Des Sieges bittere Tränen
wie er – das ist absurd! Trotzdem prüfe ich alles nach. Es soll nicht heißen, in Südafrika werden unseren Gästen die Pferde gestohlen.«
Verschuren rannte offene Türen ein. Jedes Wort Heerekamps stimmte. Er hatte das Hotel nicht verlassen. Was nicht hieß, daß er nicht ein kleines Heer bezahlter Helfer eingesetzt haben könnte, die Laska entführt hatten. Aber das zu beweisen, war unmöglich. Auch der riesige Bantu Petelo Nsombo, der im Dienertrakt des Hotels wohnte, konnte zehn Zeugen vorweisen, mit denen er bis tief in die Nacht hinein palavert hatte. Da diese Zeugen alle Bantus waren, gab Kommissar Verschuren die Verhöre sehr schnell auf. Gegen eine schwarze Mauer zu rennen, ist sinnlos.
»Keine Spur«, sagte er zu Hartung und Angela Diepholt. »Es ist uns äußerst peinlich, Mr. Hartung.«
»Und was jetzt?« fragte Hartung.
Verschuren hob die Schultern. »Glauben wir an den großen Detektiv Zufall. Mehr können wir nicht tun.«
In Deutschland erlitt Fallersfeld einen Schwächeanfall, als ihm durch Telegramm die Entführung Laskas mitgeteilt wurde. »Wir sehen sie nie wieder«, sagte er dumpf, als er sich etwas erholt hatte. »Ein Pferd verschwindet in Afrika – das ist, als wenn man ein Sandkorn in eine Kiesgrube wirft.«
»Hoffen wir auf Laska selbst.« Hartung saß auf seinem Klappstuhl in der leeren Box des Stallzeltes. Angela stand hinter ihm und streichelte seinen Nacken. So gefaßt sich Hartung gab, sie wußte, wie er innerlich litt. »Sie wird die nächste Gelegenheit wahrnehmen und ausbrechen.«
Es war ein schwacher Trost, denn wer Laska entführt hatte, verfügte auch über die Möglichkeiten, sie zu behalten.
Seit neun Stunden war Laska unterwegs. Unter der Plane eines alten, schnaufenden, schaukelnden und hüpfenden Lastwagens fuhr sie nach Norden, der Kalahari-Wüste entgegen. Man hatte sie mit einem Strick an eine eiserne Öse gebunden, so daß sie kaum den Kopf hochheben konnte, alle vier Beine waren mit Lederriemen gefesselt. Ein kleiner Bantu hockte auf dem Boden vor der Ladeklappe, gab Laska jede Stunde aus einem Eimer etwas Wasser zu trinken, kehrte den Kot zusammen und warf ihn aus dem Wagen. Niemand fiel der alte Lastwagen auf – so wie er rumpelten Tausende über die guten Straßen. Bis zur Farm Heerekamps waren es noch zwei Tage Fahrt, für afrikanische Verhältnisse eine kurze Strecke. Gegen Abend hielt der Wagen mitten zwischen kahlen Bergen. Laska bekam einen Haufen Heu, der kleine Bantu lockerte den Strick und sprang mit einem Satz zurück, als Laska blitzschnell den Kopf drehte und zubiß.
»Mokirialuo akosakela bokako oa tuu mongo! Gott schicke dir einen dunklen Segen!« brüllte der Kleine und weigerte sich später, Laska wieder anzufassen. Vier Männer, durch Bretter geschützt, die sie vor sich hielten, gelang es endlich, Laska wieder kurz anzubinden.
»Der Bwana hat uns einen Teufel gekauft«, sagte der Fahrer des Lastwagens und bekreuzigte sich. »Ich bin froh, wenn wir sie im Stall haben, ohne daß sie uns die Knochen gebrochen hat.«
Und weiter ging die Fahrt. Immer nach Norden, dann westlich, der großen Wüste entgegen. Was niemand wußte, auch Heerekamp nicht – ein Hubschrauber der Polizei von Johannesburg war schneller, flog zunächst nach Vryburg und landete dann auf dem Gebiet der Heerekamp-Farm, in einem einsamen, kahlen, von Wüstensand bedeckten Tal, in das sich selbst die Bantus nicht verirrten, weil hier alles Leben unter der Glut der Sonne erstorben war. Das Tal gehörte zwar zur Farm, aber auch Heerekamp hatte es nur einmal aus der Luft betrachtet, als er seinen Besitz überflog, um sich ein Bild über die Größe des Gebietes zu machen, das ihm gehörte.
Hier, im Glutkessel weißgelber Felsen, errichteten die vier Polizisten ein Zelt, verfluchten ihren Beruf, tranken Eiswasser, das ein Batterieaggregat im Hubschrauber kühlte, und warteten. Über Funk teilten sie Kommissar Verschuren mit, daß die Landung gelungen sei, aber daß es auf dem Mond wohnlicher sein müsse als hier.
»Es wird nicht lange dauern«, sagte Verschuren. »Sie können Laska nur mit einem Lastwagen transportieren. In knapp zwei Tagen muß er sich der Farm nähern, dann steigt ihr auf und fliegt die Straße ab. Befehl kommt rechtzeitig.«
Es war ein qualvolles Warten in diesem Höllental. In der Nacht wehte ein Sandwind das Zelt bis zur Hälfte zu. Den Motor und das Getriebe der Rotorflügel hatten die Polizisten vorsorglich mit Plastikplanen abgedeckt. Sie konnten
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