Des Kaisers Gespielin (German Edition)
niederen Landadel?“
Ich nickte. Auf dem Papier stimmte das auch.
„Seit über 25 Generationen.“
Sein Blick war zustimmend. Er hatte das natürlich gewusst, wollte aber wohl sichergehen, dass ich mir dessen auch bewusst war.
„Das ist gut. Nur eine edle Frau darf im Palast leben.“
Mein Blick huschte unwillkürlich hinüber zu der Sklavin, die ihre Augen immer noch streng auf den Boden gerichtet hatte.
Der Statthalter schien das bemerkt zu haben.
„Die zählen nicht, junge Dame. Sklaven wohnen nicht im kaiserlichen Harem. Und sie pflegen keinen Umgang mit Seiner Majestät.“
Ich schluckte nervös. Und der tadelnde Blick des Statthalters trug nichts dazu bei, meine Anspannung zu mildern.
„Also weiter. Geschwister?“, fuhr er kurze Zeit später fort.
„Eine Schwester, Herr.“
Erwartungsvoll sah er mich an.
„Name? Und Alter?“
„Ermeline von Hallmond, 14 Jahre alt, Herr.“
Er nickte und trug ihren Namen säuberlich in eine Spalte ein, dann sah er mich wieder an und fragte trocken: „Jungfrau?“
Ich wurde rot und wandte schnell meinen Blick ab.
„Ja, Herr.“, antwortete ich flüsternd und wollte vor Scham im Boden versinken.
„Sehr gut!“, murmelte er unerschüttert und trug meinen Zustand in die Liste ein.
„Bildung?“, fragte er weiter, ohne auf meinen peinlich berührten Blick einzugehen. Es war wohl nicht das erste Mal, dass er ihr sah und würde auch nicht das letzte Mal sein.
„Ich wurde im Hause unterrichtet, Herr. Jedenfalls bis...“, ich stockte.
Wie viel wusste dieser Mann von unseren Umständen?
„Ich bin mir dessen bewusst, dass diese Familie in unangenehme finanzielle Umstände geraten ist,“, stellte er trocken fest, “das ist keine Schande. Unter anderen Umständen säße ich wahrscheinlich nicht hier.“
Ich hätte schwören können, dass seine Augen bei diesen Worten schalkhaft aufblitzten. Vielleicht war er doch nicht so streng, wie er den Anschein gab. Ich beschloss, ehrlich zu sein. Es konnte mir kaum zuträglich sein, so zu tun, als wäre die Aussicht auf ein Leben in des Kaisers Harem das Beste, was ich mir vorstellen konnte.
„Nein, Herr, wahrscheinlich nicht.“
Er legte die Feder aus der Hand und lehnte sich zurück. Meine Ehrlichkeit überraschte ihn nicht, aber er nahm sie mit einem leichten Nicken zur Kenntnis.
„Der Palast ist voll mit Frauen wie dir.“, begann er zu erklären, ganz so als wäre er der Vater und ich das Kind. „Töchter von verarmten Familien, von Witwen, Töchter, die keine Aussicht auf eine lukrative Heirat haben. Aber alle haben sie eines gemeinsam. Sie sind aus guten Familien, hübsch und gebildet und gereichen dem Stolz des Kaisers. Ihr Gesang erfreut sein Ohr und sie mehren sein Ansehen bei den kaiserlichen Feierlichkeiten. Er nährt sie und kleidet sie, wie es die Pflicht ist eines Gebieters, und jeden Tag stehen ihnen weise Lehrer zur Verfügung, um ihren Geist zu füllen.“
Er sah mich intensiv an, als suchte er nach einem Zeichen von Trotz, von Auflehnung in meinem Gesicht. Aber da war nichts als bloßes Erstaunen.
„Nein, junge Dame, es ist keine Schande als Frau im kaiserlichen Palast zu leben.“, schloss er säuerlich.
Ich fühlte mich mit Worten gemaßregelt. Und das andere, das Körperliche? Was war damit? Aber ich hielt meinen Mund, lüftete nicht die Maske über meinem Gesicht und schaute ergeben zu Boden.
Er seufzte tief auf, als hielte er es für unsinnig mich erleuchten zu wollen, und fuhr fort.
„Ich habe jetzt alles, was ich brauche.“
Er sortierte seine Papiere zu einem ordentlichen Stapel und ließ diesen wieder in die Untiefen seines Umhangs gleiten. Das sollte es schon gewesen sein? Ich war im ersten Augenblick erleichtert und auch ein bisschen verwirrt. Vor den paar Fragen hatte ich solche Angst gehabt? Ich wollte schon aufstehen und unsere Gäste verabschieden, als der Statthalter mir zuvorkam und sich aus seinem Sessel erhob.
„Wir sind hier noch nicht ganz fertig. Ich habe mich überzeugen können, dass Ihr eine angenehme junge Dame seid ohne einen gravierenden geistigen Makel.“
Ich war fast geneigt, mich geschmeichelt zu fühlen. Wenn auch nur für einen Augenblick... Er deutete auf die schwarzgekleidete Dame.
„Es wird nun eine vollständige körperliche Evaluation erfolgen.“
Ich erbleichte.
„Wenn Ihr mich bitte entschuldigen wollt, junge Dame. Die Oberaufseherin des kaiserlichen Frauenflügels wird nun mit ihrer Aufgabe fortfahren.“
Mit diesen Worten trat er
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