen drei Zwerge, darunter jener, der im Treppenschacht vor ihnen zurückgewichen war. Zwei weitere Zwerge, so jung wie ihre Brüder und mit ebensolchen kränklichen, eingefallenen Gesichtern, standen bereit, um in den Kampf einzugreifen, falls einer der anderen verletzt wurde oder fiel. Als sie Mütterchen erblickten, zögerten sie nicht und stürmten mit Axt und stählernem Streitkolben auf sie ein. Der Räuberin blieb gerade noch genug Zeit, um Geist zu entdecken, die inmitten der Pflanzenranken unter der Decke hing wie eine Spinne im Netz. Sie musste dort hinaufgeklettert sein, um den Axthieben ihrer Feinde zu entgehen. Ihre großen Augen schauten tiefunglücklich drein.
    Mütterchen wusste, dass sie zu schwach war, um den Schlag zu parieren. Stattdessen sprang sie zurück, sah noch, wie der Stahlkopf des Kolbens den Fels vor ihren Füßen splittern ließ, dann taumelte sie nach hinten durch den Rankenvorhang in den Treppenschacht. Kaum war sie auf der anderen Seite, da wurden die Pflanzen schon von einem Axthieb zur Seite geschleudert. Mütterchens Gedanken rasten; die Zwerge würden einen Moment lang zögern, um zu sehen, ob ihre Gegnerin vor ihnen floh oder jenseits des Dickichts auf sie wartete. Bevor aber die beiden zwischen den Ranken hindurchtreten konnten, bohrte Mütterchen schon ihr Schwert in gerader Bahn nach vorne. Die Spitze fuhr durch die Pflanzenwand und drang in den Hals des Axtkriegers. Seine Waffe fiel scheppernd zu Boden, er stolperte zurück, die Klinge kam frei, und ein raues Röcheln drang aus der zerfetzten Kehle des Zwerges. Dann brach er zusammen, zuckte und starb.
    Mütterchens Überraschungsmoment war damit verloren. Und schon stieg der zweite Zwerg über den Leichnam seines Kameraden hinweg, das Gesicht unter dem wuchernden Bart verzerrt vor Hass, den schweren Streitkolben mit beiden Händen zum Schlag erhoben. Mütterchen wich zurück und spürte, wie Panik sie überkam. Sie wusste, dass ihr Schwert unter dem ersten Anprall des Kolbens zersplittern würde. Sie war noch immer erschöpft vom langen Abstieg. Eine Flucht die Treppe hinauf kam nicht in Frage.
    In einem Aufwallen von Todesmut – nicht zum ersten Mal hätte sie damit ihr Leben gerettet – blieb sie stehen und stellte sich ihrem Feind entgegen. Der Zwerg schrie zornig auf, vielleicht um seinem Hieb noch mehr Kraft zu verleihen. Doch er machte den Fehler, nicht von oben herab, sondern seitwärts nach Mütterchen zu schlagen. Damit gab er ihr die Möglichkeit, unter dem Angriff hinwegzutauchen, was ihr mit einem schmerzerfüllten Ächzen gelang. Der Stahlkopf des Kolbens krachte in die Seitenwand des Treppenschachts, der Fels zerbarst, und ein Hagel aus Staub und Steinsplittern prasselte auf Mütterchen herab.
    Sie führte einen blitzartigen Stich nach oben, in der Hoffnung, ihre Klinge von unten in den Schädel des Zwerges zu treiben. Doch ihr Gegner war schneller. Er sprang zurück, wich Mütterchens Attacke mühelos aus und holte abermals Schwung, um ihr mit dem Streitkolben den Schädel zu zertrümmern.
    Mütterchen, immer noch in

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