Des Teufels Novize
lächelte, da er einem Gefährten half, den Junggesellenstand zu verlieren. Das bedeutete, daß nun alle Gäste ihre Plätze eingenommen hatten. Die beiden jungen Männer blieben an der Kirchentür stehen und bauten sich auf.
Roswitha kam, in ihren schönen blauen Mantel gehüllt, von der Gästehalle herüber; ihr Hochzeitskleid war für den Wintermorgen zu leicht. Keine Frage, sie war wunderschön, dachte Hugh, als er sie an Wulfrics plumpem Arm die Steintreppe herunterschweben sah. Cadfael hatte ihm erzählt, daß sie nicht anders konnte, als die Aufmerksamkeit aller Männer auf sich zu ziehen, wobei sie selbst unansehnliche und nicht besonders stattliche ältere Mönche nicht ausschloß. Sie hatte jetzt das Publikum ihres Lebens. Die Menschen bildeten das Spalier für ihren gemächlichen Gang zur Kirche und rissen bewundernd die Mäuler auf. Und sie nahm die Aufmerksamkeit mit einer Unschuld und Schlichtheit, als sei es auf ihrer Seite nicht mehr als eine große Vorliebe zum Beispiel für Honig. Es wäre absurd, auf sie eifersüchtig zu sein.
Isouda Foriet, deren Auftritt von dieser Schönheit überstrahlt wurde, trug hinter der Braut das vergoldete Gebetbuch und war bereit, ihr an der Tür zu helfen, wo Wulfric die Hand seiner Tochter von seinem Arm nahm und sie in Nigels erwartungsvoll gestreckte Hand legte. Braut und Bräutigam betraten zusammen den Vorraum der Kirche, wo Isouda den warmen Mantel von Roswithas Schultern nahm und über dem Arm zusammenlegte, um danach dem Brautpaar in das düstere Mittelschiff der Kirche zu folgen.
Nicht am Gemeindealtar des Heiligen Kreuzes, sondern am Hochaltar von St. Peter und St. Paul wurden Nigel Aspley und Roswitha Linde zu Mann und Frau erklärt.
Nigel verließ die Kirche triumphierend durch das große Westtor, das gerade außerhalb der Enklave der Abtei dicht neben dem Torhaus lag. Er hielt Roswitha feierlich an der Hand und war in seinem Besitzerstolz so blind und trunken, daß er Isouda im Vorraum völlig übersah und auch nicht bemerkte, daß sie den Mantel ausbreitete und Roswitha über die Schultern legte, bevor Braut und Bräutigam in die klare Kälte des Wintertages hinaustraten. Hinter ihnen kamen die stolzen Väter und die Ehrengäste; und wenn Leorics Gesicht für einen solchen Anlaß unerklärlich grau und düster wirkte, so schien es niemand zu bemerken, denn er war immer ein strenger Mann gewesen.
Ebensowenig bemerkte Roswitha das kleine zusätzliche Gewicht an der linken Schulter – ein Schmuckstück, das ursprünglich für einen Mann gedacht gewesen war. Ihre Augen ruhten auf der Menge, die wogte und bewundernd seufzte, als sie hinaustrat. Hier, außerhalb der Mauern, war das Gedränge noch größer, denn jeder, der in der Klostersiedlung wohnte oder gerade dort zu tun gehabt hatte, war gekommen, um zu gaffen. Nicht hier, dachte Isouda, die aufmerksam folgte; hier wird es keine Reaktion geben, denn alle, die die Spange erkennen könnten, gehen hinter ihr; und Nigel sieht genausowenig wie sie. Erst wenn sie wieder zum Torhaus hereinkommen, nachdem sie sich in der Kirchentür gezeigt haben, erst dann wird es jemand bemerken. Und wenn Kanonikus Eluard mich im Stich läßt, dachte sie resolut, dann werde ich das Wort ergreifen, und mein Wort wird gegen ihres oder das eines Mannes stehen.
Roswitha hatte es nicht eilig; sie schritt langsam die Treppe herunter, über das Pflaster des Vorhofes zum Tor und wieder in den Hof hinein. Sie ging gemächlich und majestätisch, damit jeder Mann starren konnte, bis ihm die Augen herausfielen. Es war eine Chance, die der Himmel schickte, denn unterdessen hatten Abt Radulfus und Kanonikus Eluard die Kirche durchs Querschiff und Kloster verlassen und standen auf der Treppe der Gästehalle, um wohlwollend von dort aus zuzusehen. Die Chormönche waren ihnen gefolgt und hatten sich in der Menge verstreut, etwas distanziert, doch voller Interesse.
Bruder Cadfael wanderte unauffällig in die Nähe des Abtes und seines Gastes hinüber, so daß er wie sie das näherkommende Paar beobachten konnte. Vor dem schweren blauen Stoff von Roswithas Mantel hob sich die große Spange, das auffällige, männliche Schmuckstück, deutlich strahlend ab.
Kanonikus Eluard hatte eine leise, für das Ohr des Abtes bestimmte Bemerkung mitten im Wort unterbrochen. Sein wohlwollendes Lächeln verblaßte, und er runzelte nachdenklich die Stirn, als könnte er trotz der geringen Entfernung seinen Augen nicht recht trauen.
»Aber was…«
Weitere Kostenlose Bücher