Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
scheuhen dürffen / diese Geschichte / wider das siebende Geboht des Heil. Göttlichen Gesetzes unter gestohlner Kleidung in die Welt auszustreue; mit welchen schlimmen Diebs-Nägeln in diesen lezten Zeiten sich ihrer viel kratzen. Ja es werden zugleich auch andere mißgünstige abgeschrecket werde / ihren unbefugten Geifer und Neid-bittere Galle / wider dieses wolgemeinete Werk auszuspeie / wann ihnen zu Ohren kommen solte / der unüberwindliche Adler (HErr Gott / gib du ihm Krafft / verjunge und erhalte ihn / daß er sein vermögen nicht / als am lezten Tage dieser Welt verliere) habe unter seine sichere Schuz-Flügel angenommen
Eurer Römischen Käyserlichen Majestät
alleruntertähnigste /
allergehorsambste
Diener und Dienerin
Herkules
und
Valisken.
Freundliche Erinnerung
An den Christlichen Tugendliebenden
Leser des Teutschen Herkules /
Welcher gebeten wird / diese Geschichte nicht vorzunehmen / ehe und bevor er folgende kurtze Vermahnung durchgelesen und vernommen hat.
Es hat der UhrSchreiber dieses Buchs vor eine Nohtwendigkeit erachtet / dem gewogenen Leser / bald im ersten Eingange / den Zweg seines Vorhabens vorzustellen / was gestalt seine Andacht in diesem ganzen Wercke eigentlich dahin gerichtet sey / daß des Gemühts Erfrischung / so man im durchlesen anmuhtiger Geschichte suchet / allemahl mit gotfürchtigen Gedanken vermischet seyn möge / und die Erkäntnis der himlischen Warheit auch daselbst befodert werde / da man sichs nicht vermuhten wahr; massen dadurch andächtige Seelen oft veranlasset werden / ihre Seufzer mitten in solcher Lesung gen Himmel zu schicken /damit die irdische Gesonnenheit am Zeitlichen sich nicht zu heftig vergassen / noch den Lüsten zu viel Raum geben möge.
Das schandsüchtige Amadis Buch hat mañichen Liebhaber auch unter dem Frauenzimer / deren noch keine dadurch gebessert / aber wol unterschiedliche zur unziemliche Frecheit angesponnet sind / wañ sie solche Begebnissen vor Augen gemahlet sehen / welche wol die unverschämtesten vor der Sonnen zu verrichten scheu tragen. Daß ich alhier nicht allein der handgreiflichen
Contradictio
nen und Widersprechungen / womit der Tichter sich selbst zum oftern in die Backen häuet; samt den ungläub-scheinlichen Fällen und mehr als kindischen Zeitverwirrungen / deren das ganze Buch durchgehend vol ist; sondern auch der teils närrischen / teils gotlosen Bezäuberungen geschweige / deren so vielfältige Meldung geschiehet /und doch so wenig Geschmak als Glaubwürdigkeit haben / nicht desto weniger aber diese teuflische Kunst nit allein vor gut uñzugelassen sondern wol gar vor Christ- und götlich wil gehalten werden / als deren sich Christliche Käyser / Könige und Ritter ohn Gewissens-Anstoß gebrauchet, und dadurch mannichem Unglük / aus sonderbahrer Schickung Gottes entrissen / auch viel Gutes zu volführen gestärket seyn sollen. Wil nicht sagen / wie leicht unbesonnene lüsterne Weibesbilder hiedurch / der Zäuberey sich zu ergeben / möchten veranlasset werden. Woraus dann zur gnüge erscheinet / daß der leicht bewäglichen Jugend mit obgedachtem Buche nicht besser gedienet währe / als wann es nur den Schaben und Motten durchzublättern / und der ewigen Vergessenheit übergeben würde.
Ob dann einiger Amadis-Schützer einwerffen wolte / die lustbringende Erfindungen macheten diesem Buche sein Ansehen / und entrissen es der Verwesung; so mag ehrliebenden Herzen dieses noch lange nicht genug seyn. Dann die Leichtfertigkeiten hecheln gar zu grob / und die unziemliche Betreibungen zwischen jungen verliebeten hohen Standes-Leuten brechen so unverschämt loß / daß von keuschen Herzen es ohn ärgernis nicht wol kan gelesen werden; was wolte dann von frech-wilden geschehen? Zwar ein gefusseter ehrliebender Geist achtet dessen wenig; aber wer vermuhtet sich eines solchen bey der lustsüchtigen Jugend? wird demnach keine Entschuldigung übrig seyn / und wer ohn verdacht leichtsinniges Gemühts und Lebens bleiben wil / enthält sich billich von solchen uñ dergleichen Büchern / welche die unzüchtige Kitzelungen mit der Höfligkeit gar zu merckern durcheinander flechten / uñ den Stachel der unbillichen Begierden rägen und hägen; dann menschliche Boßheit ist schon mehr als zu heftig / und bedarfs nicht / daß man Wasser ins Meer trage / oder Oel ans Feur schütte. Ob auch dem Königl. und Fürstl. Frauenzimmer / durch Tichtung so mannicherley unzüchtigen Buhlereien nicht gar zu nahe getreten sey / gebe
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