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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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stattdessen in ebenso lautem wie unsinnigem Geschwätz.
    Die vier Männer dagegen saßen wieder so da, als wäre überhaupt nichts geschehen. Auch ihre Waffen waren wieder verschwunden.
    Bei dem Tier handelte es sich um eine ganz gewöhnliche Holztaube, die, vermutlich auf der Suche nach einem Schlafplatz, unglücklich in den Kamin gestürzt war. Sie war das einzige Wesen weit und breit, für dessen Leben angesichts seines Auftritts wirkliche Gefahr bestanden hatte. Ich bedeutete Gernot, den Vogel nach draußen zu bringen und dort fliegen zu lassen.
    Allein, mein dämonenwitternder Rodger war noch nicht von der Unschuld unseres unfreiwilligen Gastes überzeugt. »Aber habt Ihr den Fluch denn nicht mit eigenen ...«
    Ich ließ ihm einen warnenden Blick zukommen und legte dabei einen Finger vor die Lippen.
    Als Gernot seinen Platz wieder eingenommen hatte, nickte ich verhalten zu ihm sowie zum Kamin hin und sagte scherzhaft, schon auf dem Weg zur Treppe: »So eine Jagd bringt einen ganz schön ins Schwitzen. Besser, ich lasse meinen Mantel auf dem Zimmer.«
    Als ich für jedermann außer Sicht war, hastete ich die restlichen Stufen hoch und suchte nach dem Zimmer, durch das der Kamin zum Dach hinausführte. Es stellte sich als ein Speicher heraus, auf dem nicht benötigtes Mobiliar aufbewahrt wurde. Die Tür konnte lediglich mit einem außen liegenden Riegel verschlossen werden, sodass diese nur minderen Schätzen vorbehaltene Kammer für jeden zugänglich war.
    Was ich zu finden hoffte, war eine offene Feuerstelle. Und es gab sie. Zwar wohl seit Monaten nicht genutzt und längst erkaltet, aber sie war vorhanden. Frische Spuren im Staub davor bewiesen mir, dass hier noch vor wenigen Momenten jemand genau so gehockt hatte, wie ich es jetzt tat.
    Als ich mich auf alle viere niederließ und meinen Kopf durch den gemauerten Bogen schob, konnte ich Rodger über meine Ungläubigkeit lamentieren hören, die mich daran hinderte, Dämonen und sonstige Ausgeburten der Hölle als real anzuerkennen. Auch Gernots Kommentar, der in einem leisen Grunzen bestand, war noch zu vernehmen.
    Vorsichtig zog ich den Schädel zurück, um nicht in unliebsame Berührung mit der scharfen Mauerkante zu kommen, und stieg wieder nach unten. Rodger war gerade dabei, es neben aller Phantasterei ausnahmsweise mit Logik zu versuchen und Gernot eine Erklärung dafür abzuringen, wie eine einfache Taube so menschlich fluchen könne, wenn sie nicht ein Werkzeug des Teufels wäre.
    »Ich weiß, dass es sprechende Raben und Elstern gibt. Ich habe auch mal einen Seemann getroffen, der einen bunten, krummschnäbeligen Vogel besaß, der dies ebenfalls vermochte. Aber eine Holz-, Turtel-, Brief- oder sonstige Taube, das ist ganz und gar ausgeschlossen. Es sei denn ...« Ich legte erneut meinen Finger an die Lippen und ergänzte mit leiser Stimme: »... es handelt sich um einen Menschen, der uns aus dem Stockwerk über uns durch den Kamin belauscht hat. Dann saust der unglückselige Vogel an seinem Gesicht vorbei, unser Möchtegernspion erschreckt sich halb zu Tode und knallt mit dem Kopf gegen das Mauerwerk. Da hätte wohl jeder von uns einen Fluch vom Stapel gelassen, nicht wahr?«
    Von der Richtigkeit meiner Ausführung überzeugt, wollte ich sie doch bewusst heiter klingen lassen, um beruhigend auf meinen zappeligen Gefährten einzuwirken. Da ich kein Freund des Zufalls bin, wollte es mir nämlich nicht einleuchten, dass wir es hier bloß mit einer neugierigen Magd zu tun hatten, die über ein zu großes Maß an Freizeit verfügte. Die hätte, sollte sie das Belauschen der Gäste zu ihrer Gewohnheit gemacht haben, Spuren hinterlassen, die auf ein häufigeres Benutzen des oberen Raumes hätten schließen lassen. Hierfür war aber ansonsten die Staubdecke zu einheitlich und zu dicht gewesen. Nein, unser Lauscher hatte heute zum ersten Mal dort Posten bezogen.
    Auf die fragenden Blicke der beiden schüttelte ich nur den Kopf. »Mehr vermag ich jetzt auch nicht dazu zu sagen. Doch ich rate euch, die Kammertür heute Nacht wohlverschlossen zu halten. – Und nun lasst uns zu Bett gehen, damit wir morgen zeitig aufbrechen können.«
    Wir entboten den übrigen Anwesenden eine »gute Nacht«, der Wirt gab uns neben einem »wünsche wohl zu ruhen, die Herren« noch vorsichtshalber ein »der Abtritt befindet sich neben den Ställen« mit auf den Weg, und ich erkletterte erneut die Stiege.

Nachts in der Fetten Gans
    Gernot und Rodger teilten sich das Zimmer neben mir.

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