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Des Kaisers Gespielin (German Edition)

Des Kaisers Gespielin (German Edition)

Titel: Des Kaisers Gespielin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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wüsste sie, dass ihr endlich niemand, wirklich niemand mehr etwas anhaben konnte. Allein des Kaisers Anwesenheit ließ sie einen Anschein von Demut bewahren. Nicht so in den Frauengemächern, wo sie vor den prüfenden Blicken der Männer verborgen blieb. Unhöflich und herrisch führte sie sich gegenüber den Sklaven auf und auch wir anderen hatten oft genug unter ihren Launen zu leiden. Auf den Gängen wurde gar getuschelt, dass sie hoffte eines Tages Kaiserin zu sein. So sehr diese Gerüchte möglicherweise dem Neid entspringen mochten, so glaubte ich durchaus, dass sie einen wahren Kern enthielten. Immerhin war Hella nicht unbedingt für ihre Subtilität und Bescheidenheit bekannt. Sie hatte das Herz des Thronfolgers in der Hand, warum also nicht nach den Sternen greifen? So sehr war ihr also der junge Prinz verfallen, dachte ich mitleidig. Und vertraute trotzdem darauf, dass er der Sohn seines Vaters war und sich sein Wille gegen die offensichtliche Manipulation durchsetzen würde. Eines Tages...!
    Abgesehen von ihrem unangemessenen Verhalten fiel mir auch bald auf, dass Hella mich zu beobachten schien. Hatte ich sie früher nur selten zu Gesicht bekommen, dann begegnete sie mir jetzt an jeder möglichen und unmöglichen Stelle.
    „Ist dir in letzter Zeit etwas an Hella aufgefallen?“, fragte ich eines Morgens, nachdem Hella während meiner Übungsstunde durch Dalias Tür geschaut hatte. Nur einen Moment lang hatte ich ihren Kopf gesehen, aber es war zweifellos sie gewesen.
    Ravenna betrachtete mich nur spöttisch.
    „Ihre Arroganz? Ihre Herablassung? Ihre Fixierung auf Macht und Reichtum? Nichts besonderes also...!“
    Ich sah, dass sie mich nur aufzog. Aber meine Sorge kam mir nicht unberechtigt vor.
    „Sei nicht so! Ich meine es ernst. Seit sie den jungen Prinzen um ihrem kleinen Finger gewickelt hat, ist sie anders.“
    Ravenna hob nur abwertend ihre Augenbraue.
    „Das meine ich nicht. So war sie schon immer, nur hat sie es nicht so offen zeigen können. Ich meine aber, dass sie zu uns anders ist. Zu dir und mir. Hast du nicht manchmal das Gefühl, dass sie auf irgend etwas lauert? Dass sie dich viel zu lange anschaut?“
    „Tut sie das?“
    „Ich glaube schon. Es ist mir sehr unangenehm, wenn sie aussieht, als kenne sie all unsere Geheimnisse.“
    „Das tut sie nicht. Sie ist nicht so der verschwiegene Typ, der seine Geheimnisse für sich behält. Glaube mir, wenn sie etwas wüsste, dann wären wir nicht mehr hier... Du bist nur etwas angespannt.“
    Sie begann mir fest den Nacken zu massieren, aber meine Anspannung blieb.
    „Wir haben also nichts zu befürchten?“
    Meine Stimme klang unsicher und kläglich.
    „Natürlich nicht. Hellas aufsteigender Stern steigt ihr vielleicht zu Kopf, aber vergiss nicht, sie ist nur die Geliebte des Prinzen! Nicht des Kaisers! Nicht des Mannes, der die Fäden in der Hand hält. Wir haben wirklich und wahrhaftig nichts zu befürchten. Also sorge dich nicht!“
    Ich sollte mich besser fühlen, aber ich tat es nicht. Was war mit Hella? Was führte sie im Schilde? Ich konnte nicht glauben, dass meine Einbildungskraft so stark sein sollte.
    So beschloss ich eigenmächtig, dem genauer nachzugehen und achtete verstärkt darauf, wie und wo und wie häufig Hella mir begegnete.
    Dem äußeren Anschein nach behandelte sie uns nicht besser oder schlechter als jeden anderen hier. Mit mir sprach sie nur, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ und sonst tat sie vor meinen Augen, als wäre ich Luft für sie. Doch gelegentlich, wenn sie glaubte ich sähe es nicht, fiel mir auf, dass ihr Blick mir folgte. Saß sie hinter mir, so konnte ich ihre bohrenden Augen in meinem Rücken spüren und manchmal, wenn ich es am wenigsten erwartete, dann tauchte sie plötzlich in meiner Nähe auf. Dass sie mich in solchen Momenten zu ignorieren schien, konnte mich nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere Zusammentreffen kein Zufall waren.
    „Ich glaube, sie beobachtet mich doch.“, teilte ich bald meine Befürchtungen mit Ravenna.
    Diese dachte einen Augenblick nach, winkte dann aber ab.
    „Beschäftigt dich das immer noch? Warum sollte sie? Hella hat genug mit ihrem Prinzchen zu tun. Man sagt doch der Jugend eine gewisse Unersättlichkeit nach...“
    Ravenna kicherte über ihren Scherz, aber meine Unruhe blieb.
    „Ravenna!“, wies ich sie zurecht, „Ich meine das ernst. Ständig taucht sie auf, wenn ich mich eigentlich unbeobachtet fühle. In der Bibliothek, im Garten, bei Estella...

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