Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Botschaftsrat ging hinunter in die Hotelhalle und telefonierte mit seinem Botschafter. Nach zwanzig Minuten erschien er wieder in Hartungs Zimmer.
    »Wir haben dem AA in Bonn fernmündlich Bericht gegeben«, sagte er steif. »Es wird eine Ausnahme gemacht. Sie erhalten die 50.000 Dollar. Ein Bote ist in einer halben Stunde mit dem Geld im Hotel. Wir hoffen aber, daß es nicht zu einer Übergabe kommt.« Er sah dabei Polizeichef Juan Socorro an. Der knirschte mit den Zähnen, trank Sangrita und qualmte einen Zigarillo nach dem anderen.
    Um halb neun rief Fernandez y Laredo wieder an. Über einen Verstärker konnten alle Anwesenden das Gespräch mithören.
    »Aha, Señor Hartung persönlich«, sagte die Stimme. »Für die Madonna einen Handkuß. Ihre Stimme ist so schön wie sie selbst. Ich beneide Sie, Señor, das schönste Pferd, die schönste Frau. Das Glück hat Sie geküßt.«
    »Ein gebildeter Mann«, ächzte Socorro und raufte sich die Haare. »Ein Caballero. Das ist kein einfacher Bandit. Madre de Dios, das macht eine Fahndung fast unmöglich. Hier kann nur noch der Zufall helfen.«
    Wer die Macht der Reichen in Mexiko kennt, kann Socorros Zusammenbruch verstehen. An den Mauern der Paläste rannte sich von jeher die Staatsmacht den Kopf ein. Wie soll man unter den Caballeros einen Banditen finden?
    »Sie haben das Geld?« fragte Laredo.
    »Ja. 50.000 Dollar. Nach dem Muster Ihrer amerikanischen Gangsterkollegen in kleinen, gebrauchten Scheinen.«
    »Sie überschätzen mich. Ich bin nur ein Geschäftsmann. 50.000 Dollar sind für mich nichts weiter als eine sportliche Angelegenheit, und als Sportsmann möchte ich sie gewinnen.«
    Der Hohn in Laredos Worten war so dick aufgetragen, daß Socorro nach Atem rang. »Vorbei!« stöhnte er. »Vorbei. Den bekommen wir nie! Das ist einer von den Caballeros, vor denen jeder den Hut zieht. Zahlen Sie, Señor Hartung, und vergessen Sie diese Tage in Mexiko.«
    »Wohin soll das Geld gebracht werden?«
    »Fahren Sie – allein, bitte, Caballero – die Straße nach Toluca de Lerdo hinunter. Hinter Toluca kommen Sie durch das Valle de Bravo. An der Straße steht eine Kakteengruppe, Sie können sie nicht verfehlen, sie ist zu auffällig. Dort werfen Sie die Tasche mit dem Geld aus dem Fenster, wenden und fahren zurück nach Mexiko.« Fernandez y Laredo lachte leise. »Mein lieber Juan!« Polizeichef Socorro zuckte zusammen und lief rot an. »Sie sitzen jetzt neben dem Telefon, ich weiß es. Kommen Sie nicht auf den Gedanken, Ihre Leute in den Bergen zu verstecken. Ich sehe alles. Sie gefährden nur Laska und entfesseln einen Skandal, der dem Namen unseres Landes schadet. Unternehmen Sie nichts, es könnte sonst Tote geben.«
    »Diablo!« schrie Socorro und hieb auf die Tischplatte. »Diablo!«
    »Und was wird aus Laska?« fragte Hartung ruhig.
    »Wir bringen sie Ihnen zurück. Plötzlich wird sie da sein.«
    »Und wer garantiert das?«
    »Mein Wort. Das Wort eines mexikanischen honrado.« Ein Knacken. Das Gespräch war beendet. »Der hat Nerven«, sagte Dr. Rölle in die Stille hinein. »Ehrenmann!«
    Hartung wandte sich an den Botschaftsrat. »Sie haben es gehört. Stellt man mir das Geld zur Verfügung?«
    »Ja.«
    »Dann kann ich also fahren?«
    »Halt!« Polizeichef Socorro sprang auf. »Was dieser Bandit zu mir gesagt hat, ist eine Provokation! Das Turnier ist übermorgen, wir haben noch achtundvierzig Stunden Zeit!«
    »Die haben wir nicht. Ich kann nicht mit einem Pferd springen, das eine Stunde vorher aus wer weiß welchen Qualen und nervlichen Belastungen entlassen worden ist.«
    Socorro riß die schwarzen Augen auf. »Pferde haben Nerven?«
    »Zartere als Sie und ich!«
    Das Funkgerät summte. Socorro warf den Hebel auf Empfang. Die Stimme eines aufgeregten Polizisten. »Er hat aus einer Telefonzelle im Hauptbahnhof angerufen. Aber der Mann, den wir verhaftet haben, ist es nicht gewesen. Er hatte gerade mit dem vorherigen Anrufer die Kabine gewechselt.«
    »Wieder zu spät!« brüllte Socorro. Er war den Tränen nahe. »Wie sah der Mann aus?«
    »Kräftig, gepflegt, elegant gekleidet. Mehr weiß der Verhaftete auch nicht. Sollen wir ihn laufenlassen?«
    »Natürlich!« Socorro stellte das Gerät ab. »Sie hören es, hombres. Ich werde jetzt Miguel Rivera einsetzen.«
    »Wer ist das?« fragte der Botschaftsrat.
    »Ein Erzgauner, der die ganze Unterwelt kennt. Er ist mir verpflichtet – ich habe ihn einmal vor der Liquidation durch eine gegnerische Bande bewahrt.

Weitere Kostenlose Bücher