Des Kaisers Gespielin
Hella hatte sein Gesicht gesehen und senkte triumphierend ihr Gesäß in Richtung seines Fußes. Er nahm die Aufforderung an und begann mit seinen Zehen an ihren Locken zu spielen. Auffordernd rieb sie sich an ihm und die Geräusche, die aus der Nische drangen wurden lauter und eindeutiger bis sie nicht einmal mehr mit viel Mühe zu überhören waren. Mit Schamesröte im Gesicht wandte ich mich ab, um nicht länger zuschauen zu müssen. Ich setzte mich in eine Ecke, wo ich mich für den Rest des Abends verstecken konnte. Wieder und wieder sah ich vor meinem inneren Auge wie der Kaiser mit seinem Fuß zwischen ihren Beinen auf und ab fuhr. Aber in meinem Kopf war es nicht mehr Hella, die da so bereitwillig und entblößt vor ihm saß, sondern meine dunkle Ravenna. Mein Herz war wie aus Eis bei diesem Gedanken. Kurze Zeit später verließ Seine Majestät mit Hella im Arm den Raum.
Am nächsten Tag konnte ich dann Ravenna schon in etwas gefassterem Zustand Bericht erstatten. Eifersucht schien ihr in diesem Moment unbekannt zu sein, stellte ich beruhigt fest. Für mich war dies das deutlichste Anzeichen für ihre emotionale Gleichgültigkeit ihm gegenüber.
Sie lachte sogar stellenweise auf und kommentierte, als ich ihr von den Geschehnissen im Nebenraum berichtete durchaus scherzhaft: „Was für ein gerissenes kleines Ding sie doch ist. Seiner Hoheit noch vor Ort eine Kostprobe zu überlassen, das ist nicht ganz ohne Mut. Ich glaube, sie muss die Erste gewesen sein, die sich zu derartigen Freizügigkeiten hat hinreißen lassen... jedenfalls habe ich nie dergleichen gehört. Aber gleichzeitig lässt es unangenehme Rückschlüsse auf ihre Persönlichkeit zu. Sie schämt sich nicht, das wird ihm gefallen. Aber ihre mangelnde Diskretion wird ihn abschrecken. Ich glaube...“, schloss sie, „...viel mehr als das was für alle so offensichtlich war, wird sie in dieser Nacht auch nicht bekommen haben.“
Ich war mir da nicht so sicher, immerhin hatte ich gerade erst selbst erleben dürfen, wie empfänglich der Kaiser für eine entblößte Brust und gespreizte Beine gewesen war. Aber ich behielt meine Ansicht für mich.
Offensichtlich hatte ich aber unrecht, denn am folgenden Abend wirkte Hella äußerst verkrampft und nicht besonders glücklich und der Kaiser ließ sich von einem mir unbekannten Mädchen begleiten. Hellas hasserfüllter Blick sprach Bände. Vielleicht kannte Ravenna Seine Majestät doch besser, als ich es mir eingestehen wollte.
Wenige Tage später war dann auch Ravenna wieder zur Stelle, um ihren Platz an der Seite Seiner Majestät wie selbstverständlich einzunehmen.
11.
In den nächsten Tagen und Wochen verlief wieder alles in seinen mir bekannten Bahnen, am Tage gehörte Ravenna mir und am Abend war sie ganz die seine. Immer wieder redete ich mir ein, dass mir dieses Arrangement nichts ausmachen würde. Die Wahrheit sah aber anders aus. Stundenlang konnte ich mir die quälendsten Szenarien ausmalen, minutiös stellte ich mir jede ihrer Begegnungen vor. Die süße und verzehrende Vorstellung eines jeden Kusses, einer jeden Berührung geisterte wild in meinem Kopf umher, wann immer ich mit meinen Gedanken allein war.
Meine kurzen Nächte begann man mir anzusehen. Und doch konnte ich nicht von ihr lassen. Jeder Begegnung mit Ravenna sah ich mit größter Vorfreude entgegen, allein ihr Anblick, der Klang ihrer dunklen Stimme brachte Ruhe in mein aufgewühltes Inneres.
Eines Abends klopfte leise eine Haussklavin an meine Tür.
„Die Dame Ravenna ist unpässlich und wünscht Euch zu sehen.“
Erschreckt durch diese späte und überraschende Störung warf ich mir einen dünnen Umhang über die Schultern und eilte der Sklavin hinterher. Sie führte mich in einen besonders üppig ausgestatteten Gang und wies mir den Weg zu Ravennas Gemach. Mit klopfendem Herzen öffnete ich leise die Tür und spähte hinein.
Noch nie zuvor hatte ich Ravennas private Räume betreten. Das Zimmer war größer als meines, das fiel mir sofort auf, und weitaus besser bestückt. Auch hier gab es nicht ein Fenster an den Wänden, dafür aber um so mehr davon an der tonnenförmig gewölbten Decke. Die Wände hatte ein Künstler mit Szenen geschmückt, die allesamt eine wilde Natur in seiner vollsten Üppigkeit zeigten. Fast könnte man meinen, in einem wilden exotischen Wald zu stehen, wären da nicht die übertriebenen goldgestäubten Farben gewesen, die dem Ganzen eine unwirkliche Note verliehen. Eine Vielzahl erlesener
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