Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
Vom Netzwerk:
»Graf Trubic«, begrüßte er ihn mit samtweicher Stimme.

    Wenn Felix Angst hatte, so überspielte er sie gut. »Was soll das werden, Dejan?«, fragte er ärgerlich. »Willst du ihm die Gelegenheit bieten, Rache zu nehmen, ehe es zu spät ist?«
    Buckingham strich sich die Hutfeder glatt. »Sie haben nie erkannt, wenn ich in Freundschaft zu Ihnen kam, Graf«, sprach er hochmütig. »Schon beim ersten Mal haben Sie Ihr Messer gegen mich geführt, obgleich Sie doch nicht mehr waren als ein Knabe.«
    Felix erbleichte um eine weitere Nuance. »Sie wollten mich damals schon zu … Ihresgleichen … machen? Also habe ich Sie doch angegriffen. Ich war ein dummes Kind.«
    Der Vampir seufzte schwer. »Ja, ich kam, weil ich einem Versprechen folgte, das ich mir selbst gegeben hatte: Die Träger Ihres Namens als Menschen zu sehen und kennenzulernen; und den Preis nicht zu vergessen, um den Lišek die Vision erkaufen musste.«
    »Schön.« Felix sank in einen Fauteuil. »Sehr freundlich von Ihnen, auch wenn es mir, ich gestehe, ein wenig schwerfällt, Ihre verqueren Gedankengänge nachzuvollziehen: Steigt auch für Sie der Wert einer Vision, je teurer sie erkauft wird? Oder wollten Sie bloß Ihre masochistischen Tendenzen ausleben?« Wütender Spott funkelte in seinen Augen.
    Buckingham dachte nach. »Es ist etwas kompliziert. Hauptsächlich wollte ich nicht sein wie Lišek, der in jedem Grafen Trubic nur Milans verhasstes Angesicht sah.«
    »Nun gut.« Felix neigte sich nach vorn, fixierte den Vampir. »Dann wenden wir uns also der Hauptfrage zu – worin besteht der Sinn dieses kleinen Rendez…«
    Er verstummte, plötzlich begreifend. Und nutzte diesen einen, flüchtigen Augenblick, um für alle Zeiten festzuhalten, was es bedeutete, Felix Trubic zu sein: »Oh«, sagte er. »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen.«

     
     
    Am selben Tag, da die Zeitungen vom plötzlichen Tod des Grafen Felix von Trubic berichteten, erhielt ich ein Schreiben des Polizeipräsidiums, in dem mir mitgeteilt wurde, dass die Anzeige gegen mich fallengelassen sei, und ein Telegramm aus Wien: »Erwarte Euch ehebaldigst in Centrale. Felix«

19
WIEN 12. BIS 18. JULI 1909

AUS DEN AUFZEICHNUNGEN BARON SIRCOS, WIEN, 12. JULI 1909
    »Dir war«, entschied ich nach eingehender Kontemplation, »mit Vierzig und todkrank weit mehr physischer Charme zu Eigen als mit …«
    »Einundzwanzig, so du meiner Geburtsurkunde Glauben schenkst«, half er mir aus. Ein altbekanntes Lächeln huschte durch ein Gesicht, das selbst mit jenem Felix Trubic, dem ich einst in Mostar begegnet war, nur wenig gemein hatte. »Ja, das höre ich hier in der Centrale von allen Seiten. Ein Jammer. Und Lili erst! Zuerst war sie angewidert, mittlerweile lacht sie sich halbtot über mich!«
    Lysander, der träge auf Mirkos Schulter ritt, drehte sich halb zu uns um. »Erzählen Sie, Graf. Wie ist es, seinen eigenen Sohn zu verkörpern?«
    Felix konsultierte seine Taschenuhr. »Vorerst anstrengend. Sie ahnen nicht, mit viel Aufwand es verbunden ist, eine plausible Vergangenheit zu fälschen. Ich weiß wirklich nicht, was ich täte, wenn ich keine Verbindungen hätte.« Er schob die Uhr zurück in sein Jackett. »Gut. Sind Sie bereit, dem General zu begegnen, meine Herren? Nicht, dass er nur ein einfacher General gewesen wäre, aber irgendwie muss man das Oberhaupt einer Organisation ja nennen, wenn schon seine Untergebenen Direktoren sind.«

     
     
    Und dann öffneten sich die Flügeltüren, und wir traten in einen weitläufigen Raum, den das Fehlen jeglichen Mobiliars – das über einen Marmorschreibtisch und einen dunkelroten Perserteppich hinausging – noch größer erscheinen ließ.
    »Mein General«, sagte Felix einfach, und verneigte sich. War es möglich, dass ich in jenem Moment zum ersten Mal etwas, das an Ehrfurcht grenzte, in seiner Stimme vernommen hatte?
    Der General, der zwischen wehenden Vorhängen am Fenster gestanden hatte, wandte sich uns zu. Er maß uns unter schweren Lidern. Obschon seine Züge sein hohes Alter verrieten, bewegte er sich mit dem Schwung und Elan eines deutlich jüngeren Mannes.
    »Ah, Trubic.« Er deutete ein Nicken an. »Baron Sirco, Herr Zdar, ich freue mich, endlich Ihre Bekanntschaft zu machen«, grüßte er uns in volltönendem Bariton, mit leisem Akzent, den ich nicht zuordnen konnte. »Sir Lysander, wie schön, Sie wiederzusehen.«
    Lysander stieß ein lautes, überraschtes Keckern aus und ruderte so jäh mit den Vorderpfoten, dass

Weitere Kostenlose Bücher