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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Laska, das bisher unbekannte Pferd von H.H., sprang zum erstenmal eine internationale Konkurrenz. Eine Premiere in einem hoffnungsvollen Pferdeleben.
    Hartung ritt ein. Er kannte den Parcours genau, er hatte ihn vorher abgeschritten, von Hindernis zu Hindernis, hatte dabei jeden Sprung berechnet, sich jeden Anreitewinkel gemerkt, Bruchteile von Sekunden entdeckt, wenn es wirklich in ein Stechen ging. Er wußte genau, wo Laska mit ihrer ungeheuren Sprungkraft abstoßen mußte, wo sie flach zu springen hatte oder steil über das Hindernis gezogen werden mußte. Vor allem die Dreierkombination war schwierig. Hier mußte Hartung Laskas Temperament zügeln, mußte sie hart in die Hand nehmen, sonst hing sie mit ihrer Sprungweite todsicher mitten im dritten Oxer.
    Graf Hellberg auf seinem Sitz in der Turnierleitung wurde unruhig. Er sah unten am Gitter der Einreiteschneise Fallersfeld stehen, barhäuptig, mit wehenden weißen Haaren, wie ein Fakir, der zur Selbstverbrennung geht. Dann wanderte sein Blick zu Hartung und Laska, und bleicher Schrecken ergriff Hellberg. Schon beim Vorreiten und Vorstellen hatte Hartung Mühe, das Pferd in den Griff zu bekommen. Mit hochgerecktem Hals und geblähten Nüstern tänzelte Laska unter ihm, ein einziges Nervenbündel.
    Hartung zog seine Kappe und verneigte sich kurz. Applaus klang auf, aber gedämpfter als sonst. Die Spannung hielt auch die Zuschauer wie in einem Schraubstock fest.
    Elegant wendete Hartung auf der Hinterhand und trabte leicht zum Start. Dann fiel Laska in einen leichten Aufgalopp und passierte die Startfahne.
    Es gab kein Zurück mehr. Der alte Reiterspruch wurde wieder Wahrheit: Wirf erst das Herz hinüber – der Reiter folgt dann nach!
    Fallersfeld lehnte sich an das weißlackierte Gitter und strich die weißen Haare von den Augen. Neben ihm standen Romanowski und Platzwart Fritz Schmitz.
    »Der Galopp ist gut«, sagte Schmitz.
    Und Romanowski knurrte: »Ach Gott, halt doch die Klappe, Mensch.«
    Laska galoppierte weich und elegant. Hartung spürte sie kaum, und das war ihm selbst neu. Ganz schnell klopfte er ihren Hals und beugte sich etwas vor.
    »Brav, mein Mädchen«, sagte er. »Zeig es ihnen allen! Nach diesem Turnier sollen sie an uns glauben wie die Astrologen an die Sterne.«
    Das erste Hindernis – ein Gatter. 1 Meter 50 hoch.
    Es war, als gäbe es dieses Hindernis gar nicht. Laska flog darüber, ein langgestreckter golden leuchtender Pfeil.
    »Bravo!« sagte Fallersfeld und begann heftig zu schwitzen. »Aber dieses Gatter springen noch blinde Urgroßmütter.«
    Es war eine Wonne, dieses Pferd über den Parcours fliegen zu sehen. Mit einer Weichheit, als sei sie aus Gummi, sprang Laska ab, kam sie wieder auf und setzte ihren Galopp fort.
    Der Wassergraben.
    Kein Problem. Hartung hatte mit Laska schon breitere Bäche übersprungen, bei der Ausbildung im Geländeritt, Bäche, deren Ufer mit Holzstangen erhöht worden waren.
    Aber genau hier passierte es.
    Als Hartung das Hindernis anritt, kam er nahe an den Zuschauern vorbei. Irgendjemand – es war eine Männerstimme – brüllte plötzlich vor Begeisterung »Hurra! Hurra!« und klatschte in die Hände.
    Laskas Ohren fuhren zurück. Hartung spürte, wie ihr Rücken sofort bretthart wurde, wie sie aus dem Takt kam, ausbrechen wollte, sich verkrampfte unter seinem zwingenden Zügelzug und seinem Schenkeldruck.
    Der Absprung.
    Zu früh, dachte Hartung sofort, als Laska gegen seinen Willen hochflog. Mein Mädchen, viel zu früh, das schaffst du nicht. Und ausgerechnet der Wassergraben!
    Es war, als strecke sich Laska noch einmal in der Luft, als spüre sie jetzt selbst, daß sie sich verschätzt hatte. Aber es nützte nichts, sie trat mit den Hinterhänden ins Wasser und kassierte dafür vier Punkte.
    »Aus!« sagte Fallersfeld und setzte seine Mütze auf. »Ich hab's gewußt! Die Dreierkombination schafft sie nie! Leute, der Sieg ist im Eimer! Den Großen Preis kassiert Italien.«
    »Schnauze halten!« sagte Romanowski dunkel. »Noch hat sie vier Sprünge vor sich.«
    Hartung wendete auf die letzte Bahn ein. »Ruhig, mein Mädchen«, sagte er dabei. »Ganz ruhig. Ja, es hat gebumst, aber kümmere dich nicht darum.«
    Verstand Laska ihn? Sie kam wieder in den richtigen Rhythmus, weich und schwerelos. Tausende von Menschen hielten den Atem an, als sie auf die Mauer zugaloppierte. Graf Hellberg preßte sein durchnäßtes Taschentuch gegen die Stirn.
    »Die geht mitten durch«, stöhnte er. »Leute, ich mach

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