Des Kaisers Gespielin (German Edition)
würdevoll stellte ihm der Kaiser mehr und mehr Würdenträger vor, aber ich, die ich ihn besser zu kennen glaubte, sah den Stolz in seinen Augen. Des Prinzen Augen aber blieben leer. Erst als seine Hoheit ihm verschiedene Mädchen vorstellte, unter ihnen auch die exotisch wirkende Ravenna, da stieg Röte in sein jungenhaftes Gesicht und schüchtern, aber fasziniert begrüßte er sie. Es konnte so einfach sein, einen jungen Mann aus der Reserve zu locken, dachte ich amüsiert und stellte mich ebenfalls in die scheinbar nie enden wollende Reihe, um ihm vorgestellt zu werden.
Vor mir stand eine ausgesprochen aufgeregt wirkende Nona, deren Gliedmaßen unentwegt zappelten.
„Die Dame Nonette!“, wurde sie ehrerbietig vom Kaiser selbst vorgestellt.
Nona knickste unbeholfen und sah dem jungen Prinzen mit vor Staunen geweiteten Augen ins Gesicht. Dann verletzte sie das Protokoll und richtete das Wort an ihn. Seine Majestät nahm es ungerührt zur Kenntnis und so ging ich davon aus, das er einverstanden war.
„Ich hoffe, es gefällt Euch hier bei uns.“
Der junge Mann, der selbst nicht viel älter als sie sein konnte, sah sie überrascht an und lächelte dann schüchtern.
„Danke es ist sehr hübsch hier.“, antwortete er höflich.
Dann wurde er rot und fügte leise mit leuchtenden Augen hinzu: „Und es ist gerade noch um einiges hübscher geworden.“ Danach sah er sich angestrengt auf die Schuhspitzen.
Nona verstand und errötete ebenfalls. Doch nicht aus Unbehagen, wie ich schnell feststellen konnte. Ihr gesamtes Gesicht nahm ein blühendes Strahlen an und in diesem Moment wurde mir schmerzlich bewusst, dass hinter ihren noch kindlichen Zügen schon die schöne junge Frau zu erahnen war, die sie einmal sein würde. Und ausgerechnet der junge Prinz hatte es als erster bemerkt.
Die beiden schienen die Welt um sich gar nicht mehr wahrzunehmen. Ihre Augen hefteten sich aneinander, als wollten sie sich niemals wieder loslassen und ein verträumtes Lächeln umspielte beider Mund. Obwohl es mir ungehörig vorkam zu starren, konnte ich gar nicht wegschauen. Zu entzückend war der Anblick dieser zwei jungen Menschen, die sich schüchtern und vorsichtig als gleich erkannt hatten. Den zwei Menschen, die sich in dieser Runde wahrscheinlich an unwohlsten fühlten und in dem anderen etwas gesehen hatten, was ihnen Kraft gab.
Sie sprachen nicht noch einmal. Aber ich sah wie der Prinz einige Male seinen Mund öffnete und ihn sichtlich verzagt wieder schloss. Doch Nona machte die Unbeholfenheit des jungen Mannes nichts aus. Mit glänzenden Augen reichte sie ihm ihre Hand, die er nur zu gern ergriff und sanft drückte. Ganz ohne Worte verständigten sie sich und ich sah, wie es auch dem Kaiser nicht unbemerkt geblieben war. Mit einem nachsichtigen Stirnrunzeln beugte er sich vor und flüsterte seinem Sohn etwas ins Ohr. Dieser ließ daraufhin die ihm dargereichte Hand los und ich meinte, ein kurzes wütendes Flackern in seinen Augen wahrzunehmen, welches mich eiskalt durchfuhr. Sofort aber legte sich wieder die unbeteiligte Maske über sein Gesicht und ich konnte nur hoffen, dass mich meine Augen betrogen hatten.
Nun war es an mir vor dem Sohn meines Liebhabers zu knicksen. Seine Augen glitten nur flüchtig über mein Gesicht, als er mich mit leiser Stimme begrüßte, und nichts an seinem Gesicht ließ auf mehr als höfliches Interesse schließen. Einen winzigen Moment später war ich schon vergessen.
Noch einmal drehte ich mich zu ihm um und sah zu, wie er ein Mädchen nach dem anderen begrüßte. Ich wusste nicht, was ihn so verärgert hatte, jetzt war er die Höflichkeit in Person. Vielleicht war er noch nicht bereit gewesen, Nona wieder gehen zu lassen, redete ich mir ein. Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln. Wer hätte gedacht, dass Nona einmal freiwillig die Blicke eines Mannes ertragen würde? Und nicht nur das, in der heutigen Nacht hatte ich erste Anzeichen von Verliebtheit in ihren Augen gesehen. Er hätte sich keine Bessere aussuchen können, keine die es mehr verdient hätte geliebt zu werden, dachte ich mit Wärme im Herzen.
„Ist er nicht... ein hübscher Mann?“
Nona hakte sich stürmisch bei mir ein.
„Und hat er nicht ein gütiges Gesicht?“
Ich lachte in mich hinein.
„Er wird den Hof einmal... ähm... gut repräsentieren können.“
„Aber... aber hattest du nicht auch das Gefühl... dass er besonders freundlich war?“
„Zu einer Person ganz bestimmt.“
Nonas Augen
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