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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Mond. Die robotischen Geräte verzeichneten das Beben, das durch ein spitzkegeliges Loch der Oberfläche und die zusammenbrechende statische Ausgewogenheit verursacht wurde.
    Eine halbe Minute lang herrschte Schweigen in der Kanzel, während der Diskus steuerlos, aber nicht unkontrolliert weiterflog. Auf der Sichtscheibe erschien das runde Bild des Zweiten Mondes.
    Ein tiefes Loch klaffte inmitten von Luna secunda.
    »Eine grauenvolle, lautlose Waffe«, sagte McLane schließlich zu Silvan Rott. »Der Krater ist mindestens fünfzigmal so tief.«
    »Entfernung dreitausend Kilometer«, sagte Atan. »Rückflug zur Erde?«
    »Ja, Atan«, sagte McLane. »Es eilt nicht. Laß dir bitte von Mario die Kurskoordination geben.«
    Rott nickte.
    »Eines Tages«, sagte er mit einer Stimme, die noch die Erschütterung enthielt, »eines Tages kommt es vielleicht zu einem entscheidenden Kampf mit den Extraterrestriern. Wir haben bei dem letzten Einsatz festgestellt, daß ihre Schirme gegen unsere Strahlwaffen fast immun sind.«
    Er blieb an den Kommandotisch gelehnt stehen und betrachtete nachdenklich seine spitz zugefeilten Fingernägel.
    »Soll das heißen, daß die Theoretiker der Meinung sind, unsere Werfer und Laserkanonen wären überholt?«
    McLanes Stimmung war nicht die beste; er fühlte sich mit einer derart fürchterlichen Waffe an Bord nicht besonders wohl.
    »Nicht gerade überholt«, antwortete Silvan Rott.
    »Aber?«
    »Aber mit Overkill sind wir in der Lage, angreifende feindliche Schiffe ab einer Entfernung von rund tausend Kilometern zu vernichten, trotz schwerer und starker Schirme. Zehn Schiffe können einen Planeten so verwüsten, daß nichts Lebendes mehr übrigbleibt.«
    Cliff betrachtete Rott nachdenklich und schweigend.
    »Das scheint mehr Theorie als Praxis zu sein, Silvan«, sagte er schließlich. »Außerdem gefällt mir die Entwicklung nicht. Es wäre idiotisch zu behaupten, ich sei praktizierender Pazifist, aber wozu sollten wir mit zehn Schiffen einen Planeten zerstören? Soviel Planeten gibt es in unserem Kontrollbezirk auch wieder nicht.«
    Rott lächelte eisig und erwiderte:
    »Ich brauche gerade Ihnen, Commander McLane, nicht zu sagen, welche Gefahren in dieser Zeit auf die Erde zugekommen sind und womöglich noch zukommen werden. Niemand hat Lust, diese Waffe auch nur einmal einzusetzen.«
    »Außer Ihnen, Rott, der seit drei Tagen von nichts anderem spricht als von Anflugwinkeln, Verzögerungen und vergaster Materie.«
    Überrascht drehte Hasso Sigbjörnson, der Raumingenieur der ORION, seinen weißhaarigen Kopf herum und musterte Cliff und Silvan.
    »Sie flogen mit dem Schiff einen Einsatz, nicht mehr.«
    Blitzschnell konterte der Commander.
    »Einen Einsatz, der zu nichts anderem als zur Zerstörung gut war.«
    Rott nickte heftig.
    »Jawohl. Wir haben tote Materie zerstört. Wir haben niemandem auch nur ein Haar gekrümmt. Aber dafür haben wir eine sehr wertvolle Einsicht, wenn wir in drei Tagen in Basis 104 landen.«
    »Welche?« fragte Cliff McLane kurz.
    »Daß wir eine Waffe besitzen, mit der wir das Leben der Erde und aller Kolonisten schützen können, wenn es die Situation erfordert. Ist das nicht auch für Sie eine Beruhigung?«
    »Wir wissen noch immer nichts von den Fremden«, erwiderte Cliff. »Vielleicht haben sie eine Waffe, die Overkill überlegen ist?«
    »Vielleicht!« sagte Silvan Rott.
    Man hatte offensichtlich lange nach einer Bezeichnung für die neuartige Waffe gesucht und den Namen irgendwo in den Archiven gefunden, die sich mit der Waffentechnik des längst verflossenen zwanzigsten Jahrhunderts befaßten. Die Möglichkeit, einem Gegner mehr Schaden zufügen zu können, als dieser einem selbst verursachen konnte, war damals mit ›overkill‹ bezeichnet worden. Dieser Name war ausgegraben worden. Overkill ...
    »Was wir von den Extraterrestriern wissen«, schränkte Rott ein, »ist nicht viel. Zugegeben. Wir rätseln noch immer an der Technik herum, die in den Schiffen zutage tritt. Den Schiffen, die Sie und Ihre Männer auf MZ 4 entdeckt haben. Aber was wir inzwischen wissen, genügt uns, um auf alles gefaßt zu sein.
    Denken Sie an den brennenden Planeten!«
    Cliff schluckte schwer. Er dachte daran, und noch heute brach der Schweiß auf seiner Stirn aus, wenn er sich die langen Stunden der Versuche und den Aufenthalt im Hyperraum vergegenwärtigte.
    »Sie haben eine feine Art«, sagte er und grinste etwas verzerrt, »meine Mannschaft und mich zu beruhigen. Schöne

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