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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zu
Telemachus
auf, wo Männer fieberhaft an Fallen und Brassen arbeiteten, während andere mühsam in den zerrissenen Webleinen aufenterten, um oben gebrochenes Gut zu spleißen.
    Unter einem Haufen geknickter Spieren lag ein Leutnant, und Bolitho wußte, das war Triscott. Aber neben der Pinne stand Paices hohe Gestalt, eine Hand in den Uniformrock geschoben. Vielleicht war er verletzt, dachte Bolitho, aber es erleichterte ihn trotzdem, den Kommandant an seinem Platz zu sehen. Als
Wakeful
vorbeipreschte, wandte Paice sich um und grüßte mit langsamer Bewegung über die brechenden Seen zu ihnen herüber. Es war eine seltsam anrührende Geste, die einigen Leuten heisere Jubelrufe entlockte.
    Das Entermesser über der Schulter, trat Allday heran und beobachtete, wie das Heck des feindlichen Schiffes über ihrem Backbordbug in die Höhe wuchs. Damals auf der alten
Resolution
war er selber Stückmeister gewesen, bevor er sich Bolitho anschloß. Aber wobei hatte sich Allday nicht schon versucht?
    Besser als die meisten an Bord wußte er: Wenn sie den Franzosen überholten, dann würden sie mit Sicherheit von seiner Batterie versenkt werden. Auf so kurze Entfernung beschossen, konnte
Wakeful
sich nur minutenlang über Wasser halten. Ihre einzige Hoffnung waren die Karronaden, aber dazu brauchte es einen Glückstreffer. Wenn sie andererseits hinter der Korvette blieben, würde die provisorische Heckkanone sie genauso unerbittlich vernichten.
    Er sah das Mündungsfeuer der Musketen auf dem Franzosen und hörte einen Querschläger ganz in der Nähe in die Planken fahren. Da rückte er dichter an Bolitho heran, um da zu sein, falls das Unausweichliche geschah.
    Bolitho wandte sich ihm zu. »Jetzt wäre ich gern auf der
Tempest,
alter Freund«, sagte er leise. »Ich werde sie nie vergessen.«
    Besorgt musterte Allday sein Gesicht. Wen meinte er, die Fregatte oder seine verlorene Liebe?
    Er hörte Queely Kommandos rufen, sah einen zu Tode erschrockenen Pulverjungen mit neuen Kartuschen für die Sechspfünder vorbeihasten und einen Mann aus der Bootsmannsgang murmelnd vor sich hinstarren, als bete er. Das alles sah er und registrierte es doch nicht. Wieder hatte sich Bolitho ihm anvertraut, und nur daran dachte er.
    Trotzig schob er das Kinn vor. Hinter den Heckfenstern der Korvette hatte er eine Bewegung bemerkt. Bald mußte es soweit sein. Sein Blick hob sich zu den Wolken über ihnen.
O Gott, laß es schnell gehen!
    Leutnant Andrew Triscott kroch unter der letzten gebrochenen Spiere hervor und blickte sich an Deck um. Er hatte geglaubt, daß er darauf vorbereitet sei und das Unausweichliche akzeptiert hätte. Aber nun konnte er nur wie gelähmt auf das Chaos starren, auf die Bruchstücke des Riggs, die versengte Leinwand und – am schlimmsten von allem – auf das Blut, das in den Wassergang floß. Er hätte nie gedacht, daß Menschen so bluten konnten.
    Dazu die Gesichter der Männer, ihm einst so vertraut – jetzt waren sie im Todeskampf verzerrt und fremd, als hätte er sie nie vorher gesehen.
    Da hörte er Paices kräftigen Baß das Inferno übertönen: »Räumt diese Leute von den Kanonen weg!«
    Triscott nickte stumm, brachte aber immer noch kein Wort heraus. Doch er klammerte sich an die Autorität des Kommandanten wie ein Ertrinkender an ein Stück Treibholz.
    Er sah, daß Chesshyre jetzt an der Pinne stand; zwei Rudergänger waren gefallen, der dritte hockte stöhnend da, während ihm ein Kamerad den blutenden Arm abband. Triscott würgte krampfhaft. Dem zweiten Toten hatte es den Kopf abgerissen, Blut und Knochensplitter klebten an Paices Hose.
    Der Bootsmann glitt in Triscotts Blickfeld, das Gesicht pulververschmiert, die Augen schwarz wie Kohle.
    »Sind Sie okay, Sir?« Ohne auf Antwort zu warten, fuhr er fort: »Ich hole ein paar Freiwillige zusammen.«
    Triscott blickte sich in der Erwartung um, von der Mannschaft keinen mehr am Leben zu finden. Aber Paices Stentorstimme und das zornige Zupacken des bulligen Bootsmanns scheuchten noch einige Unverletzte aus ihrer Deckung. Andere krochen unter dem Leinengewirr und den Segelhaufen hervor, gehorsam selbst im Angesicht des Todes – aus Angst oder Gewohnheit oder weil sie jemanden brauchten, der ihnen sagte, was jetzt zu tun war.
    Triscott stieß sich vom Schanzkleid ab, als die ersten Leichen über Bord geworfen wurden. Die Verwundeten wurden unter Deck geschafft, ihr Schmerzensgebrüll verhallte ungehört.
    Er hatte gesehen, wie Paice zur
Wakeful
hinüber

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