Des Kaisers Gespielin
und ihre schweren Brüste. Sie war zweifellos eine schöne, eine geheimnisvolle und sinnliche Frau und eine tiefe Sehnsucht überkam mich, wann immer ich zu sehr an ihr feines Gesicht, an ihre vollen Lippen, an ihren üppigen Körper dachte. Das wird vergehen, sagte ich mir, wenn ich nur genügend Zeit mit ihr verbracht habe. Dann würde das Wunder ihrer Gestalt nicht mehr solch einen Reiz auf mich ausüben und das Verlangen sie zu berühren würde von allein verschwinden. Ich möchte so gern daran glauben, aber im selben Augenblick wusste ich auch, dass ich mich selbst belog.
Ich gewöhnte mich an mein Leben im Palast, an den immer gleichen Trott und ich musste widerwillig zugeben, dass ich entgegen all meiner einstigen Befürchtungen glücklich war. Immer wartete ich darauf, dass die Zufriedenheit vergehen würde, dass es mir öde wurde und ich meine Freiheit vermissen würde. Aber auch nach einer Woche, nach einem Monat war ich noch glücklicher, als ich es je zuvor gewesen bin.
Jeden Morgen nahm ich mein Frühstück neben der eifrig plaudernden Nona ein, die mich zuverlässig und unermüdlich mit dem neuesten Klatsch und Tratsch der anderen Mädchen versorgte. Anschließend nahmen wir zusammen an unseren Astronomiestunden teil und öffneten unseren Geist dem uralten Wissen über das Universum. Zumindest ein bisschen! Für Nona war das Wissen Nebensache, sie war einfach froh jeden Tag etwas Zeit mit ihrem Bruder verbringen zu können. Zwar lebten beide schon lange zum Greifen nah, doch da die Krieger und die Konkubinen strikt getrennt lebten, hatten sie sich außer bei offiziellen Anlässen nie sehen können. Henderley war nach wie vor zuvorkommend und freundlich zu der besten Freundin seiner Schwester, aber ich konnte mehr und mehr seine sehnsuchtsvollen Blicke auf mir spüren, wenn er glaubte, ich sah es nicht. Den Gedanken, sein schüchtern schmachtendes Werben zu erhören, hatte ich längst aufgegeben. Ohne Zweifel war er ein wunderbarer, ein gütiger und gefestigter Mann, dessen Werben eine jede Frau glücklich gemacht hätte. Aber meine Welt kreiste nunmehr ausschließlich um die Nachmittage, die ich mit Ravenna verbrachte.
Oft holte sie mich nach den Lehrstunden aus dem Planetarium ab, zwinkerte Henderley kurz zu und ich stellte, wenn er sich heftig errötend abwandte fest, dass auch der verliebte Soldat nicht unempfindlich gegen ihren unvergleichlichen Charme war.
Dann brachte sie mich meist in ihren Garten. Stunden verbrachten wir dort in trauter Zweisamkeit. Es war eine wunderbare kleine Welt, die wir uns hier geschaffen hatten, voller Lachen und Freude und Innigkeit. Unser ganzes bisheriges Leben breiteten wir voreinander aus und labten uns dabei an den süßen reifen Früchten von ihren Bäumen. Zur geheimen Tür brachte sie mich nicht noch einmal. Es war eines der wenigen Themen, die wir bewusst vermieden. Die Tür und der Kaiser! Immer wenn ich sie nach dem Kaiser auszufragen versuchte, dann war sie die Verschwiegenheit in Person. Doch mich trieb eine perfide Neugier, ihr diese Fragen doch immer und immer wieder zu stellen.
Was tut ihr miteinander, wie fühlt es sich an, liebst du ihn? Ein kleiner Teil von mir war froh darüber, dass Ravenna schwieg, als ob das Wissen darum mich stärker treffen könnte als das Nichtwissen. Manchmal lachte sie mich aus, wenn ich wieder einmal Seine Majestät zur Sprache brachte, manchmal wurde sie wütend und manchmal redete sie stundenlang nicht mehr mit mir. Es war, als würde sie die Macht genießen, sie über mich hatte.
Die meiste Zeit aber war sie einfach nur Freundin. Oft nahm sie meine Hand in ihre, spielte versonnen mit meinem Haar oder legte ihren Kopf in meinen Schoß. In solchen Momenten musste ich meine Augen schließen, um meine Bedrängnis nicht offensichtlich werden zu lassen. Fast glaubte ich, dass sie meinen Zustand an meinen heißen geröteten Wangen ablesen konnte, denn immer häufiger ertappte ich sie dabei, wie sie mich bei meinen Fragen forschend betrachtete. Aber ich wollte mir meine Sehnsucht, meinen inneren Kampf nicht anmerken lassen. Und so kämpfte ich nur noch stärker gegen das dunkle Biest, das in mir tobte und seinen Weg an die Oberfläche zu erkämpfen versuchte.
In manchen Momenten, wenn wir still beieinander saßen und sie mich mit ihren dunklen Augen durchdringend ansah, musste ich das starke Verlangen unterdrücken mich in ihre Arme zu werfen und ihren runden Körper ganz fest an meinen zu pressen. Ich kompensierte diese
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