Des Kaisers Gespielin (German Edition)
Antwort auf seinen Antrag? Ich hielt es für unwahrscheinlich angesichts meines jüngsten Verhaltens ihm gegenüber, aber nicht für unmöglich. Sollte ich ihn lesen? Etwas in mir sträubte sich vehement gegen diese Möglichkeit. Ich fühlte mich ob meines Verhaltens schon schlecht genug, ich hatte kein Interesse daran mein Gewissen noch weiter zu belasten. Henderleys zärtliche Worte gehörten ihm allein. Ich hatte kein Recht darauf, sie zu lesen.
Ärgerlich begab ich mich zum Planetarium, um ihm unmissverständlich klarzumachen, dass sein Werben aussichtslos war und ihm den Brief zurück zu geben. Als ich eintrat, wurde mir kurz schmerzlich bewusst, wie sehr ich diesen Ort vermisst hatte. Eine uralte Magie ging von den wunderbaren Sternenbildern aus, die überall die Wände bedeckten. Henderley stand ganz hinten im Raum und machte sich geschickt an einem Teleskop zu schaffen. Er war allein.
Ich räusperte mich. Überrascht drehte er sich herum und seine weichen braunen Augen begannen bei meinem Anblick zu strahlen. Es war offensichtlich, dass er seine Hoffnung nicht aufgegeben hatte.
„Lila!“, rief er freudig aus und kam mir entgegen geeilt. „Was für eine Freude dich zu sehen... nach so langer Zeit.“
Er griff nach meinen Händen, die ich ihm aber sogleich wieder entzog.
„Einen guten Tag, Soldat!“, kam es da kühl und distanziert aus meinem Mund.
Sein verblüfftes Gesicht verfinsterte sich zusehends und er schaute mich prüfend an. Ich versuchte meine Aufregung zu verstecken und zog den weißen Umschlag aus meinem Gürtel.
„Ich möchte ihn nicht...“, zischte ich tonlos und hielt ihm den Brief entgegen, „... es tut mir leid, Henderley.“
Der Ausdruck der Verwirrung vertiefte sich auf seinem Gesicht, als er den Brief annahm.
„Ist er... für mich?“, fragte er unsicher.
Nun war es an mir verwirrt zu sein.
„Das ist doch dein Brief, nicht wahr?“, fragte ich schärfer als beabsichtigt.
Henderley fing an zu lachen und streckte mir den Umschlag wieder entgegen.
„Nein, meine liebste Lila, es scheint du hast noch einen anderen Verehrer bei Hofe. Ich jedenfalls habe dir nicht geschrieben... auch wenn ich oft daran gedacht hatte. Aber ich bin kein Dummkopf, Lila, ich habe deine Ablehnung auch ohne Worte verstanden. Auch wenn ich sie nicht verstanden habe nach...“
Seine Stimme verlor sich.
Ich wurde rot: „Es tut mir wirklich leid, Henni. Ich wollte dir nicht wehtun... du hast jemand besseren verdient, jemanden, der dich mehr als alles andere liebt...“
„Und das tust du eben nicht.... Ich verstehe schon, Lila. Ich werde wahrscheinlich an dich denken bis ich sterbe, meine süße kleine Konkubine, aber ich werde es überleben.“
Sein Lächeln war erloschen, aber seine Augen blitzten noch immer verräterisch. Unschlüssig nahm ich den Brief wieder an mich und drehte ihn zwischen meinen Fingern. Henderleys Stimme riss mich aus den Gedanken.
„Wie wäre es, wenn du ihn einfach öffnest?“, schlug er grinsend vor.
Vorsichtig nickte ich und brach das unmarkierte Siegel. Die kindliche gestochene Handschrift trieb mir die Tränen in die Augen. Er war von Line. Unsicher begann ich zu lesen:
Meine liebste liebste Lila,
ich vermisse dich so. Seit Monaten bist du fort und ich ertrage es nur schwer, nicht zu wissen wie es dir geht. Hast du den Kaiser getroffen? Ist er ein schöner Mann? Ist er gutherzig? Mag er dich? Und du ihn? Ich hoffe, du bist glücklich, doch ich bin es leider nicht. Still ist es geworden, seit du fort bist. Oft höre ich Elli in der Küche weinen, Mutter und Vater reden nie von dir. So oft ich kann, treffe ich mich mit Pen. Er ist wunderbar, meine liebste Schwester, aber es fällt mir immer schwerer ihn wieder zu verlassen, wo ich doch nichts habe, zu dem es sich zurückzukehren lohnt. Weißt du noch, worüber wir gesprochen haben, bevor du gingst? Könntest du es vielleicht übers Herz bringen? Eigentlich wollte ich dich nie wieder darum bitten, aber es könnte sein, dass die Zeit drängt. Pens Vater redet jetzt immer öfter über eine mögliche Heirat, mein Name ist dabei nie gefallen und ich weiß nicht wie lange sich Pen noch zur Wehr setzen kann. Er liebt mich, wirklich und wahrhaftig, aber was hat er für eine Wahl? Lila, ich muss ihn heiraten! Die Magd hat nun die Früchte ihrer Begegnung auf dem Heuboden geerntet, ich befürchte, dass mich über kurz oder lang ein ähnliches Schicksal ereilen wird. Dann wird mich niemand mehr heiraten können, nicht
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