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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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räuberischen Finanzamtes noch genug! Schlagen Sie ein.«
    »Nicht für zehn Millionen, nicht für den britischen Kronschatz, Mr. Heerekamp.« Hartung steckte die Hände in die Taschen seiner Reithose. »Laska ist unverkäuflich.«
    »Das glaube ich einfach nicht.«
    »Bei mir müssen Sie umlernen.«
    Joe Heerekamp sah sich um. Der Bantu hinter ihm, sein Stallmeister, grinste noch immer. »Hau ab. Petelo!« schrie Heerekamp. »Warte am Wagen!« Mit rotem Kopf wandte sich Heerekamp wieder an Hartung. »Sie wissen gar nicht, was Sie eben angerichtet haben«, sagte er. Seine Stimme klang etwas schrill. »Petelo Nsombo, für den ich der zweite Herrgott bin, hat erlebt, daß man mir etwas abschlägt. So etwas ist völlig unbekannt bei Heerekamp. Ich habe einen Teil meines Gesichtes verloren. Er wird überall erzählen: ›Der Herr ist nicht der Größte! Auch er muß nachgeben.‹ Das ist unmöglich. Mr. Hartung. Sie müssen mir Laska verkaufen.«
    »Ich denke nicht daran.« Hartung lachte etwas gequält. Diese Augen, dachte er plötzlich. Wenn man Heerekamp unbefangen ansieht, ist er ein kleiner, dicker, gemütlicher Mensch, den das Leben verwöhnt hat. Aber dann diese Augen – hart, mit einem eiskalten Glanz, ohne einen Funken Seele. Augen eines menschlichen Automaten, eines Roboters, eines Irren! Ein Fanatiker, den seine Leidenschaft zum Wahnsinn treibt. Er sammelt Pferde wie andere Briefmarken. Gibt es nicht auch Briefmarken, die über hunderttausend Mark kosten? Laska ist ihm zwei Millionen wert.
    »Ich nehme an«, sagte Hartung und setzte sich in Bewegung, »daß Laska bei Ihnen einen Palast als Stall bekommt.«
    Heerekamp, der neben ihm her trippelte, nickte. »Sie wird ein Leben haben wie kein anderes Pferd auf dieser Welt.« Er hob den Stock, hielt ihn waagerecht, so daß Hartung stehenbleiben mußte. »Zufrieden? Wollen Sie die zwei Millionen auf Ihr Konto oder in bar?«
    »Überhaupt nicht.« Hartung schob den Stock beiseite. »Mr. Heerekamp, begreifen Sie bitte, daß Laska um keinen Preis zu haben ist.«
    »Um keinen?«
    »Ich sagte es bereits.«
    »Wir sprechen uns noch, Mr. Hartung.«
    Heerekamp blieb stehen. Er blickte Hartung nach, wie er sich unter dem Zaun hindurchduckte, wie Angela ihm Laska brachte, wie er aufsaß und das herrliche Pferd im Schritt um das Viereck des Übungsgartens ritt. Mit funkelnden Augen stützte er sich auf seinen Spazierstock und musterte Laska, wie ein bis zum Wahnsinn Verliebter eine Frau anstarrt, die für ihn unerreichbar ist.
    Als Laska später die ersten Hindernisse übersprang, atmete er schwer und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
    Er war ein Irrer. Langsam war dieser Irrsinn gewachsen, keiner hatte es gemerkt – man sah immer nur den superreichen Heerekamp, der mit den Jahren etwas exzentrisch wurde. Meine Güte, wer wird das nicht, wenn er soviel Geld hat, daß kein Wunsch unerfüllt bleibt? Aber jetzt, am Zaun des Übungsplatzes, brach es aus Heerekamp heraus. Er schwitzte, wenn Laska über den Rasen galoppierte, er schlug die Fäuste gegeneinander, wenn sie über die Doppeloxer und die Mauer flog.
    Erst als Hartung zum Stallzelt wegritt, ging auch Heerekamp zu seinem Wagen zurück. Petelo Nsombo saß hinter dem Steuer und trank aus einer Flasche Mineralwasser.
    »Kommt er zu uns, Bwana? « fragte er, als Heerekamp hinten einstieg.
    »Ja.«
    »Das ist schön.«
    Die Welt war wieder in Ordnung. Heerekamp hatte gesiegt. Der Bwana war doch der größte Mann der Welt. Keiner konnte ihm widerstehen, auch diese Deutschen nicht.
    Langsam rollte der Wagen nach Johannesburg hinein. In die Polster zurückgelehnt saß Heerekamp da mit geschlossenen Augen. Seine Mundwinkel zitterten. Er dachte an Laska – aber weiß man wirklich, was ein Irrer denkt?
    In der Nacht blieb Romanowski noch lange auf. Er saß mit den anderen Stallburschen vor dem Zelt und spielte Karten. Sie hatten zwei Kisten zusammengeschoben, hockten darum herum und klatschten die Trümpfe auf das Holz. Romanowskis Partner waren zwei Franzosen, um sie herum saßen die schweigsamen Engländer und rauchten Pfeife, die Italiener sorgten für Musik. Sie hatten zwei Mandolinen bei sich und spielten sehnsüchtige Lieder von Neapel, Rom und Florenz. Abseits von dieser Gruppe saßen die Amerikaner um ein Kofferradio und versuchten, einen amerikanischen Sender zu bekommen. In einiger Entfernung strichen ein paar Schatten um die Zeltlager – farbige Mädchen, die sich auf einfache Art ein paar Rand verdienen

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