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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Augen zu, wenn's kracht.«
    Aber es krachte nicht. Kurz vor der Mauer zog Hartung das Pferd hoch. Wie abgeschossen schnellte Laska über die Mauer, zog die Hinterbeine an und schleifte nur ganz leicht mit den Sprungglocken über die Mauerkrone. Nichts fiel herunter, es verschob sich sogar nichts. Ein glatter Sprung.
    Ein vieltausendfaches Seufzen klang auf. Fallersfeld griff sich ans Herz.
    »Die nächste Kur bezahlt Hartung«, sagte er mit zitternder Stimme. »Das hält kein Herz aus.«
    Ein hoher Buschoxer – hinüber.
    Die Dreierkombination.
    »Betet, Leute«, sagte Fallersfeld aufgeregt. »Mein Gott, betet doch!«
    Hartung hatte Laska fest in der Hand. Er hielt sie zurück, er wußte, wie eng die Sprünge waren. Und er spürte auch, wie Laska ausbrechen wollte, daß sie dieses Hindernis als ein Ganzes ansah und damit unweigerlich wie eine Granate mitten drin landen würde.
    Der erste Oxer – hinüber.
    Nummer zwei hinüber.
    Der letzte Dreiersprung.
    Hartung riß an den Zügeln. Zu weit aufgekommen, Laska, viel zu weit. Wir haben keinen Platz mehr für den dritten Absprung. Mädchen, acht Fehler, jetzt werden sie uns auseinandernehmen.
    Obwohl er nicht mehr daran glaubte, dieses Hindernis zu überwinden, drückte Hartung zum dritten Sprung ab. Und Laska folgte seinem Befehl. Fast senkrecht stieg sie empor, stieß sich mit ihren kräftigen Hinterhänden ab, zog sie dann eng unter den Bauch und wälzte sich über die lose liegenden Stangen. Es war die Sekunde, in der Tausenden das Herz stillstand. Dann aber brach ein Jubel los, in der der letzte Sprung und das Ausreiten völlig untergingen.
    Graf Hellberg sank auf seinen Korbsessel zurück. Man mußte ihn daraufhinweisen, daß er vor dem Mikrophon saß und die Ansage machen mußte.
    »Nummer 13, Horst Hartung auf Laska, vier Fehler«, sagte er erschöpft. »Der nächste Reiter mit der Nummer 14: Nelson Pessoa auf ›White Star‹, Brasilien.«
    Dann stand er auf, winkte einem anderen Herrn der Turnierleitung und verließ den Glaskasten der Schiedsrichter.
    Fallersfeld hatte die Mütze schief auf dem Kopf, als Hartung absprang und die Zügel Romanowski zuwarf.
    »Nun sind Sie aber stolz, was?« brüllte er. »Aber nun kommt das Stechen! Da reiten Sie ›Parade‹.«
    »Das geht nach den Regeln ja gar nicht.«
    »Wollen Sie mich ins Grab reiten? Ihre Mauer und der Dreier, ich habe keine Luft mehr gekriegt.«
    Hartung reagierte nicht und ließ Fallersfeld stehen. Er rannte Romanowski nach, der Laska zum Warteplatz führte. »Wo ist Angela?« rief er. »Hast du sie gesehen?«
    »Ja, sie sitzt in der Turnierleitung und will nischt von Herrchen wissen.«
    »Und Luisa?«
    »Die Verrückte sitzt auf der Tribüne und zerknüllt Taschentücher.«
    »Ich muß Angela sprechen.«
    »Geht nich, Herrchen. Da kommt der Graf.«
    Hellberg stürzte auf Hartung zu und umarmte ihn. »Eine Meisterleistung«, rief er verzückt. »Ein Wunderpferd. Springt aus dem Stand!«
    »Ich habe es selbst nicht geglaubt, es war also nicht mein Verdienst.« Hartung griff in die Tasche und zog ein Stück Papier heraus. »Haben Sie etwas zu schreiben?«
    »Bitte.« Hellberg gab Hartung seinen Kugelschreiber, und Hartung warf schnell ein paar Zeilen auf das Papier. Er faltete es zusammen und reichte es Hellberg hin. »Graf, tun Sie mir den Gefallen und geben diesen Brief Angela. Ich weiß, daß sie bei Ihnen im Turm hockt.«
    »Dicke Luft, Hartung?«
    »Dick wie Erbsensuppe. Aber alles nur Irrtümer.«
    »Das sagte die Maus auch und liebte den Elefanten. Geben Sie her, und viel Glück beim Stechen.«
    Graf Hellberg lief zum Turnierturm zurück.
    Bis zum Beginn des Stechens wartete Hartung auf eine Antwort Angelas. Vergebens. Romanowski, den er losschickte, kam zurück wie ein geprügelter Hund.
    »Sauer wie Jurken aus Jroßmuttas Topf«, sagte er und putzte Laska die schaumigen Nüstern aus. »Ick jloobe sojar, die hat jeheult.«
    Das erste Stechen begann.
    Es war, als habe Laska den Verstand eines Menschen, so wenigstens kam Hartung die Reaktion des Pferdes vor, als sie beim zweiten Umlauf wieder ein Hindernis riß, und zwar einen leichten Plankenoxer. Fallersfeld stöhnte auf und ließ sich einen Kognak reichen. Er sparte sich dabei das Glas und trank direkt aus der Taschenflasche.
    »Noch'n Stechen«, sagte er. »Wenn Pessoa auch vier Fehler macht.«
    Und Pessoa riß den letzten Oxer der Dreierkombination.
    Dritter Umlauf. Umbau der Hindernisse, Erhöhung aller Stangen und der Mauer.
    Wieder

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