Des Teufels Novize
Körper zu rauben, während er keine Skrupel hatte, dieses schöne Ding, das offen getragen wurde, mitzunehmen. »Ihr bemerkt sicher, meine Herren«, sagte Hugh, »daß dieses Schmuckstück nicht beschädigt ist. Wenn Ihr uns erlaubt, es zu nehmen und zu untersuchen…«
Gut, dachte Cadfael befriedigt. Ich hätte mir denken können, daß Hugh keinen Anstoß von mir braucht. Jetzt kann ich es ihm überlassen.
Roswitha machte keine Anstalten, zuzustimmen oder sich zu wehren, als Hugh die große Spange aus dem Mantel zog. Sie sah schweigend, mit bleichem, ängstlichem Gesicht zu. Nein, Roswitha war in dieser Angelegenheit nicht ganz unschuldig; ob sie nun gewußt hatte, was für ein Geschenk es war und wie es erworben worden war oder nicht – auf jeden Fall hatte sie gewußt, daß es gefährlich war und nicht gezeigt werden durfte – noch nicht! Vielleicht nicht hier? Und nach ihrer Heirat hatten sie zu Nigels Gut im Norden reisen wollen, wo es niemand wiedererkannt hätte.
»Dieses Ding war nicht im Feuer«, sagte Hugh, indem er es Kanonikus Eluard in die Hand gab, damit dieser es selbst sehen konnte. »Alles andere, was der Mann besaß, brannte mit ihm. Dieses eine Ding aber wurde ihm abgenommen, bevor jene, die ihm den Scheiterhaufen bauten, Hand an ihn legen konnten. Und nur ein Mensch, der letzte, der ihn lebend sah und der erste, der ihn tot sah, kann es ihm vom Mantel genommen haben. Und dieser Mensch ist sein Mörder.« Er wandte sich an Roswitha, die fast durchscheinend blaß vor ihm stand wie eine Frau aus Eis und ihn mit weiten, erschreckten Augen anstarrte.
»Wer gab es Euch?«
Sie sah hastig in die Runde, und dann, als faßte sie sich plötzlich ein Herz, holte sie tief Luft und antwortete laut und deutlich: »Meriet.«
Cadfael wurde plötzlich klar, daß er Dinge wußte, die er Hugh noch nicht anvertraut hatte; und wenn er darauf wartete, daß dieser kühnen Erklärung von den Lippen eines anderen widersprochen würde, dann wartete er vielleicht vergeblich und würde verlieren, was bereits gewonnen war. Für die meisten, die hier versammelt waren, schien diese gewaltige Lüge, die sie gerade ausgesprochen hatte, durchaus nicht unglaubwürdig, nicht einmal überraschend, denn die Umstände von Meriets Eintritt ins Kloster und die Geschichte des Teufelsnovizen waren in diesen Mauern gut bekannt. Und sie nahm nun das kurze allgemeine Schweigen als Ermutigung und setzte frech hinzu: »Er hat mich immer mit seinen Hundeaugen beobachtet.
Ich wollte sein Geschenk nicht, doch ich nahm es als Akt der Freundlichkeit. Wie konnte ich wissen, woher er es hatte?«
»Wann?« fragte Cadfael laut wie einer, der die Amtsgewalt dazu hat. »Wann gab er euch dieses Geschenk?«
»Wann?« Sie blickte in die Runde, wußte nicht recht, woher die Frage gekommen war, doch sie beeilte sich, sie zu beantworten, um die Zuhörer rasch zu überzeugen. »Es war am Tag, nachdem Herr Clemence Aspley verlassen hatte – der Tag nach seinem Tod – am Nachmittag. Er kam zur Pferdekoppel in Linde herüber. Er drängte mich so, es zu nehmen… ich wollte ihn nicht verletzen…« Cadfael sah aus dem Augenwinkel, daß Meriet von seinem schattigen Platz vorgetreten und etwas nähergekommen war. Mark war ihm besorgt gefolgt, doch er versuchte nicht, ihn aufzuhalten. Doch im nächsten Augenblick ruhten aller Augen auf der großen Gestalt Leoric Aspleys, der sich mit ausholenden Schritten durch die Menge drängte, bis er groß neben seinem Sohn und der Frau seines Sohnes stand.
»Mädchen«, rief Leoric, »überlege dir, was du sagst! Ist es recht zu lügen? Ich weiß, daß das nicht wahr sein kann.« Er drehte sich heftig herum, bis er mit bekümmerten, grimmigen Augen Abt und Kanonikus und dem stellvertretenden Sheriff gegenüberstand. »Meine Herren, Ihr alle – was sie sagt, ist falsch. Ich will gestehen, welchen Anteil ich daran habe und willig jede Strafe auf mich nehmen, die ich dafür verdient habe.
Denn dies weiß ich: Ich brachte meinen Sohn Meriet am gleichen Tag nach Hause, als ich die Leiche meines Gastes und Verwandten nach Hause brachte, und da ich Grund zu der Annahme hatte, mein Sohn sei der Mörder, hielt ich ihn von Stund an hinter Schloß und Riegel, bis ich mich entschieden hatte; und er akzeptierte die Buße, die ich ihm auferlegte. Vom späten Nachmittag des Tages, an dem Peter Clemence starb, bis zum Mittag des dritten Tages war mein Sohn Meriet in meinem Haus festgesetzt. Er hat das Mädchen nicht besucht.
Er
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