Des Teufels Novize
den Sattel.
»Ich bin als Bauernsohn groß geworden«, sagte er, als er Meriets große Augen bemerkte. »Ich hatte von Kindheit an mit Pferden zu tun, wenn auch nicht mit dieser edlen Sorte, sondern mit stämmigen Ackergäulen. Ich kann rackern wie sie, und ich bekomme mein Tier dahin, wohin ich es haben will. Ich begann schon früh«, sagte er, als er sich an die langen, schläfrigen Stunden erinnerte, wenn er durch die Felder gestapft war und mit seiner kleinen Hand die Steine in seinem Beutel umklammert hatte, um hin und wieder einen herauszuziehen und mit einem Wurf die Krähen aus den Furchen zu verscheuchen.
So zogen sie durch die Klostersiedlung – zwei berittene Benediktinerbrüder und ein junger Bursche, der neben ihnen trottete. Der Wintermorgen war noch jung, doch es waren schon viele Menschen unterwegs – Männer, um das Vieh zu füttern, Frauen, um einzukaufen, Hausierer mit ihren schweren Packen, rennende und spielende Kinder, und alle eifrig, um aus dem schönen Morgen das Beste zu machen, da doch das Tageslicht nicht lange anhalten würde und ein schöner Morgen eine Seltenheit war. Als Brüder der Abtei wechselten sie unterwegs zahlreiche Grüße und Ehrenbezeugungen.
Sie stiegen vor dem Torhaus ab und ließen die Pferde bei Edred, der sie, wie abgesprochen, versorgen sollte. Hier im Kloster, wo Meriet, aus welchem Grund auch immer, aufgenommen werden wollte, zögerte er unentschlossen und zitternd, doch Mark nahm ihn am Arm und zog ihn hinein. Sie gingen über den großen Hof, in dem einige Menschen in ihre eigenen Angelegenheiten vertieft waren, und betraten die gesegnete Düsterkeit und Kühle der Kirche; und selbst wenn sie bemerkt wurden, so wunderte sich doch niemand über die beiden Brüder, die an einem so kalten Morgen mit hochgezogener Kapuze in die Kirche eilten.
Edred band, wie versprochen, fröhlich pfeifend die Pferde fest und ging davon, um seine Schwester und die Nachbarstochter zu besuchen.
Hugh Beringar, obwohl nicht als Hochzeitsgast geladen, erschien dennoch früh am Ort des Geschehens, und er war nicht allein. Zwei seiner Offiziere schlenderten unauffällig durch das Gedränge auf dem Hof, wo sich eine ganze Anzahl neugieriger Nachbarn unter die Laienbrüder, Burschen und Novizen und die Zugvögel, die in der Gästehalle logierten, gemischt hatte. So kalt es auch war, sie alle wollten sehen, was es zu sehen gab. Hugh hielt sich im Vorraum des Torhauses außer Sicht, von wo aus er beobachten konnte, ohne selbst beobachtet zu werden. Nun hatte er alle in Reichweite, die in irgendeiner Weise mit dem Tod von Peter Clemence zu tun hatten. Wenn die Mischung dieses Tages nichts Neues erbrachte, dann mußte man sich an Leoric und Nigel wenden und sie dazu bringen zu verraten, was sie wußten.
Als Dank an den großzügigen Gönner der Abtei hatte Abt Radulfus sich entschieden, die Trauung selbst zu vollziehen, und so würde sein Gast Kanonikus Eluard ebenfalls anwesend sein. Außerdem würde, da der Abt die Zeremonie leitete, das Sakrament vor dem Hochaltar und nicht am Gemeindealtar vollzogen werden, und die Chormönche würden ihre Plätze einnehmen. Dadurch war Hugh daran gehindert, vorher ein vertrauliches Wort mit Cadfael zu sprechen. Ein Jammer, doch sie kannten sich inzwischen gut genug, um auch ohne Absprache einmütig zu handeln.
Die Menschen begannen sich bereits müßig zu sammeln, die Gäste gingen in ihrer besten Kleidung zu zweit oder zu dritt von der Gästehalle zur Kirche. Eine Versammlung auf dem Lande, nicht bei Hofe, doch gleichermaßen stolz auf lange und längste Ahnenreihen. Von einer großen Traube Neugieriger umgeben, zu gleichen Teilen Sachsen und Normannen, ging Roswitha Linde zur Trauung. Shrewsbury war dem Grafen Roger kurz nach Herzog Williams Krönung übertragen worden, doch viele Anwesen im Umland hatten dem alten Herrn die Treue gehalten, und mancher spät aufgestiegene normannische Adlige war so vernünftig gewesen, eine Sächsin zur Frau zu nehmen und seinen Besitz durch Blut zu sichern, das älter war als sein eigenes, und durch eine Treue, um die er sich nicht unbedingt selbst verdient gemacht hatte.
Die neugierige Menge wimmelte murmelnd herum, die Leute verrenkten sich die Hälse, um den besten Blick auf die vorbeiziehenden Gäste zu bekommen. Da schritt Leoric Aspley, dort sein Sohn Nigel, dieser strahlende junge Mann, mit den besten Kleidern herausgeputzt; da war Janyn Linde, der ihn lebhaft begleitete und gutmütig und nachsichtig
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