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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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von mir, dem gewitzten Ex-Spion, eine Erklärung erwarteten. Und euer ach so gewiefter Frederik wäre froh gewesen, wenn er eine parat gehabt hätte.
    Das Erscheinen der Nachtgespenster zu entschlüsseln hatte ja noch geklappt, aber jetzt?
    »Non occides – Du sollst nicht töten! In welcher Schrift war dies verfasst, ich meine, ließ sich feststellen, wer das geschrieben hat?«
    »Zweifellos der Getötete selbst, wie ein Vergleich mit handschriftlichen Aufzeichnungen ergab, die sich in seinem Gepäck fanden. Und, bevor Ihr mich auch dieses fragt, er hatte es mit Wein geschrieben, in den er seinen Finger getaucht hatte.«
    Dies dünkte mich eine probate Gelegenheit, die Bürde der Erklärungsnot auf Stapelmann zurückzuwälzen. »Und was, meinst du, wollte er damit zum Ausdruck bringen?«
    Der arme Kerl schüttelte den Kopf und sah mich in dem Wissen an, dass ich ihm sowieso nicht glauben würde. »Ich bin nur ein einfacher Mann, der von den Mächten des Himmels und der Erde nichts versteht, aber ich meine, dass Bertram damit versucht hat, den Teufel zu bannen und sein Leben zu retten.«
    Damit hatte er zumindest insoweit ins Schwarze getroffen, als ich ihm wirklich nicht glaubte. Nur schade, dass ich ihm keine bessere Alternative offerieren konnte.
    »Das ist alles in der Tat höchst verwirrend und undurchsichtig. Dass einer nicht um Hilfe rufen kann, der den Tod eines Erdrosselten stirbt, leuchtet mir ein. Aber wenn es tatsächlich Mord war, warum hat er dann nicht statt dieser kryptischen Botschaft den Namen des Täters hinterlassen? Und wenn der ein Fremder für ihn war, warum nicht eine ungefähre Beschreibung, warum nicht zumindest ein winziger Hinweis auf seine Person? – Gab es andererseits irgendwelche Anzeichen dafür, dass Bertram an einer schweren Krankheit litt? Könnte es sein, dass ihm diese den Atem geraubt hat und er schon nicht mehr Herr seiner Sinne war, als er auf der Schwelle des Todes stand und seine letzte Nachricht verfasste?«
    Stapelmann zuckte nur die Achseln, halb gespielte, halb ehrliche Verzweiflung im Gesicht, und es war an Gernot, sich nunmehr an unserem Gespräch zu beteiligen. »Ich bin zwar kein Medicus, aber krank war er sicher nicht. Ich habe ihn öfters im Dorf getroffen, und dabei wirkte er stets so gesund wie ich selbst.«
    Damit war mein Vorrat an klugen Fragen einstweilen aufgebraucht, und es war mir eine mehr als willkommene Unterbrechung, als sich die Tür öffnete und sechs Personen den Raum betraten, bei denen es sich augenscheinlich um einen Kaufmann mit seinem Gefolge handelte. Dessen Auftreten war mit einigem Gelärme verbunden, der Wirt wieselte beflissen hin und her, und erst, als die Gesellschaft nach oben polterte, um ihre Kammern für die Nacht in Augenschein zu nehmen, bestand Gelegenheit, unsere Unterredung fortzuführen.
    Ich hatte den Herbergsvater noch etwas fragen wollen, da mich gleich beim Anblick der vier Männer gegenüber ein merkwürdiges Gefühl beschlichen hatte, doch war es mir im Moment entfallen. Dafür war mir der Zettel wieder in den Sinn gekommen, den Gernot mit seinem unbedachten Ritt erbeutet hatte, und dies schien mir der rechte Augenblick, ihn näher zu begutachten.
    »Mit Bertrams Tod werden wir wohl erst weiterkommen, wenn wir in Crange sind. Es könnte sich überdies als schwerer Fehler herausstellen, sich ohne zusätzliche Fakten zu einer Meinung zu versteigen, die einem hernach den Blick für die wahrhaft bedeutsamen Umstände verstellt. Deshalb sollten wir uns nun besser dem Papier zuwenden, das Gernot mit seinem kühnen Ritt herbeigeschafft hat.«
    Kaum hatte ich meine spöttische Bemerkung ausgesprochen, als sie mir auch gleich Leid tat; denn schließlich war es der so ungemein professionelle Frederik gewesen, der den gesträuchmordenden Schuss abgefeuert hatte. So beeilte ich mich zu ergänzen: »Und dank seines Adlerauges.« Nun ja, der Wein hatte für angenehme Befindlichkeit gesorgt, und Gernot ging mit einem Zwinkern über das Gesagte hinweg.
    Er legte den bloß handgroßen Zettel vor uns auf den Tisch und strich ihn glatt, während wir alle drei dicht zusammenrückten, um ihn im Schein einer Kerze besser betrachten zu können.
    Auf den ersten Blick kam mir alles wie das Gekritzel eines Kindes vor, und ich will nicht verhehlen, dass es mir auch nach dem zweiten Blick noch nicht anders ging. Um die Bildmitte herum verteilt zogen sich kleine, mir unverständliche Zeichen, Kringel, gezackte Linien, Striche und Kreuze. Sie

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