Des Kaisers Gespielin (German Edition)
mich nicht mehr, aber er... tat andere Dinge. Er rieb sich an meinem Rücken und grunzte dabei wie ein Schwein. Und dann war da dieser Schmerz, dieses Stechen, furchtbarer alles zuvor. Und ich schrie wie von Sinnen... Ich muss sehr laut geschrien haben, denn plötzlich ging alles sehr schnell. Mutter hatte mich gesucht, als ich nicht nach Hause gekommen war. Unterwegs hatte sie Holz schlagen wollen, aber dann... Sie hatte mich gehört... Sie schlug meinem Peiniger mit der Axt ins Kreuz und dann wickelte sie meinen blutenden Körper in Decken und trug mich fort. Sie wusste, dass ich mich zu Hause nie wieder sicher fühlen konnte, nicht mit dem apathischen Vater als einzigem Schutz, der sich kaum lang genug auf den Beinen halten konnte um die Latrine zu benutzen. Ich kann mich nicht an viel von der Reise erinnern. Ich weiß noch, wie meine Mutter neben mir saß und meinen Kopf streichelte. Wir fuhren auf einem Pferdewagen, glaube ich. Sie ist eine starke und entschlossene Frau, meine Mutter. Sie brachte mich den ganzen Weg bis in die Kaiserstadt und verlangte dort eine Audienz bei Seiner Majestät. Ich weiß nicht, was sie ihm sagte, aber sie muss sehr überzeugend gewesen sein. Ich durfte umgehend den Frauenflügel beziehen, mir wurde die beste Behandlung zuteil, die man sich nur wünschen kann und es heißt, ich stehe unter dem besonderen Schutz des Kaisers. Deswegen kann ich auch bei den Frauen bleiben, wann immer und solange ich es wünsche. Kein Mann, nicht einmal der Kaiser selbst, darf mir befehlen... und kein Mann wird mich je wieder anfassen.“, fügte sie dann im Brustton der Überzeugung hinzu.
„Er hat mich gerettet!“, erklang es dann träumerisch aus ihrem Mund.
Eher wohl deine Mutter, wollte ich dazugeben, was war schon ein Mädchen mehr im Palast, wenn man Kaiser ist? Aber ich hielt meinen Mund. Nona wirkte wie ein fröhliches, zufriedenes Mädchen, es gab keinen Grund ihr diese unschuldige Verklärung ausreden zu wollen.
„Und wo ist deine Mutter jetzt?“, lenkte ich sie ab.
„Sie lebt in der Stadt. Natürlich kann sie als verheiratete Frau nicht bei uns wohnen, aber ich sehe sie dann und wann, wenn sie gelegentlich bei Estella mit dem Haar hilft. Von den Einnahmen kann sie sich ein Zimmer in der Stadt leisten, die meisten Mädchen sind sehr großzügig, wenn es um ihre Schönheit geht. Du wirst sie sicher bald einmal treffen.“, bekräftigte sie und ich konnte die freudige Aufregung in ihrer Stimme hören.
Mich überkam ein sanftes Schaudern beim Gedanken an Estellas Behandlungen, zu frisch waren die Erinnerungen an die abwertenden Kommentare der schwarzen Dame. Es sah ganz danach aus, als würde ich morgen rundum erneuert werden.
„Nona?“, flüsterte ich, weil ich nicht wusste, ob sie bereits eingeschlafen war.
Sie war wach. Nona wandte sich mir zu.
„Wer ist eigentlich die schwarze Dame?“
Nona sah mich verständnislos an.
„Sie hat die Inspektion bei mir durchgeführt.“, fügte ich erklärend hinzu.
Sie kicherte: „Die schwarze Dame? Das ist gut, sie trägt tatsächlich häufig schwarz. Ja weißt du das denn nicht? Sie ist hier die Aufseherin im Frauenflügel.“
Ich lehnte mich nachdenklich zurück. Das habe ich natürlich gewusst, aber ich hatte auf mehr Information, mehr Einblicke gehofft.
Nona fuhr fort: „Sie macht dir ein wenig Angst, nicht wahr? Ich habe mich auch die längste Zeit vor ihr gefürchtet, aber es ist besser geworden. Wir sehen im Grunde nicht allzu viel von ihr, sie kommt manchmal vorbei, um die Mädchen zu kontrollieren oder auch mal einen Streit zu schlichten. Meistens ist sie aber unterwegs, um neue Mädchen zu prüfen, die hier in den Palast aufgenommen werden möchten. Sie ist ziemlich streng, ich mag sie nicht besonders, aber sie scheint ihre Aufgabe gut zu machen. Der Kaiser jedenfalls ist wohl sehr zufrieden mit ihr. Sie war einmal seine... Konkubine, wenn du verstehst. Man sagt sogar, er hat sie einmal geliebt, als sie beide noch jung waren. Aber sie ist nicht... von Stand und konnte daher nicht Kaiserin werden.“
„Glaubst du,“, hakte ich nach, „dass er sie immer noch liebt?“
„Sie liebt ihn sicher... das sieht ein Blinder. Aber er... er hatte andere Favoritinnen nach ihr. Er vertraut ihrem Geschmack, was Frauen betrifft und ich glaube, er vertraut ihr. Aber lieben? Es ist Jahre her, dass sie sein Bett geteilt hat. Er liebt sie wohl nicht mehr. Fast könnte sie einem leidtun...“
Nona seufzte noch einmal und drehte sich zur
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