Derek Landy
schon könnte es
losgehen."
Fletcher setzte sich neben sie. "Und wie wolltest du
deinen Leuten daheim deine Bräune erklären - mitten im Winter?"
"Da würde mir schon was einfallen." "Warum
tust du es dann nicht?" "Warum tue ich was nicht?"
"Mich bitten, dich öfter an solche Orte zu bringen?"
"Ich weiß auch nicht. Ich sollte wirklich.
Wahrscheinlich habe ich immer zu viel zu tun."
"Nun", meinte er lachend, "entweder das oder
du verbringst deine Zeit lieber mit Skulduggery als mit mir."
"Du weißt genau, dass es nicht so ist."
"Wirklich nicht?"
"Zum Teil ist es so", gab sie zu.
Fletcher nickte. "Ich kann es dir nicht verdenken. Im
Gegensatz zu mir hat er nicht versucht, dir wehzutun."
Ihr Lächeln verschwand. "Das war doch nicht deine
Schuld."
"Aber es ist passiert."
"Und du kannst dich an nichts erinnern."
"Bedeutet das, ich kann mich nicht schuldig
fühlen?"
"Wir fühlen uns alle schuldig, Fletch."
Er schaute sie an und sie schaute weg. Neben ihr knabberte
ein leuchtend grüner Vogel, eine Art Papagei, an einem weggeworfenen Sandwich.
Walküre beobachtete ihn, bis er genug hatte und näher heranhüpfte. Sie verhielt
sich ganz still. Der Vogel hüpfte auf ihre zusammengefaltete Jacke. Er hockte
so dicht neben ihr, dass sie ihn hätte berühren können, aber sie tat es nicht.
Fletcher betrachtete den Vogel ebenfalls und lächelte.
"Das liebe ich so an Australien. Wenn wir in Dublin oder London wären,
wäre das hier irgendeine langweilige Taube und wir würden sie verscheuchen.
Aber hier ist alles leuchtender, bunter. Interessanter. Ich sollte dich
hinunterbringen zur Gold Coast zum Surfen."
"Warte, bis ich das Wasser besser manipulieren
kann", entgegnete Walküre. "Dann surfe ich."
"Aber dann macht es ja keinen Spaß mehr."
Der Vogel hüpfte auf ihr Bein und sie musste lachen. Er
trippelte weiter nach oben, stand schließlich auf ihrem Bauch und ruckte mit
dem Kopf, als er seine Umgebung betrachtete.
Fletcher grinste. "Du hast einen neuen Freund."
"Er wartet darauf, dass ich ihm etwas zu fressen gebe.
Ich habe nichts, Kleiner. Schau her, er ignoriert mich total. Wenn er sich auf
mein Gesicht setzt, schwöre ich dir..."
"Und jetzt lächeln!" Fletcher hob langsam sein
Handy.
Er machte drei Aufnahmen und bei der dritten schaute der
Papagei oder Kakadu oder was es war zu ihm hin und Fletcher nickte. "Das
ist gut geworden", freute er sich. "Das gehört zu denen, die du
deiner Familie nie zeigen kannst."
Der Vogel schlug mit den Flügeln. Walküre schrie auf und
drehte den Kopf zur Seite, als er aufflog. Als sie sich wieder umdrehte, saß er
auf Fletchers Kopf. Sie prustete los und rollte sich weg. Dann fummelte sie an
ihrem eigenen Handy herum, um die Fotofunktion einzustellen, bevor die
Gelegenheit verstrichen war. Sie musste so lachen, dass ihre Hand zitterte, als
sie ein halbes Dutzend Bilder von einem immer entsetzter dreinblickenden
Fletcher schoss.
"Bitte nicht kacken", murmelte er.
Der Vogel schlug wieder mit den Flügeln und Fletcher schrie
auf, als er von seinem Kopf flog und neben ihm im Gras landete. Sofort fuhr er
sich mit den Händen durchs Haar, verwuschelte und richtete auf, was der Vogel
platt gedrückt hatte. Dann warf er sich auf Walküre und versuchte, ihr das
Handy aus der Hand zu nehmen, doch sie hielt es fest und rollte sich zu einem
Ball zusammen. Sprechen konnte sie vor lauter Lachen nicht. Schließlich gab er
es auf und legte sich ins Gras.
"Bitte zeig die Fotos niemandem."
Sie steckte das Handy in ihre Tasche und kuschelte sich an
ihn. "Ich kann nichts versprechen."
Fletcher legte den Arm um sie. "Wir sollten das
wirklich öfter machen. Du brauchst eine Pause, Wallie. Urlaub. Wann hast du zum
letzten Mal Urlaub gehabt? Das ist doch bestimmt schon Jahre her, hab ich
recht? Du brauchst mal eine Woche Abstand von allem. Eine Woche, in der niemand
versucht, dich umzubringen, in der du glücklich und geborgen und in Sicherheit
bist."
Sie küsste ihn auf die Wange. "Du bist immer so besorgt
um mich. Dafür liebe ich dich."
Sie spürte, wie er zusammenzuckte. "Du liebst
mich?"
Ihr Lächeln erlosch. "Tu so, als hätte ich es nicht
gesagt." Fletcher setzte sich auf und schaute sie an, doch sie schloss die
Augen. "Es ist ein wunderbarer Tag und es war ein schöner Augenblick.
Verdirb ihn nicht."
"Okay." Er legte sich wieder zurück.
"Klar."
Da lagen sie, in der Sonne, im Gras.
"Wann möchtest du wieder nach Hause?"
"Gib uns noch eine halbe Stunde", antwortete
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