Des Kaisers Gespielin
Möbel gaben dem Raum eine wohnliche Note. Das Beste an ihrem Zimmer war aber das übergroße Bett, welches sowohl weich als auch wuchtig in der Mitte auf einem Podest thronte.
Ravenna wohnte allein, eines der vielen Privilegien, die sie als Favoritin des Kaisers erhalten hatte. Und so schlüpfte ich ungesehen und ungehört hinein.
Ravenna lag ganz nah am Rande des Bettes, ihre Augen geschlossen. Das liebliche Gesicht glänzte vor Schweiß. Ich trat näher.
Oh meine arme Rabenfrau, wie gern würde ich dich jetzt wiegen, bis die Krankheit aus deinen müden Gliedern gewichen ist. In diesem Augenblick öffnete sie ihre Augen und sah mich mit einem matten Lächeln an.
„Du bist gekommen.“, ertönte es kraftlos aus ihrer Kehle.
Ich kniete nieder und fasste ihre schlaffe Hand: „Natürlich bin ich gekommen.“
„Ich bin krank.“, stellte sie leise fest und mir zerriss es beinahe das Herz, dieses starke kraftvolle Wesen dort so hilflos und schwach vor mir liegen zu sehen.
Zärtlich strich ich ihr eine feuchte Strähne aus der Stirn und ein Schaudern überkam sie.
„Du hast Fieber. Und Schüttelfrost. Aber jetzt bin ich ja hier. Ich kümmere mich um dich, meine schöne Rabenfrau.“
Ravenna lächelte matt und schloss dann wieder ihre Augen: „Bitte halt mich fest, Lila. Mir wird manchmal so kalt als wäre ich schon gestorben.“
„Niemand stirbt, nicht heute und nicht morgen. Es ist nur ein Fieber!“
Meine Stimme klang wenig überzeugend, aber Ravenna schien es nicht zu bemerken. Nur ein Fieber! Sie nickte beruhigt und ein weiterer Schauer fuhr durch ihren Körper.
„So kalt!“
Ihr Flüstern war kaum zu hören, ihre sonst so dunkle Stimme trocken und brüchig.
Einen Moment lang war ich unschlüssig, aber dann warf ich all meine Bedenken von mir und schlüpfte dicht neben Ravenna aufs Bett. Fest schloss ich sie in meine Arme, ihr Kopf ruhte auf meiner Schulter und sanft ihre Stirn streichelnd begleitete ich sie in den wohlverdienten Schlaf.
Ihr Gesicht nahm engelhafte Züge an, wenn sie schlief. Trotz des Schweißes und der verklebten Haare kam sie mir schöner vor als je zuvor. Tiefe und regelmäßige Atemzüge verrieten mir, dass Ravenna fest eingeschlafen war und ich nutzte die Gelegenheit sie ganz genau zu betrachten. Mit dem Finger fuhr ich über ihre ebenmäßige goldene Haut, zog ihre entspannte Stirn und ihr kleines forsches Kinn nach. Sanft streichelte ich auch den Rücken ihrer langen Nase und ihre vollen geschwungenen Lippen, bis mir jede Linie ihres Gesichtes fest ins Gedächtnis eingebrannt war.
Unwillig musste ich mir selbst gegenüber mein ungehöriges Verlangen eingestehen. Ja, ich begehrte diese Frau, jetzt vielleicht noch mehr als zu dem Zeitpunkt da ich sie das erste Mal nackt im Bad gesehen hatte. Jeden Zentimeter ihres Körpers konnte ich noch vor mir sehen, wenn ich die Augen schloss. Ich möchte meine Hände durch ihr rabenschwarzes Haar gleiten lassen, ihre vollen Lippen mit meinen berühren und der Gedanke an ihre aufgerichteten Brustspitzen machte mich schwindlig. Ja, ich wollte sie auch dort berühren, fühlen, ob sie so weich waren, wie sie aussahen, spüren wie sie unter meinen Fingern hart wurden und ihr mit meinen Berührungen Laute der Wonne entlocken. Der Wunsch war beinahe zu stark in mir, als dass ich ihm nicht nachgehen könnte. Ich schämte mich für meine Gedanken.
War es so für Line, wenn sie mit Pen zusammen war?, kam ich nicht umhin zu denken. War es dieses alles verzehrende Gefühl, was auch meine Schwester ihre Tugend vergessen ließ? Liebte ich diese Frau etwa, die hier so friedlich bei mir lag und nichts von meinen ungehörigen Gedanken ahnte?
Ewig hätte ich so weitermachen wollen, aber irgendwann übermannte mich die Müdigkeit und mit der friedlich ruhenden Ravenna im Arm fand auch ich meinen Schlaf.
Als ich erwachte war es immer noch tiefste Nacht und ich blickte mich zunächst orientierungslos um. Es dauerte einen Moment, bis mir einfiel wo ich war und ein glückliches Lächeln breitete sich über mein Gesicht.
Ravenna lag immer noch dicht an mich geschmiegt, aber ihre Hand zuckte unruhig über meinem Bauch. Kurze Zeit später war auch sie endgültig erwacht und sah mich mit einem erstaunten Lächeln an.
„Lila?“, klang es ungläubig aus ihrem Mund. „Warst du die ganze Nacht hier?“
Ich nickte.
„Dir war kalt und mir ist nichts anderes eingefallen, um dich zu wärmen.“, versuchte ich kläglich meine Anwesenheit in ihrem Bett zu
Weitere Kostenlose Bücher