Derek Landy
nicht, was ich fühlen oder
wie ich es verarbeiten soll, verstehst du? Kenspeckel hat mich an meinen
Großvater erinnert. Grantig und mürrisch und nicht einverstanden mit den
Leuten, mit denen ich meine Freizeit verbringe. Bei ihm habe ich mich sicher
gefühlt. Ich wusste, wenn er in der Nähe war, konnte passieren, was wollte, er
hat es wieder gerichtet. Er kam angeschlurft, beschwerte sich und machte mir
ein schlechtes Gewissen, weil ich schon wieder in eine Schlägerei verwickelt
war. Dann hat er mich beleidigt, mich zum Lachen gebracht und alles wieder
gerichtet. Und kurz bevor er ging, hat er dann immer noch etwas wirklich Nettes
gesagt, damit ich auch ja wusste, wie sehr ich ihm am Herzen liege."
"Du wirst ihn vermissen."
Sie blickte aus dem Fenster. "Bitte bring mich nicht
zum Weinen."
"Das möchte ich nicht", versicherte Skulduggery.
"Tut mir leid."
Sie fuhren schweigend weiter, bis sich, ungebeten, ein
anderer Name in ihre Gedanken schlich. "Scapegrace", murmelte sie.
Skulduggery wandte ihr den Kopf zu. "Was ist mit
ihm?"
"Er ist immer noch in Kenspeckels Untersuchungszimmer
eingesperrt. Sie sind beide da drin." "Und?"
"Na ja, wir sollten sie vielleicht rauslassen, was
meinst du?"
"Damit sie uns weiter Ärger machen können?"
"Wir können sie nicht einfach dort sitzen lassen. Sie
warten auf ein Heilmittel und Kenspeckel hat gesagt, es sei nicht unmöglich,
eines zu finden. Wir sollten sie rauslassen, damit sie sich nach jemand anders
umschauen können, der ihnen hilft."
"Wer, zum Beispiel?"
"Wie wäre es mit Nye? Das wäre ganz sein Fall."
"Wir wollen nichts mit Dr. Nye zu tun haben."
"Und wir werden auch nichts mit ihm zu tun haben. Wir
geben ihnen seinen Namen, dann können sie allein zu ihm gehen. Wir können sie
nicht länger in diesem Raum eingesperrt lassen, Skulduggery. Halte beim
Hibernian an. Ich brauche nur zwei Minuten."
Er grummelte noch ein bisschen vor sich hin, doch eine
Viertelstunde später stieg Walküre aus dem Bentley und lief ins Hibernian. Das
Kino sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Die Wände waren
rauchgeschwärzt und die Gänge voller Schutt. Der Vorhang war verschwunden, doch
in die Mauer war ein Loch gesprengt worden und sie kletterte durch. Die Flure
waren schwach beleuchtet. Ihre Schritte klangen laut. Plötzlich fand sie die
Idee, allein hierherzukommen, nicht mehr so toll. Was, wenn ein Restant hier
zurückgeblieben war?
Sie erreichte das Untersuchungszimmer, doch die Glastür
stand offen.
"Sie sagten, sie -"
Walküre schrie auf, machte einen Satz und drehte sich im
Sprung, damit sie ihren Angreifer sehen konnte. Sie landete und stolperte,
während Caelan sie die ganze Zeit mit einer hochgezogenen Augenbraue
beobachtete.
"Mein Gott", keuchte sie, "tu das nie
wieder!"
"Was denn?"
"Dich so an mich anschleichen!" "Ich hab mich
nicht angeschlichen." "Mir ist fast das Herz stehen geblieben!"
"Ich habe mich nicht angeschlichen. Ich bin ganz normal gegangen."
"Du solltest dir eine Glocke um den Hals hängen."
"Hörst du bald auf zu hecheln?"
"Nein!", brüllte sie. Dann kam sie sich dämlich
vor. "Was ist? Was willst du?"
"Bevor du angefangen hast zu schreien, wollte ich dir nur
sagen, dass ich sie freigelassen habe. Die beiden Zombies. Sie haben gesagt,
sie seien Freunde von dir."
"Das haben sie gesagt?"
"Das war vermutlich gelogen, aber der Größere wollte
einfach nicht den Mund halten, da habe ich die Tür aufgemacht und sie gebeten,
mich in Ruhe zu lassen. Ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht."
"Nein, nein, hast du nicht. Ich wollte sie gerade
selbst freilassen, deshalb ..."
"Die Krise ist vorbei, sehe ich das richtig?"
"Ja. Hast du keine Einzelheiten gehört?"
"Ich bin ein Vampir ohne Rudel. Mir sagt niemand
etwas."
"Hm", machte Walküre. "Richtig. Ja, die Krise
ist vorbei. Und da du jetzt schon mal hier bist, sollte ich dir wohl danken,
dass du genau im richtigen Moment gekommen bist."
"Du warst in Gefahr. Ich musste dich retten."
Sie nickte und lächelte. Sie wusste, dass sie es aus
Dankbarkeit so hätte stehen lassen sollen -, doch dann hörte sie sich sagen:
"Danke, dass du mir geholfen hast. Retten finde ich ein bisschen ...
übertrieben."
"Hast du ihn seither wieder getroffen? Den
Jungen?"
"Du meinst Fletcher? Ja. Natürlich habe ich ihn
getroffen."
"Nach allem, was er getan hat?"
"Das war nicht er, das war der Restant."
"Wenn das, was ihm passiert ist, mir passiert wäre,
hätte ich dich trotzdem nie verletzt."
"Dir
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