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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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sagen, was für ein böser Mann er war. Und so gerne ich behaupten würde, Macht und Reichtum hätten ihn verdorben, glaube ich eher, dass er schon so geboren wurde.«
    »Ist schon gut, Dante. Er ist tot und kann niemandem mehr wehtun. Und du hast meinen Sohn gefunden. Unseren Sohn.«
    »Die ganze Zeit, die du nach ihm gesucht hast, hat er nach dir gesucht.«
    »Und er fand mich. Ich weiß nur nicht, wie.«
    Dante grinste. »Ein klein wenig Gerechtigkeit gibt es doch noch.«
    »Welche?«
    »Mein Vater hat Zazzetta blind vertraut. Er machte alles für ihn, daher war es ein Leichtes, Geld von meinem Vater abzuzweigen, um Lorenzo Santoro in Argentinien und Katherine Bridges in England zu bezahlen. Sprich: Mein Vater hat dein neues Leben und das unseres Sohnes finanziert, ohne es zu ahnen.«
    »Und nun sind wir hier, nach all den Jahren wiedervereint. Ja, das ist Gerechtigkeit – Gottes Art von Gerechtigkeit.«

36
    »Du bist Marinas Sohn, stimmt’s?«, fragte Clementine. Rafa nickte. »Warum hast du es ihr nicht gesagt?«
    »Weil ich nicht sicher war, ob sie es wirklich ist. Meine einzigen Informationsquellen waren ein Brief, der mit ›Floriana‹ unterschrieben war, ein Armband und ein Ring sowie ein Karton mit dem persönlichen Besitz von Pater Ascanio, dem Bruder meines Vaters, der uns nach seinem Tod geschickt wurde.«
    »Pater Ascanio war dein Onkel?«
    »Ja. Ich bin Italo-Argentinier, vergiss das nicht.« Er ging an ihr vorbei zum Koffer und zog eine Akte daraus hervor. »Hier sind die Briefe. Es gibt unzählige von Costanza in Rom an meinen Onkel in Herba, in denen sie ihn anfleht, ihr zu sagen, wo Floriana ist, und Briefe an Floriana, die sie ihn weiterzuleiten bittet. Natürlich tat er das nie, denn sie sind alle noch da, zusammen mit einem angefangenen Brief von ihm an Floriana, den er nie abgeschickt hat.
    In dem fand ich meinen ersten Hinweis. Er erwähnt Beach Compton, eine kleine Küstenstadt hier in der Nähe. Dort fing ich mit meiner Suche an. Ich wusste, dass sie ungefähr siebzehn war, als sie Italien verließ, also nahm ich an, dass sie hier noch zur Schule gegangen war. Dort gibt es nur eine Schule, und die alte Direktorin wohnt noch im Ort. Zwar stellte sich heraus, dass Floriana nicht in die Schule ging, aber die Schulleiterin kannte ihre Ziehmutter, Katherine Bridges, weil sie bei ihr Englisch unterrichtete und die beiden Frauen befreundet waren. Sie erinnerte sich an Floriana, auch wenn sie natürlich nicht Floriana hieß. Deshalb konnte ich mir nicht sicher sein. Und als ich sie kennenlernte, war sie so englisch, überhaupt nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte.«
    »Hast du Katherine Bridges gefunden?«
    »Nein. Sie hat vor fünfzehn Jahren geheiratet und ist nach Kanada gezogen.«
    »Ich wusste nicht mal von ihrer Existenz. Glaubst du, sie hat sie absichtlich geheim gehalten?«
    »Möglich.«
    »Und wie hast du Marina hier gefunden?«
    »Die Schuldirektorin, Christine Black, bewahrt alle erdenklichen Sachen in Sammelalben auf. Sie zeigte mir einen Zeitschriftenartikel über das Polzanze, der kurz nach der Eröffnung erschienen war.«
    »Na gut. Und wieso reist du jetzt ab?«
    Er rieb sich die Schläfen. »Clementine, will Marina wirklich die Vergangenheit ausgraben? Will sie, dass Grey ihr Geheimnis kennt? Weiß Dante überhaupt, dass sie ein Kind von ihm bekam? Sie ist nach Italien zurückgereist, um das Polzanze zu retten, nicht um schmerzliche Erinnerungen heraufzubeschwören. Vielleicht bin ich eine, an die sie sich lieber nicht erinnern will.«
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie. Clementine schnaubte verärgert, denn sie wollte nicht gestört werden, war jedoch nicht wenig überrascht, als kurz darauf ihr Vater zur Tür hereinschaute.
    »Rafa, könntest du bitte mit nach drüben zum Stallblock kommen? Dort ist jemand, der dich dringend sehen will.«
    Rafa sah Clementine an, die ihm mimisch bedeutete, dass sie keine Ahnung hatte, wer es sein könnte. Grey bemerkte den offenen Koffer, sagte jedoch nichts. Die beiden folgten ihm die Treppe hinunter, an der Rezeption vorbei, wo Rose das mysteriöse Kommen und Gehen beobachtete, und hinüber zum Stallblock. Dort gesellte sich Jake zu ihnen.
    Rafa fiel der Alfa Romeo vorm Hotel auf, dessen uniformierter Chauffeur stolz die Kühlerhaube polierte. Er rechnete nicht damit, Dante zu sehen. Als er ins Wohnzimmer kam, verstummten alle. Die Luft schien zu erstarren. Dante und Marina standen auf. Rafa sah Marina an, dass sie geweint

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