Des Kaisers Gespielin (German Edition)
Schritt in unser Gemach kam.
Ravenna schüttelte abwehrend ihren Kopf und schenkte mir ein halbherziges Lächeln: „Nein, Lila. Es ist nichts. Komm her und halt mich einen Moment, dann wird wieder alles gut sein.“
Mit gerunzelten Brauen kam ich ihrer Bitte nach.
„Warst du beim Kaiser?“
An meiner Schulter nickte es.
„Du solltest dich nicht so anstrengen, du bist ja kaum mehr ein Schatten deiner selbst. Was hat dich so aufgewühlt? Habt ihr über seinen Sohn gesprochen? Bereitet sein Verhalten dir Sorge?“
Stumm verneinte sie. Wie seltsam! Ihr Verhalten erschien mir äußerst untypisch, anschmiegsam und zärtlich war sie wie ein kleines Kätzchen. Ich hielt sie lange in meinen Armen und wunderte mich über die Veränderung in ihrem Wesen. Und doch fühlte ich mich auch wohl dabei, endlich einmal der starke Teil unserer Verbindung zu sein.
Die Liebe zu ihr und mein neu entdeckter Instinkt sie zu schützen drohte mir in diesem Moment das Herz zu zersprengen. Und so führte ich sie sanft, aber entschieden zum Bett, wo wir uns ohne Worte entkleideten und sich unsere Körper still und leise aneinander erfreuten. Unsere Lippen konnten keinen Augenblick voneinander lassen und in sanftem Takt fand sich unsere Mitte. Wie in Trance bewegten sich unsere Hüften aneinander entlang, bis sich auch unsere Schamlippen miteinander vereinten. Unter dem sanften Druck erzitterte der bronzene Körper unter mir und ein erstickter Laut entfuhr ihrer Kehle. Doch ich musste feststellen, dass dies kein Laut der Wonne war.
Mit vor Entsetzen geweiteten Augen starrte sie zur Tür und als ich ihrem Blick folgte, da blieb auch mir das Herz stehen.
Im Eingang stand Hella, die Klinke noch in der Hand, und in ihren hellen Augen konnte ich den Triumph sehen, als sie uns angewidert anstarrte. Einen Moment lang schien sie die ihr dargebotene Szene von unseren ineinander verschlungenen nackten Körpern in sich aufzunehmen, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und lief davon.
Im selben Augenblick erwachte Ravenna aus ihrer Starre, warf mich von sich und griff nach dem nächstliegenden Kleidungsstück, welches sie sich hastig überwarf.
„Oh nein!“, entfuhr mir ein entsetztes Winseln.
Ravenna fand stärkere Worte. Leise fluchte sie vor sich her, dass mir die Ohren klingen würden, wäre mein Kopf noch aufnahmefähig.
Dann nahm sie die Verfolgung auf und ich saß allein und fassungslos im Bett und versuchte in meine Gedanken dringen zu lassen, was soeben geschehen war.
Hella hatte uns gesehen, dröhnte es in meinem Kopf. Sie hatte uns gesehen und sie würde es dem Kaiser sagen!
Die Angst klammerte sich um mein Herz und hielt es fest in seinen kalten Klauen. Wie hatte das nur geschehen können? Seit unserer ersten gemeinsamen Nacht war Ravenna immer penibel darauf bedacht gewesen, dass die Tür verschlossen sein musste. Immer! Warum war sie es heute nicht? Ich fand keine andere Antwort, als dass wir es einfach vergessen hatten.
In diesem Moment wollte ich unsere Gedankenlosigkeit verfluchen. Wir wussten doch, dass unsere Liebe verboten war. Dass sie uns wahrscheinlich den Kopf kosten würde und doch waren wir nicht vorsichtig genug gewesen. Einmal, einmal nur hatten wir uns vergessen. Doch dieses eine Mal hatte gereicht, unser Schicksal zu besiegeln. Warum musste uns ausgerechnet Hella entdecken? Wie lange schon hatte sie nachts vor unserer Tür gehockt und auf ihren Moment gewartet? Was hatte sie geglaubt vorzufinden? Einen anderen Mann? Eine geflüsterte Intrige? Ganz sicher nicht das, was sie am Ende vorgefunden hatte, das hatte ihr Blick klar und deutlich gesagt.
Schnell zog auch ich mir ein Hemd über meine Nacktheit, aber das Zimmer zu verlassen wagte ich nicht. So saß ich und wartete, bis Ravenna zurückkehrte. In der Zwischenzeit versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Was war jetzt zu tun? Würde es Ravenna gelingen, Hella zum Schweigen zu bringen? Ich überlegte, wie viele Wertsachen ich noch hatte. Viel war es nicht mehr, seit ich den Beutel zu Line geschickt hatte. Aber vielleicht genug, um Hellas Gier zu befriedigen, versuchte ich mir einzureden und wusste doch selbst sofort, dass es vergeblich war. Unser Geheimnis war für sie ungleich mehr wert, als ein wenig Schmuck. Es könnte ihr endlich den Weg ebnen, der ihr weit mehr als nur ein bisschen Gold einbringen würde. Einen, der sie als mächtigste Frau im kaiserlichen Harem zurücklassen könnte. Ohne Ravenna und ohne mich sah sie möglicherweise endlich ihre
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