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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Winkler, Schockemöhle, Jarasinski, Steenken – das reißt Sie vom Stuhl, Ricardo?«
    Bonelli warf die Zeitung auf den Teppich. Hastig trank er einen Schluck. »Hartung mit ›Laska‹ ist auch gemeldet.«
    »Hartung, naja.« Stefano Grazioli blinzelte den anderen zu und lächelte geringschätzig. »Sein Wallach ›Prinz‹ kann ›Franco‹ nicht gefährlich werden.«
    »Madonna!« Bonelli griff sich an den Kopf. »Ich habe nicht ›Prinz‹, sondern ›Laska‹ gesagt. ›Laska‹, Signori.«
    Sie sahen Bonelli erstaunt an. Der Name sagte ihnen gar nichts, er war unbekannt.
    »Na und?« fragte Grazioli.
    »Nichts von Aachen gehört?« schnaufte der dicke Bonelli.
    »Nein, da war ich in New York. Wozu studieren Sie alle Parcoursmeldungen? Sie sind der Fachmann, wir legen nur das Geld auf den Tisch. Was ist mit dieser ›Laska‹?«
    »Ein Wunderpferd!«
    »Blödsinn!« Grazioli winkte lächelnd ab. »Jedes Jahr erscheint auf irgendeinem Parcours ein neues Wunderpferd. Beim nächsten Turnier stolpert es über seine eigenen Beine. Seit ›Meteor‹ und ›Halla‹ gibt es keine Wunder mehr auf den Springplätzen. Auch diese ›Laska‹ – in Aachen war es, sagen Sie – wird in Rom untergehen! Unsere einzige Gefahr ist Pessoa!«
    »Signori, glauben Sie mir – wir müssen umdenken!« Bonelli beugte sich vor. »Vierzig Millionen Lire. Und nochmals zwanzig! Alle auf ›Franco‹ gesetzt, es gibt eine Katastrophe, wenn er nicht gewinnt.«
    »Er wird siegen.« Grazioli stand auf und trat ans Fenster. Unten auf der Straße brauste der römische Sommerverkehr. Heiß lag die Luft über der Stadt, dick zum Schneiden, unbeweglich. Es war, als presse eine unsichtbare Riesenfaust die Sonne genau über Rom aus. Nur in den Außenbezirken wehte von Ostia herüber ein leichter Wind. »Ich wundere mich, Bonelli. Seit zwanzig Jahren verdienen Sie auf den Renn- und Springplätzen ein Vermögen und kennen jedes Pferd von den Ohren bis zur Schwanzrübe. Sie wissen, wenn ein Gaul hustet und ob er Verdauungsbeschwerden hat, und plötzlich sind Sie außer Rand und Band wegen eines unbekannten Kleppers. Das ist doch bloß ein Nervenkrieg, Bonelli, die Deutschen hauen auf die Pauke, damit man von ihnen spricht.«
    »Das haben sie gar nicht mehr nötig. Signori, statt sich Luft damit zuzufächeln, sollten Sie die Zeitungen lieber lesen.« Bonelli war beleidigt, streckte sich im Sessel und trank sein Glas leer.
    Die drei Männer falteten die Blätter auseinander, suchten den Sportteil und vertieften sich eine Weile in die Berichte. Zuerst blickte Grazioli auf. In seinen Augen stand Ratlosigkeit. Er warf die Zeitung weg und steckte sich eine neue Zigarette an.
    »Wenn das wahr ist«, sagte er gedehnt.
    »In Aachen hat man Kopf gestanden.« Bonelli strahlte Befriedigung aus. Endlich werden die Schwachköpfe wach, dachte er. Geld ist nicht immer ein Beweis von Intelligenz. »Stellen Sie sich vor – sie ist die 2 Meter 10 hohe Mauer gesprungen. Fast aus dem Stand heraus. Als jeder glaubte, jetzt rast sie mitten durch das Hindernis, hüpfte sie einfach hoch – und drüber. Selbst Hartung war sprachlos, er saß im Sattel wie ein Nachtwandler.« Bonelli machte eine Kunstpause und sagte dann wie ein dramatischer Schauspieler: »Und jetzt kommt sie nach Rom!«
    »Laska.« Grazioli kaute den Namen wie eine heiße Kartoffel. »Wie kann ein Pferd so plötzlich ganz oben sein?«
    »Warum brechen Vulkane aus, na?« Bonelli richtete sich gerade im Sessel auf. In lässiger Haltung kann man schlecht über Millionen reden. »Signori, wenn ›Laska‹ an den Start geht, rutschen uns die Hosen runter! Wir müssen etwas tun.«
    »Vorschläge!« rief Grazioli vom Fenster.
    »Wir bleiben beim Einsatz auf ›Franco‹. Er hat die einzige Gewinnchance. Auf ›Laska‹ umzubuchen wäre ein gewagtes Spiel, denn – wie Grazioli richtig sagte – wer weiß, ob sie die gleiche Form wie in Aachen hat. Hier ist ein Unsicherheitsfaktor. Hat sie aber die Form, dann gewinnt sie. Vorschlag – ›Laska‹ darf nicht zum Parcours antreten.«
    »Immer diese alte Masche!« Grazioli winkte heftig mit beiden Hände ab. »Man wird diesen Gaul wie ein Juwel bewachen.«
    »Auch Juwelen sind schon oft geklaut worden!«
    »Sie können doch kein Pferd klauen, Bonelli! Aus den Turnierställen! Eher rauben Sie die römische Staatsbank aus.«
    »Wer spricht von Stehlen?« Bonelli lächelte breit. »Ich habe mich gleich, als ich wußte, daß ›Laska‹ springt, erkundigt. Betreut wird sie

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