Des Kaisers Gespielin (German Edition)
Blusen in diesen Schränken und Kleider dort drüben. Dort hinter dieser Tür sind dann die etwas... freizügigeren Sachen.“
Sie errötete und ein schüchternes Lächeln umspielte ihren kleinen Mund. Und doch beobachtete sie ganz genau meine Mine, um zu sehen, was ich als Nächstes tun würde.
Ich schüttelte abwehrend meinen Kopf.
„Ich denke, ich bleibe bei den einfachen Kleidern.“
Nona wirkte erleichtert und führte mich zu mehreren Tischchen auf denen sich Strümpfe und Schuhe in beängstigende Höhen stapelten.
„Du musst sie einfach anprobieren.“, erklärte Nona.
Ich nickte, aber ich hatte fürs erste nicht vor mich durch hunderte Paar Schuhe zu wühlen. Die Böden erschienen mir ohnehin überall nahezu makellos sauber und die Temperaturen waren äußerst angenehm. Warum sollte ich also nicht für den Anfang barfuß bleiben?
Unschlüssig stand sie neben mir und betrachtete mich.
„Ich denke, wir fangen mit etwas passender Wäsche an.“, lenkte ich sie ab und die Schuhe waren schnell vergessen.
Nona nickte emsig und führte mich zu einer Reihe Kommoden. Ich öffnete eine Schublade und heraus quoll ein Wust von Stoffen. Ich zog eines heraus und betrachtete es eingehend. Dann ließ ich es mit hochrotem Gesicht wieder fallen. Es war ein Höschen aus durchsichtiger Spitze, das so hoch geschnitten war, dass es wahrscheinlich über den Nabel reichte. Das eigentlich Schockierende war aber nicht die durchscheinende Spitze, sondern das Fehlen von Stoff im unteren Bereich. Fragend sah ich Nona an.
Diese kicherte mit ebenfalls hochrotem Kopf und erklärte mit amüsierter Stimme: „Manche Mädchen tragen so etwas gern. Sie mögen es, wenn... da unten beim Gehen etwas Rosiges hervor blitzt.“
Sie beugte sich vor und blinzelte mir verschwörerisch zu. „Man sagt, der Kaiser habe ein Auge für derlei Kleinigkeiten.“
Ich war schockiert und betroffen, ob dieser Enthüllungen. Das Gerede im Dorf war das Eine, aber es von diesem Mädchen, diesem kleinen, so unschuldig wirkenden Mädchen zu hören war eine ganz andere Sache. Was ich sonst ins Land der Mythen einordnete, wurde plötzlich zur Gewissheit. Aber ich konnte nicht anders und fiel in Nonas Kichern ein. Mein Aufenthalt im Palast würde sich wohl als äußerst lehrreich erweisen, dachte ich beinahe amüsiert. Mit einem Lächeln im Gesicht griff ich mir eine Handvoll der weniger aufreizenden Höschen und strebte dann mit Nona im Schlepptau den Kleiderschränken zu. Nona öffnete die breiten Flügeltüren und suchte mit sicherer Hand einige hübsche Kleider heraus, dazu noch ein wärmendes Cape und einen leichten Umhang.
„Du musst sie anprobieren!“, bat sie mich.
Sie musste meine Unentschlossenheit bemerkt haben. Lange sah sie mich prüfend und beinahe entschuldigend an.
„Du bist schüchtern, nicht wahr? Ich war genau so, als ich hierher kam. Aber... das ist nicht der Platz um schüchtern zu sein, glaube mir. Schäm dich nicht, wir sind doch alle nur Frauen, du wirst dich daran gewöhnen müssen. Wir baden zusammen, wir kleiden uns zusammen an, es ist doch nichts dabei.“, sprach sie und schlüpfte dabei selbst blitzschnell aus ihren Kleidern bis sie nackt und überraschend selbstbewusst vor mir stand.
„Siehst du, ich werde auch ein paar Sachen anprobieren. Dann bist du nicht so alleine.“
Sie zwinkerte mir zu und gab vor meine Röte und meinen starren Blick, der sich krampfhaft auf ihren Haaransatz richtete, nicht zu bemerken.
Dann drehte sie sich um und ging in Richtung eines anderen Schrankes, um sich zu bedienen. Als ich ihrer Rückseite gewahr wurde, zog ich scharf die Luft ein. Ihr kleiner schmaler Rücken war über und über von Narben bedeckt, lange blasse Striemen, die sich zwischen ihren Schulterblättern bis hin über ihre kleinen Pobacken erstreckten. Schnell schaute ich weg. Was war diesem armen kleinen Ding geschehen, fragte ich mich mit einem Kloß im Hals, diesem unschuldigen Mädchen, das kaum älter war als meine Schwester? Aber ich fragte nicht und sie sagte nichts, obwohl sie gewusst haben musste, dass ich es gesehen hatte. Wahrlich, dies war nicht der Platz, um schüchtern zu sein.
Und so standen wir schweigend beieinander und zogen uns an und wieder aus bis wir beide mit unserer Auswahl zufrieden waren. Dann führte sie mich munter plappernd, als wäre nichts gewesen, herum, zeigte mir das Bad, in dem sich gerade eine Gruppe älterer Mädchen entspannte, die Bibliothek und den Garten, der in seiner
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