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Des Kaisers Gespielin

Des Kaisers Gespielin

Titel: Des Kaisers Gespielin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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auf und davon und ich blieb verblüfft zurück. Was hatte sie nur vor? Sie war nicht lange fort und als sie zurückkam, sagte sie keinen Ton, sondern zog mich nur lächelnd hinter sich her. In einem mir unbekannten Gang blieben wir vor einer Tür stehen und mit angehaltenem Atem schob sie mich hindurch.
    Ich stand in einer kleinen hohen Kammer. Verwundert schaute ich mich um, der Raum wirkte seltsam leer. In seiner Mitte beherbergte er einen einzelnen Stuhl, an seinen Wänden glänzte es kahl bis auf eine einzelne Kommode, die eine Unmenge fast flacher Fächer verbarg.
    Ich drehte mich ratlos um: „Ravenna, was ist das? Ich verstehe nicht.“
    Ravenna lächelte nur geheimnisvoll.
    “Warte noch einen Augenblick!“, rief sie mir zu und trat zur Seite.
    Neben ihr tauchte aus dem Dunkel eine zweite Person auf, eine Frau wie ich erst auf den zweiten Blick erkannte. Ich musste diese Person einfach anstarren, so sonderbar erschien sie mir. Mit aufrechtem Gang kam sie auf mich zu und reichte mir ihre kleine Hand, die ich mit offenem Mund schüttelte.
    Die Dame, die da vor mir stand war ungewöhnlich groß und breit, fast wie ein Mann. Offensichtlich war sie aber keiner, denn sie trug einen gewaltigen Busen vor sich her, der unter ihrem schweren Atem wogte und schwankte, als wäre er ein eigenständiges Wesen.
    Die Frau war mit Abstand der gewichtigste Mensch, der mir je begegnet war. Fast so breit wie hoch, dachte ich erstaunt. Ihre dünnen Haare waren zu kleinen Ringellöckchen aufgedreht und wippten keck über ihren abstehenden Ohren, was ihr das Aussehen einer Wasserpflanze in der Meeresströmung verlieh. Nur ihre Selbstsicherheit lenkte davon ab, dass sie ungewöhnlich hässlich war. Und doch strahlte sie eine Präsenz und ein Charisma aus, wie es sonst nur die Schönste der Schönen vermochte. Ihr überraschend kleiner Mund, der zwischen ihren runden Wangen fast verschwand, verzog sich zu einem angedeuteten Lächeln, als sie mich freundlich betrachtete.
    Fragend blickte ich noch einmal zur Tür. Wer war diese Person?
    Ravenna schien die Situation zu genießen, sie lachte ausgiebig bevor sie uns einander vorstellte.
    „Meisterin Dalia, das ist die Dame Lila. Lila, das ist die Meisterin Dalia, des Kaisers höchst geschätzte Sängerin... Sie wird dir Gesangsunterricht geben.“
    Ravenna lächelte verschmitzt. Es bereitete ihr offensichtlich große Freude, mich so sprachlos zu sehen.
    „Ich dachte, das gefällt dir.“
    Ich konnte mein Erstaunen nicht in Worte fassen, so nickte ich ihr einfach dankbar zu und Ravenna verließ den Raum.
    „Ihr wollt also eine Sängerin sein, Mädchen?“
    „Ich... ich weiß nicht.“
    „Ihr wisst, dass es harte Arbeit ist zu singen, nicht wahr? Dass es nicht reicht, hübsch auszusehen und ein fröhliches Liedchen zu trällern... Dass Ihr Euer Instrument beherrschen müsst, wie jeder andere Musiker auch!“
    Ich fühlte mich äußerst unwohl, die Dame Dalia schien nicht eben nachsichtig zu sein.
    „Ja... ja natürlich.“
    „So seid Ihr denn bereit hart zu arbeiten? Oder werdet ihr heulend aufgeben, weil ich von Euch Hingabe verlange?“
    Dalias Gesicht sah streng auf mich herab. Himmel! Sie jagte mir beinahe Angst ein. Fast wäre ich an Ort und Stelle in Tränen ausgebrochen.
    Dalia schnippte mit den Fingern, wandte sich ab und forderte mich beiläufig auf: „Also gut. Singt!“
    In der nächsten Stunde evaluierte die Meisterin meine Gesangs- und Atemtechnik. Dabei war sie streng, wie der Kriegsminister höchstpersönlich. Sie hatte nicht übertrieben. Mehr als einmal war ich geneigt aufzugeben. Die Meisterin drangsalierte mich, kritisierte meinen Stand und meine Lunge und mehrmals konnte ich meine Tränen nur unterdrücken, indem ich mich selbst in den Arm kniff. Aber am Ende der Stunde klang meine Stimme voll und gediegen die hohen Wände des Raumes mit seiner außergewöhnlichen Akustik empor und der beifällige Blick, den ich dafür erntete, entschädigte mich für alle Mühe. Unbewusst gab ich mir mehr Mühe, als ich es vielleicht getan hätte, wenn nicht Ravenna mich gebracht hätte. Vielleicht stand sie ja auf dem Gang und lauschte meinen Anstrengungen, dachte ich hoffnungsvoll. Aber sie war natürlich schon längst gegangen.
    Die Lehrstunden bei Meisterin Dalia wurden von nun an eine feste Gewohnheit in meinem Tagesablauf. Jeden Nachmittag quälte sie meine Stimme die Tonleitern herauf und wieder herab, bevor ich mich endlich an ihrer anspruchsvollen Liedersammlung

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