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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herum, bis er am dritten Tag einen Sonnenbrand bekam, der ihn vor schwere Probleme stellte.
    »Hinlegen kann ick mir nich«, sagte er zu Hartung. »Wenn ick sitze, kann ick mir ooch uff 'ner Herdplatte etablieren. Wat wer ick tun? Im Stehen schlafen! Sieht so harmlos aus, diese Sonne, verdammt noch mal!«
    Von da ab trug er ein leichtes Hemd und einen riesigen geflochtenen Hut, den er in einem Bantuladen gekauft hatte. Laska gefiel dieser Hut nicht, sie biß Romanowski ein Stück aus der Krempe heraus und fraß es. Das war kein Kunststück, denn der Hut war aus Stroh.
    Horst Hartung, dem gerade das Millionenangebot gemacht worden war, betrachtete Joe Heerekamp mit jenem Unglauben, der einen Menschen immer überfällt, wenn ihm etwas Unerklärliches begegnet.
    »Eine Million? Für Laska?« fragte er gedehnt.
    »Ja.« Heerekamp klopfte mit dem Spazierstock auf die Erde. Hinter ihm stand ein riesiger, breitschultriger Bantu in kurzen Hosen und einer geflickten Leinenjacke. An den Beinen aber trug er Reitstiefel. Der Bantu grinste, die beiden Zahnreihen leuchteten in der Sonne wie Zahnpastareklame. »Eine Million. Ich habe über Laska viel gelesen, ich habe sie vier Tage lang beobachtet, ich bin ein Pferdenarr. Irgendeine Narrheit muß der Mensch haben. Der eine sammelt Bierdeckel, der andere Zuckerstückchen. Wem's gefällt, der ruiniert sich durch die Weiber. Ich liebe Pferde, schöne Pferde, seltene Pferde, berühmte Pferde. Laska fehlt mir in meiner Sammlung. Ich nehme an, daß Ihnen noch niemand eine Million für sie geboten hat, und es wird auch keiner mehr bieten.«
    »Bestimmt nicht«, sagte Hartung abweisend.
    »Also machen wir das Geschäft, Mr. Hartung?«
    »Nein.«
    Heerekamp sah verwundert hoch. Es war ihm neu, daß er nicht alles kaufen konnte, was ihm gefiel. Das Glück hatte ihn verwöhnt, er besaß eine Farm im Norden, am Rande der Kalahari-Wüste. In Vryburg, der Kreisstadt, war sein Name bekannter als der des Ministerpräsidenten der Republik Südafrika, und auch sein Wort galt mehr. Der Präsident war weit weg in Pretoria, Heerekamp aber war nah, immer zugegen, und wenn er befahl, war das wie ein Gesetz. Denn nicht allein seine Farm hatte ihn zum vielfachen Millionär gemacht, sondern auch die Entdeckung einer Diamantenmine in einem kleinen Felsental, das zu seinem Landbesitz gehörte. Da keiner so nördlich Diamanten vermutete und geologische Untersuchungen auch ergaben, daß nur dieser Felsen Edelsteineinsprengungen enthielt, während drum herum nur Weideland und später glühender Sand lagen, ein Kuriosum der Natur also, baute Heerekamp mit Regierungserlaubnis gewissermaßen als ›Handwerksbetrieb‹ seine glitzernden Schätze ab und wurde täglich reicher, ohne sich groß zu bemühen. So hatte er sich daran gewöhnt, daß man alles auf der Welt kaufen kann, wenn nur der Preis stimmte. In Vryburg wußte man das. Heerekamp war vierundfünfzig Jahre alt, hatte die vierte Frau, eine blonde Schönheit von fünfundzwanzig Jahren, von der er selbst sagte: »Gekauft mit der Erbaussicht von vier Millionen. Wer würde mich dicken, schwitzenden Menschen schon ehrlich lieben?«
    »Sie glauben, ich scherze?« fragte Heerekamp verwirrt. »Ich bin in der Lage, Ihnen innerhalb von zwei Stunden eine Million in Scheinen auf den Tisch zu legen.«
    »Ich glaube Ihnen das gern.« Hartung blickte hinüber zu Laska. Angela führte sie am langen Zügel über die Cavalettis, sie lief neben ihr her, ihr langes Haar wehte im heißen Wind.
    Sie haben sich zusammengerauft, dachte Hartung. Früher, noch vor drei Monaten, wäre es unmöglich gewesen, daß Angela auch nur an die Trense faßt. Laska hätte sofort gebissen oder getreten. Jetzt läuft sie mit Angela zusammen über den Trainingsplatz und gehorcht sogar ihren Zurufen. Und wenn Angela abschirrt, fährt Laska mit ihren weichen Nüstern über die früher so verhaßten Hände. Nur eins darf Angela noch nicht: in Laskas Gegenwart Hartung umarmen oder küssen. Dann schnellen die Ohren zurück, und die schönen braunen, sprechenden Augen werden starr und böse.
    »Mit einer Million haben Sie keine Sorgen mehr.« Heerekamp riß Hartung aus seinen Betrachtungen.
    »Das deutsche Finanzamt nimmt mir 550.000 Mark davon weg«, sagte Hartung voll Sarkasmus. »Also ein mieses Geschäft, Mr. Heerekamp.«
    »Gut, daß Sie mich daran erinnern.« Heerekamp schlug wieder mit dem Spazierstock auf den Boden. »Sie sollen sorglos leben. Zwei Millionen. Dann bleibt Ihnen trotz Ihres

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