Des Kaisers Gespielin (German Edition)
schluckte. Ich kann das, hämmerte es in meinem Kopf, es sind nur ein paar Fragen, nichts wovor man Angst haben müsste. Und doch schlug das Herz in meiner Brust so laut, dass ich meinte, ein jeder könnte es hören.
Der Statthalter wandte sich in Richtung meines Vaters und fragte mit einer gebieterischen Stimme, die keine Ablehnung duldete: „Das ist sie?“
Vater nickte kurz und in seinem Gesicht zeigte sich sowohl Stolz als auch Panik.
„Kann ich Euch etwas anbieten, hoher Herr, bevor wir in mein Studierzimmer gehen und uns unterhalten?“, fragte er mit unsicherer Stimme, deren Zittern er durch ein möglichst gefestigtes Gesicht zu übertönen versuchte.
Der Statthalter schüttelte abweisend den Kopf, als wären ihm derlei Gesuche mehr als lästig.
„Das wird nicht nötig sein, guter Mann. Wir sind für die junge Dame hier, nicht um Konversation zu betreiben.“
Vater ließ mit fassungslosem Gesicht die Schultern hängen. Beinahe tat er mir leid, wie er da in seinem eigenen Hause vergeblich um Anerkennung seiner Autorität buhlte.
„Wir würden gern mit der Befragung beginnen.“, fügte der Statthalter ungeduldig hinzu und tätschelte Vater herablassend den Arm.
„Sicher dürfen wir dafür Euer Studierzimmer in Anspruch nehmen, guter Mann?“
Es war eine Frage der Form, nicht der Erlaubnis und das musste er gespürt haben. Vater nickte müde und führte unsere kleine Prozession an. Er wies dem Würdenträger den Weg, die beiden Frauen folgten ihnen mit einigem Abstand und ich beeilte mich, nicht zu weit zurück zu bleiben. Vor der Tür zu seinem Allerheiligsten pausierte mein Vater kurz und wies vage hinter den Eingang.
„Ich hätte noch einige Abstammungsurkunden zur Hand, falls Euer Ehren solche benötigen.“
„Das wird nicht nötig sein.“, erwiderte der Statthalter kalt und mit einer kleinen Handbewegung entließ er meinen Vater, als handelte es sich bei ihm um seinen persönlichen Diener. „Wir würden uns gerne mit der jungen Dame allein unterhalten.“
Das war keine Bitte, sondern ein Befehl.
Vater verstand, wandte sich ab und ging. Mutter sah mich noch einmal flehend an, ich konnte die Verzweiflung und ihre stummen Bitten förmlich schmecken, ich nickte ihr kurz zu, und sie lief mit geradem Rücken dem Vater hinterher.
Der Statthalter trat hinein und setzte sich ganz selbstverständlich auf Vaters Platz an den großen mit Schriftstücken übersäten Tisch. Die beiden Frauen nahmen auf dem Sofa in der hinteren Ecke Platz, so zurückhaltend, als wären sie gar nicht da. Und mir blieb nur der gefürchtete Platz gegenüber dem Schreibtisch, an dem ich als Kind so oft gesessen und mir Schelte abgeholt hatte.
Unschlüssig stand ich davor. Durfte ich mich setzen oder wurde von mir erwartet zu stehen? Der Statthalter schien mein Dilemma zu bemerken und machte eine einladende Handbewegung zum Stuhl. Umständlich zog er einen Stapel Papiere aus seinem Umhang, breitete sie vor sich aus und sah mich erwartungsvoll an. Ich setzte mich so elegant wie ich es vermochte, auf den hölzernen Stuhl und sah ihn ebenso erwartungsvoll an. War das ein Test? Wenn ich eines gelernt hatte, dann dass man als Frau nur den Mund aufmachte, wenn man gefragt wurde. Diese Lektion würde ich auch heute nicht vergessen und so starrte ich ihn an und schwieg.
Er sprach zuerst: „Weißt du, warum du hier bist, Mädchen?“
Ich nickte, hörte aber nicht auf ihn anzusehen.
„Ich denke schon. Ich soll an den kaiserlichen Hof geschickt werden.“
Ich dachte, damit wäre alles gesagt. Es schien mir durchaus eine treffende Zusammenfassung der Ereignisse zu sein, wenn auch mein Gegenüber offensichtlich anderer Meinung war. Der Mann schüttelte abweisend den Kopf.
„Du bist hier, damit ich feststellen kann, ob du an den kaiserlichen Hof kommen darfst. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.“
Seine Stimme klang vorwurfsvoll. Ich errötete beschämt und blickte zu Boden. Natürlich, noch war nichts sicher, auch wenn es ihm so vorkommen musste, als glaubte ich das.
„Ich bin mir der Ehre bewusst.“, gab ich leise zurück und ihm schien meine Antwort zu gefallen.
Er zückte eine Feder, blickte auf den Bogen, der zuoberst lag und forderte: „Name!“
„Delila von Hallmond.“
„Alter!“
„23.“
Er nickte und malte eine runde dreiundzwanzig auf sein Blatt. Ich entspannte mich, der Anfang war nicht so schlimm, wie ich gefürchtet hatte, wie schlimm konnte es noch werden?
„Deine Familie gehört zum
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